Schmerzen. Kälte. Dunkelheit. War das der Tod? Ich hatte immer Angst vor dem Tod gehabt, in diesem Moment spürte ich gar nichts, keine Angst, keine Erleichterung. Ich fühlte mich seltsam abgestumpft. Der Schmerz füllte alles aus und ich wollte nur noch das es vorbei war. Ich versuchte den Schmerz zuzulassen, zu akzeptieren. Ich begann zu zittern, vor Schmerz, Anstrengung und Kälte. Ich fühlte mich wie todkrank und wusste lange würde ich nicht mehr überleben. Ich hatte das Gefühl schon Stunden hier zu liegen, ich hatte kein Zeitgefühl. Scheiße, war das alles? Alles was ich vom Leben haben durfte? Erst jetzt wurde mir klar, dass ich die Ganze Zeit nach etwas gesucht hatte, es aber nicht gefunden hatte. Was macht das Leben aus? Kurz vor meinem Tod hatte ich keine Antwort. Ich wusste es nicht.
Plötzlich sah ich Lichter vor meinen Augen, einen Augenblick zweifelte ich daran ob ich noch lebte.
Ich blinzelte, aber meine Sicht verschwamm. Ich versuchte zu fokussieren, ich war zu müde. Einfach nur soo müde. Einsam. Kalt. Ich hörte ein Knallen, Fluchen. Es war mir egal. Ich versuchte meinen Kopf anzuheben, zu schwach.
„Ist die besoffen? Komm, Mann, lass sie hier. Du kannst nicht jeden retten. Die ist selbst Sch-" „Kannst du einmal deine Klappe halten? Jetzt hilf mir einfach." „Aber-" „HILF mir einfach!" Ich blinzelte, was war los? Wo war ich? Ich spürte Hände an meinem Rücken, dann unglaubliche Schmerzen, ich schrie. „Scheiße Mann, was ist los?" „Keine Ahnung, ist die verletzt?" Lautes Fluchen „ Oh Mann, oh Mann, das ist überall Blut. Oh Gott! Ich kann das nicht! Ich weiß nicht ob die das überlebt. Sie braucht n Krankenwagen" „Scheiße, wir haben keine Zeit. Wir tragen sie jetzt ins Auto, ich versuch die Blutung zu stoppen." „Aber-" „ JETZT MACH EINFACH!" Wieder kam ein Schmerzstoß, dann wurde alles schwarz.
Wo war ich? Es war so gemütlich. Verschlafen drehte ich meinen Kopf nach rechts und öffnete die Augen. Ein Adrenalinstoß fuhr durch meinen Körper, ich versuchte ruhig zu atmen. Wo war ich? An meinem ganzen Körper waren Kabel angebracht, Ich nahm die weißen Wände und den sterilen Geruch war, ich war in einem Krankenhaus. Was war passiert? Mühsam rekronstruierte ich die letzten Tage im Kopf. Ich war verletzt. Da waren Stimmen. Irgendwie musste ich das Glück meines Lebens gehabt haben und ins Krankenhaus gebracht worden sein. Panik durchfuhr mich. Ich hatte weder einen Pass noch Geld. Und ich war hier verkabelt angebunden.
Aus dem Augenwinkel sah ich jemanden auf mich zukommen, ich drehte meinen Kopf. Weißer Kittel, ein Arzt. „Schön dass sie wieder bei Bewusstsein sind" begrüßte er mich. Ich nickte nur. Er wirkte sehr professionell, ich schätzte ihn auf mitte 40, Glatze. „ Ich weiß, dass wird häufig gesagt, aber sie können wirklich von außergewöhnlichem Glück sprechen, dass sie noch am Leben sind. Sie hatten eine schlimme Schusswunde am Bein und einige Wunden in der Rippe. Zudem hatten sie eine Gehrinerschütterung. Sie haben eine sechsstündige OP hinter sich und lagen einige Zeit im Koma. Es wird noch dauern, bis diese Wunden vollkommen ausgeheilt sind. Dafür werden sie aber ihr Bein wieder benutzen können." Ich nickte weiter. Er schaute mich prüfend genau an. „ Ich will sie nicht zu früh mit irgendtwas belasten, aber nach so einem Unfall bieten wir ihnen gerne psychologische Hilfe an, sollten sie die im Moment benötigen." Ich schüttelte den Kopf und schaute weg. Was war mit dem Geld? Was war mit meiner nicht vorhandenen Versicherung? Ich traute mich nicht ihn danach zu fragen. Ich wägte meine Optionen ab. Ich konnte aus dem Krankenhaus flüchten, allerdings war das mit schweren Wunden keine Kleinigkeit. Zudem musste ich mich ohne Geld durchschlagen, was bis jetzt sehr schiefgelaufen war. Mir kam eine zweite Möglichkeit in den Sinn, ich hatte ein Gehirnerschütterung gehabt? Vielleicht kam ich einige Zeit damit durch eine Amnesie vorzutäuschen – traute ich mir das wirklich zu? Etwas anderes fiel mir nicht ein. Es musste mir einfach passieren, in so eine blöde Situation zu kommen.
„Haben sie sonst irgendwelche Schmerzen?" Ich schüttelte meinen Kopf. Mir war bewusst wie einsilbig ich war, also fragte ich das einzig sinnvolle:" Was ist den eigentlich passiert?" Wie dünn meine Stimme klang. Der Arzt musterte mich wieder eindringlich, wahrscheinlich dachte er darüber nach wie viel er mir zutrauen konnte oder ob ich es ernst meinte:" Nun, ich dachte das können sie mir beantworten." Ich schaute in geschockt an:" Ich habe keine Ahnung." „Das heißt du kannst dich nicht erinnern?" Ich schüttelte den Kopf. „Wir machen später noch ein paar Tests. Es kann immer mal wieder vorkommen, das ein Mensch nach einem Trauma aber auch nach schweren Gehirnverletzungen Erinnerung nicht widererlangt."
Wir wurden unterbrochen. „Sieh mal einer an, da ist ja jemand wach geworden." Diesmal war es kein Arzt der mich besuchen kam. Es war ein Mann Mitte zwanzig, schwarzes Haar, blaue Augen, sehr gutaussehend. Seine Haare waren nach Hinten gestylt und ließen sein Gesicht noch markanter wirken. Er trug ein weißes Hemd und eine schwarze Leinenhose, ich vermutete dass das Hemd maßgeschneidert war. Er war reich, ein Geschäftsmann vielleicht. Ich versuchte hinter die Fassade zu blicken, wie ich es mittlerweile gewohnt war. Wer war er, was wollte er hier? Er stellte sich neben den Doktor „Da wird sich Chase aber freuen. Er war ziemlich besorgt" Er mustert mich vorwurfsvoll, ich schaue ihn nur verwirrt an. „Sie hat vermutlich eine Amnesie, sie kann sich nicht an den Unfall erinnern," klärte der Arzt ihn auf. „Ach ja natürlich, das passt dir bestimmt ganz gut mmh? Keine Erklärung, kein gar nichts nach der ganzen Aktion?" er erntete einen bösen Blick vom Arzt. Was war los mit ihm? Mir wurde plötzlich klar, dass er einer derjenigen gewesen sein muss, die mich gefunden hatten. Ich schuldete ihm wohl eigentlich meinen Dank. Trotzdem glaubte ich, dass er sich für einen durchschnittlichen Amerikaner doch ziemlich unhöflich benahm. „Wer bist du?" Wollte ich wissen? „Ach so läuft das hier? Jetzt soll ich mich vorstellen? Sag uns doch erst mal wer du bist?" Er musterte mich mit verkniffenen Augen. Ich atmete einmal tief ein, um meine Nerven zu beruhigen. Sehr geschäftsmäßig wirkte seine Art nicht, stellte ich fest. Er wirkte eher launisch und provokant. Vielleicht lag es auch nur an dieser Situation. Das konnte unter Umständen kompliziert werden.
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Was bleibt?
RomanceSamantha gerät zwischen die Fronten eines Drogenkonfliktes, und als sie eines Tages schwer verletzt wird, und sie auf Chase trifft, ist nichts mehr wie es war.