4. Die Entdeckung

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Plötzlich stieß er auf etwas.

Etwas, was sich metallisch anhörte.

Was war es nur?

Er beschloss nicht auf seinen Arbeitgeber und auf Anweisungen zu warten und riskierte nicht nur einen Stromschlag, sondern auch eine Vorladung zu den Violetten Weisen.

Mit all seiner Kraft konnte er eine Kiste hervorheben, die seltsam grünlich glitzernd aussah. Noch nie zuvor hatte er eine solche Farbspiegelung gesehen. Waren es Smaragde? Er hörte im Unterricht davon, aber noch nie hat er selbst welche gesehen.

Selbstverständlich besuchte auch Zu die Schule.
Natürlich durfte niemand erfahren, wer zuvor in dieser Welt lebte. Die Violetten konnten nicht riskieren, dass etwas ans Licht trat, was eventuell doch noch Fragen aufkommen lassen könnte. Daher kannte er den Begriff, aber nur durch Bilder, die in seinem Kopf auftauchten. So lernten sie. Alles, was sie wussten, wurde weitergereicht. Alles, was sie kannten, erfuhren sie nur, weil es ihnen erlaubt wurde. Sie »sahen« nur das, was sie sehen durften – niemals mehr.

Der Zassianer, Zu, war fasziniert von dem, was er fand.

Auf einmal ertönte eine Stimme in seinem Kopf:

  ›Was machst du da?‹

  ›Siner, ich habe dies soeben ausgegraben.‹ Siner war ihre Anrede für Höhergestellte.

  ›Ohne auf meine Anweisungen zu warten?‹

  ›Es tut mir leid, Siner!‹

  ›Nun gut, darüber werden wir uns noch unterhalten. Was hast du da?‹

Sein Chef, Master Tup, kniete nieder und sah sich diese Kiste an. ›ÖFFNEN!‹, befahl er.

Zu suchte eine Art Brechstange und versuchte mit aller Macht diesen Gegenstand auf zu bekommen. Es schien verschweißt zu sein. Er holte einen Laser und fuhr vorsichtig an der Naht entlang. Es gelang ihm, den Deckel nun mühelos zu entnehmen.

   ›Was ist das?‹, wollte Master Tup wissen.

   ›Ich weiß es nicht‹, sprach der kleine Bauarbeiter verschüchtert. Er wollte nichts falsches mehr sagen oder machen. Er hatte Angst vor einer Bestrafung und dass seine Familie eventuell darunter leiden könnte.

   ›Nun gut! Bringen wir alles zu den Weisen. Dann kannst auch du deine gerechte Strafe gleich erhalten.

   ›Sehr wohl, Siner.‹

Diese Kiste war schwer und stabil. Sie wirkte alt. Zum Glück aber brauchten sie es nicht von der Stelle zu bewegen, denn Master Tup zog einen kleinen Stab aus seiner Tasche, gab den Zielort ein und konnte so die Truhe zu den Violetten Weisen teleportieren.

Es waren sechs violette Zassianer und eine jede besaß eine andere Gabe. Viele Legenden ragten sich um diese sechs. Doch niemand wusste genau, wer was konnte, geschweige denn wie alt sie waren. Man wusste, dass es einen Seher, Gedankenleser und Heiler gab. Doch was die anderen konnten, war nur ein Mythos.

Sehr viele Zassianer waren plötzlich in einem Saal. Sie wurden automatisch her befördert, um der Sitzung beizuwohnen. Es wurden willkürlich Bürger, jeder Schicht, ausgesucht.

Zu und sein Master wurden hineingebeten.

   ›Tretet hervor.‹

Die sechs Violetten begutachteten die zwei und ihre Kiste genau. Die Seherin wusste schon vorher, dass sie kommen würden und die Gedankenleserin hatte binnen weniger Sekunden alles gehört, was sie wissen sollte.

Denn auch wenn sich alle per Gedankenkommunikation verständigten, konnte nur diese Weise auch wirklich das hören, was sonst unterging.

›Zeigt die Kiste her!‹, wurde befohlen. Wer eigentlich sprach, war ebenso unsicher. Sie sahen alle gleich aus, trugen dasselbe violette Gewand und bewegten sich identisch.

Zu hievte den Gegenstand auf einen Tisch und zog sich respektvoll wieder zurück.

Synchron standen alle Weisen auf. Sie beugten sich darüber.


Die ZassianerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt