5. Der Schatz

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Doch zum allerersten Mal, in ihrer Geschichte, hob eine von ihnen die Hand, um etwas daraus zu entnehmen. Normalerweise wurde es ihnen von einer anderen Person ausgehändigt.

  ›Das ist überaus interessant‹, sprach sie und hielt etwas fest und sah es sich genau an. ›sehr interessant sogar.‹ Sie schlug es auf und war fasziniert.

  ›Ehrwürdige Weise! Bitte sagen Sie uns, was Sie fanden!‹

  ›Lieber Zu‹, sprach sie, ›nicht ich fand es, sondern du.‹

  ›Ehrwürdige Weise, er hat nicht nach Anweisung gehandelt.‹

  ›Master Tup, sehr richtig, er tat dies nicht.‹

Die Weise ging um den Tisch herum und trat vor Zu, mit dem Gegenstand in der Hand. Auch dies war neu. Sie stand in ihrer Robe da und wirkte viel Mächtiger und Größer als die restlichen Zassianer.

  ›Lieber Zu, auch wenn du eigentlich gegen die Regeln verstoßen hast und du auch nicht deinem Lebensplan nachgingst, kann ich dich nicht bestrafen!‹

Ein Raunen ging durch die Menge.

  ›Das soll niemanden animieren Ähnliches zu versuchen – denn ich bin nur dieses eine Mal milde gestimmt!‹, sprach sie und sofort verstummten alle wieder.

  ›Mein Lieber Zu, du aber hast uns heute ein so wunderbares Geschenk gemacht, dass ich dir auf ewig dankbar sein werde.‹ Die Weise hielt nun etwas in die Höhe und erklärte: ›Bauarbeiter Zu hat während seiner Arbeit eine Kiste gefunden, die vor sehr langer Zeit vergraben wurde. Euch allen wurde der Grund erklärt, weshalb wir auf die Erde kamen und doch kennt ihr nicht die Geschichte der Bewohner, die vor so langer Zeit hier wohnten. Das zu erklären, wäre jetzt zu viel.

Wie dem auch sei, ein sehr schlauer Mensch muss einst dies vergraben haben, in der Absicht, dass wir es finden. Etwas, was er für überaus wichtig empfand, ohne dass man nicht leben könnte. Unsere Welt ist sehr modern. Alles um uns herum ist voller Technologien. Doch gab es eine Zeit, in der nicht nur alles programmiert war. In der Schule habt ihr etwas über Papier erfahren. Ein sehr wertvolles Material. Das, was unser lieber Zu mitbrachte, nennt sich Buch.‹

  ›Buch?‹

  ›Ja, Master Tup. Darin kann man lesen. Andere wiederum schrieben selbst welche.‹

  ›Wozu ist dies gut?‹

  ›Das Lesen und Schreiben gehörte in die damalige Zeit dazu. Für manche Menschen war es wichtig, um zu entspannen. Abzuschalten, sich zu bilden, in eine andere Welt zu entschlüpfen ...‹

  ›Sie meinen, ehrwürdige Weise, sie konnten sich dadurch fortbewegen, so wie wir?‹

  ›Nein. Sie blieben, wo sie waren. Es gab Leser, die so viel Phantasie besaßen, dass sie genau sahen, was sie lasen. Sie stellten es sich vor. Malten es sich quasi aus. Und jene, die schrieben, kreierten durch ihre Bücher etwas Neues.‹

  ›Sie waren selbstständig?‹

  ›Sehr richtig, lieber Zu. In ihrer Vorstellung erschufen sie alles, was sie wollten. Für sie gab es, wenn sie es niederschrieben, kaum Grenzen!‹

  ›Ehrwürdige Weise‹, flüsterte Zu respektvoll, ›sind Sie in der Lage dies zu lesen und es uns allen beizubringen?‹

  ›Dank deiner Entdeckung, lieber Zu, wird eine neue Zeit anbrechen. Viel zu lange schlummerten diese Wörter im Verborgenen. Sie sind zu kostbar, um sie nicht zu beachten.‹

Diese Violette Weise war sehr viel älter als ihre Mitweisen!

Die ZassianerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt