Kapitel 1

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"...Marysha, aufstehen!", ertönte eine mir bekannte Stimme, während ich versuchte meinen schönen Traum weiter zu träumen.

Doch dann, als ich spürte, dass mich jemand versuchte wachzurütteln, stand ich auf.

"Mensch, Mama... Muss das unbedingt jetzt sein?", murmelte ich mit einem leicht während ich mir vor lauter Müdigkeit die Augen rieb.

"Tut mir leid, dass ich dich so ungemütlich geweckt habe aber ich bin nicht diejenige, die heute ihren ersten Schultag an der neuen Schule hat!"

Mama hielt mir einen kleinen Stapel an Klamotten hin, den ich an mich nahm, um ins Badezimmer zu gehen.
Dort machte ich mich fertig für die Schule, also Duschen, Haare kämmen, Zähne putzen - Das Übliche halt.

Nun aber muss ich euch noch einiges erzählen, da ihr euch bestimmt fragt, wer ich nun bin!

Wie ihr vielleicht schon wisst heiße ich Marysha. Marysha Ludshaya um genau zu sein. Ludshaya kommt aus dem russischen und kann man als die Beste übersetzen.

Ich bin im April 17 geworden und vor ungefähr drei Wochen aus Kaliningrad, Russland in eine kleine Stadt in den USA gezogen. Hier wollen meine Eltern mit mir zusammen ein neues Leben anfangen.

Und um auf den schönen Traum zurück zu kommen: Ich habe eine Brieffreundin namens Akami, die auch hier im Ort wohnt. Sie hatte sich auf ihrer Schule freiwillig für den Sprachkurs in Russisch angemeldet und an meiner Schule, in Kaliningrad, hatten wir zu dieser Zeit an einem Projekt gearbeitet. Wir sollten uns einen Brieffreund, beziehungsweise eine Brieffreundin aus einem Staat mit Englisch als erste Sprache, zum Beispiel die USA, suchen und da sind wir aufeinander gestoßen. Wir hatten uns echt super angefreundet, auch wenn wir uns nie wirklich gesehen haben.

Oh, ich komme ja total vom Thema ab!

Also, der Traum.
Ich stand auf dem Schulhof einer unbekannten Schule und schaute um mich herum bis eine etwas kleinere Person mit langen, glatten, schwarzen Haaren und braunen Mandelaugen - also typisch asiatisch- auf mich zukam.
Sie begrüßte mich mit leicht japanischen Akzent und ...

...und dann bin ich aufgewacht, haha...

Das war eurer Meinung nach jetzt bestimmt unnötig, aber ich empfand es als etwas sehr Besonderes.

Nachdem ich mich nun frisch gemacht habe und in die Küche gehen wollte, um mit Frühstück zu machen, vernahm ich einen himmlischen Duft, welcher aus der Küche kam.

Es roch überraschend gut nach...

"Marysha, ich habe dir dein Lieblingsessen für die Schule vorbereitet, Pirashki.", flötete meine Mutter freudig und hielt mir ein außergewöhnlich gut duftendes Lunchpaket vor die Nase, welches ich sofort in meinen Rucksack einpackte.

Falls ihr nicht wisst, was Pirashki sind, erkläre ich es euch kurz. Das sind mit Kartoffeln oder Eiern oder Kraut gefüllte Teigtaschen, die nur etwas größer als Brötchen sind und deren Form etwas der von Croissants ähnelt. Sie schmecken echt lecker!

Danach ging ich mir meine Sneakers anziehen.

"Sagt mal Mama, habt ihr heute noch etwas vor?"
"Nein Schatz, eigentlich nicht."
Mama scheint wohl zu überlegen, ob sie auch keinen Termin vergessen hat.

Während sie weiter überlegte kam mein Vater, in seinen Morgenmantel gehüllt, zu uns in den Flur und gähnte.

"Guten Morgen, schon so früh wach? Ich dachte du hättest dir diese Woche frei genommen.", fragte ich ihn.

"Leider. Hab' um 3 Uhr morgens ganz spontan eine E-Mail von meinem Chef bekommen, dass ich für einen erkrankten Kollegen einspringen soll..."

Er hatte dicke Ringe unter seinen Augen und sein Dreitagebart tendierte langsam zum Vollbart. Echt schade für ihn. Ich hoffe, dass er dafür demnächst seine freie Woche nachholen kann. Nachdem ich mir meinen Rucksack genommen habe ging ich zur Haustür und öffnete diese.

"Ich geh' dann mal los", sagte ich und ging dann mit hastigen Schritten los.

Ich wollte an meinem ersten Schultag an der neuen Schule nicht zu spät kommen!

Als ich den Fußgängerweg entlangging bemerkte ich, wie klar und blau der Himmel war und wie doll die Sonne schien. Die Vögel zwitscherten und ich roch den Duft von frisch gemähtem Rasen in den Vorgärten...

Es war ein wundervoller Tag!

Nachdem ich an einigen Häusern und einem Park vorbeiging kam ich an eine Kreuzung und musterte die Schilder. Auf dem nach rechts weisendem Schild stand der Name einer Schule, welches der Name "meiner" Schule sein müsste, da diese, laut Akami, in der Nähe von unserer Straße liegt. Ich bog nach rechts ab und legte einen Gang zu. Vor lauter Aufregung breitete sich in meinem Magen ein flaues Gefühl aus. War schon komisch. Sonst empfand ich so etwas nie.

Ganz hinten sah ich ein Schild mit dem Namen der Schule. Akami hatte mir geschrieben, dass sie am Schild auf mich warten wollte, also fing ich an zu dem Schild zu laufen. Doch als ich bemerkte, dass dort niemand stand wurde ich langsamer. Nun ja, nicht nur deswegen, sondern auch, weil ich beim Laufen zum Sprinten tendierte und deshalb eine Verschnaufpause brauchte. Diese machte ich an dem Schild, bis mir jemand auf die Schultern tippte und fragte: "Bist du ein Faltenhund oder wieso schnaufst du so laut?"

Ich drehte mich um und sah direkt in zwei lavendelfarbene Augen.

Die, die mit den Spinnen spielt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt