Kapitel 6

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Hm.

Ich war wohl doch eingeschlafen,
denn ich wachte wegen einer Art Vibration auf meiner Brust, die mir fremd war, auf. Ich starrte direkt in die zwei hellgrünen Augen einer dunkelgrauen Katze, die mich anmiaute.

"Wer bist du und was machst du in meinem Zimmer?!", zischte ich dem Vieh zu, das daraufhin verärgert von mir herunter sprang.

"Du bist ja echt gastfreundlich", antwortete sie mir und ehe ich mich versah stand ein waschechter Mensch anstatt der dunkelgrauen Katze vor meinem Bett.

"Ganz ehrlich, Rose muss mich wohl zu der falschen Marysha geschickt haben."

"Wie meinen? Also bist du Rana. Und dieser mysteriöse Dämon aus meinem Traum ist..."

"Rose", fiel mir Rana ins Wort. Ihre Haare waren in ihrer 'menschlichen Form' pechschwarz und sie hatte grelle, limonengrüne Augen.

"Dann bist du wohl doch die Richtige."

Sie schien ungefähr 23 zu sein und trug ein schwarzes Tanktop zu einer olivgrünen Caprihose. Schuhe hatte sie nicht an. Sie war barfuß. Ich stand auf und merkte dabei, dass mein Fuß nicht mehr weh tat. Kurz darauf setzte ich mich wieder auf die Bettkante. Mir wurde etwas kalt, obwohl das Thermometer in meinem Zimmer höchst angenehme 20 Grad Celsius anzeigte. Ich hasse es zu zittern. Ich hasse wirklich vieles. Aber nur aus dem Grund, weil es Dinge sind, die mich schwach wirken lassen...

Rana setzte sich neben mich und fragte ob alles okay sei. Ich nickte stumm.

Innerlich schrie ich aber:
"Nein, überhaupt nicht. Mir geht es schon seit langem Grottenschlecht!!"

Warum hätte alles okay sein sollen?

Warum hätte ich mich unbedingt gut fühlen sollen, nach all den Enttäuschungen von damals?

Ich wollte nicht einmal darüber denken, was damals vorgefallen war...
Ich wollte das alles nicht schon wieder sehen! Viel lieber hätte ich mein Gedächtnis verloren.

Jetzt erinnerte ich mich daran, was mein Vater jenen Abend, als er von der Arbeit nach Hause kam gesagt hatte...

"Ich bin wieder zu Hause!", rief Papa vom Flur aus und schloss die Wohnungstür. Mama und ich hatten uns, wie jeden Abend, eine russische RomCom angeschaut.

Papa kam zu uns ins Wohnzimmer und ließ sich zwischen Mama und mir auf das Sofa plumpsen. Dabei nahm er uns in seine Arme.

"Ich habe wundervolle Neuigkeiten!",
sagte er stolz. Mama freute sich immer tierisch, wenn es Neuigkeiten gab.
"Na dann erzähl mal, Schatz", entgegnete Mama.

Ich habe Neuigkeiten schon immer gehasst. Damals in Kaliningrad und auch hier in Denver.

"Ich habe eine Stelle als Betriebsleiter für einen Zweigstelle unserer Firma bekommen. Und jetzt kommt's - In Denver!"

Mama freute sich riesig und drückte meinem Vater einen fetten Schmatzer auf die Wange.

Ich zwang mich zu einem Lächeln, damit sich meine Eltern keine Sorgen machen mussten, ich fände das ganz schlecht. Na gut, danach konnte ich die graue Katze vom Schulhof nie mehr wieder sehen, aber das war mir auf einmal egal.

Ich wusste nämlich, dass meine Brieffreundin Akami in Denver wohnte und das munterte mich auf.

Dann drückte mich Papa ganz fest.

"Siehst du Masha? Es wendet sich immer alles zum Guten, vergiss das nie. Außerdem ist das die Gelegenheit, um einen Neuanfang zu wagen!"

Die, die mit den Spinnen spielt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt