14:Die Beerdigung...

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Ich stand auf und fühlte mich schwach, so schwach wie noch nie. Aber heute muss ich stark sein, stark sein für ihn. Denn heute wird Ardy, mein Leben beerdigt. Draußen schien die Sonne und alles schien wie immer, nur war es das nicht. Nichts war wie es früher war. Alles hat sich verändert. Alle schienen so fröhlich zu sein, für die meisten war dies hier ein ganz normaler Tag wie jeder andere. Für die meisten wird dieser Tag normal verlaufen und normal enden. Dann werden sie morgen wieder aufwachen und ihr leben weiter leben, ohne es wertzuschätzen. Wahrscheinlich mussten sie das auch noch nie. Sie haben noch eine Zukunft vor sich mit Höhen und tiefen, sie werden irgendwann den oder die Richtige finden, dann heiraten und eine Familie gründen. Aber ich bin nicht die meisten! Und dieser Tag ist auch kein normaler für mich. Heute wird ein großer teil von mir mit ihm beerdigt werden. Nein, nicht ein großer Teil, meine Seele wird mit ihm gehen. Mein Herz wird mit ihm gehen, alles was mich am leben hält. Mein Herz hat schon immer nur ihm gehört , er wird es mitnehmen und es für mich aufbewahren, bis ich zu ihm kommen werde. Bis wir wieder vereint sind.

Ich zog mir meinen Schwarzen Anzug an und machte mich auf den Weg zur Kirche. Ich hatte alle meine alten freunde eingeladen und alle hatten zugesagt. Ich hätte auch fahren können, aber ich wollte die letzten Minuten noch genießen, bevor meine Welt zusammen brechen wird. Jeden Schritt den ich ging brachte mich einen Schritt näher an den Abgrund. Der mich ganz langsam verschlingen wird. Jeder Schritt nahm mir meine Kraft ein Stück mehr, bis sie mich bald ganz verloren hat.

Nun stand ich vor der Kirche und sah sie, alle waren hier und standen mir bei. Alle trauerten mit mir und einige mussten schon jetzt weinen. Ich lief zu Simon, da er der war, den ich am meisten vermisst habe.

Wir umarmten uns kurz und redeten ein paar Worte. Da wir noch etwas zeit hatten, bevor es los ging, beschloss ich noch etwas spazieren zu gehen.

Ich lief an lachenden Kinder und lächelnden Eltern vorbei, an frisch verliebten Paaren, die die Finger nicht bei sich lassen konnten und an alten Ehepaaren, die die Zeit zu zweit einfach genossen. Das alles riss ein großes Loch in mein Herz, dass nur er wieder flicken könnte. Ich lief wider zurück, da die Zeremonie bald anfangen wird und ich nicht zu spät kommen will.

Kurz bevor ich dort war, färbte sich der Himmel von hellblau zu schwarz und es fing an zu regnen. Ich dachte immer, das es sowas nur in Filmen gibt, aber das hier passierte wirklich. Es regnete immer stärker und ich betrachtete den Himmel. Er weinte, er weinte für mich, da ich es nicht konnte. Er war hier bei mir, mein Schutzengel. Oh Gott, wie sehr ich ihn doch vermisse, aber keine Kraft der Welt kann ihn mir wieder bringen.

Nun war es an der Zeit die Kirche zu betreten. Ich setzte mich in die erste Reihe neben Simon. Da ich ich wusste, dass Ardy keinen Pfarrer haben wollte, werden nur wir reden. Viele haben wunderschöne Reden gehalten, die fast alle zum Weinen gebracht haben, aber ich wollte stark bleiben, stark für ihn. Nun war ich an der Reihe, Simon klopfte mir noch kurz auf die Schulter und lächelte mich mit Tränen in den Augen an. Ich konnte nicht lächeln, aber nickte ihm kurz zu, bevor ich mich vor das Podest stellte und tief Luft holte. Ich hatte mir eine Rede geschrieben, aber ich fand sie nicht mehr passend, deshalb ließ ich sie in meiner Tasche und ordnete meine Gedanken. Taddl, dass schaffst du, das bist du ihm schuldig. „Für viele war Ardy ein guter Freund, für manche sogar der beste Freund, aber für mich war er einfach alles. Alles was ich hatte, alles was ich brauchte und alles was ich wollte." ich machte eine kurze Pause und sah, dass jetzt wirklich jeder außer mir weinte. „Ich könnte schon fast sagen, dass er das war was mich am Leben gehalten hat, man könnte ihn schon fast mein Leben nennen." wieder eine kurze Pause. „Wir hatten gute und schlechte Zeiten, aber ich werde mich nur an die Guten erinnern, denn ich will mich nur an die Sachen erinnern, an denen er gelacht hat, an denen es ihm gut ging" wieder eine Pause, da ich die Tränen unterdrücken muss, die sich so langsam an die Oberfläche kämpfen wollen. „Wir haben uns im Streit getrennt und es gibt nichts, dass mir so leid tut wie die letzten Worte, die ich zu ihm sagte, aber ich kann sie nicht zurück nehmen." eine Träne verließ mein Auge, aber ich wischte sie sofort weg und räusperte mich. „Ich hätte mir wie jeder andere wahrscheinlich auch gewünscht bei ihm gewesen zu sein und seine Hand gehalten zu haben, aber das habe ich nicht und selbst das kann ich nicht mehr ändern, aber er hätte nicht gewollt, dass ich mir die Schuld für seinen Tod gebe, also mache ich es nicht." obwohl ich sie mir im stillen gab. Nun sah ich an die Decke, da ich die letzten Worte an ihn richten wollte. „Jetzt bist du mein Schutzengel und nicht mehr mein Engel auf Erden. Ich vermisse dich so sehr und ich wünschte mir, das du jetzt hier bei mir wärst, aber da das nicht möglich ist, will ich nur noch, dass du weißt, dass ich dich schon immer geliebt habe, es jetzt noch tue und es auch für immer tun werde. Die Zeit die wir hatten, war die schönste Zeit in meinem Leben und ich bereue nichts. Ich bereue keinen Moment, denn diese Momente durfte ich mit dir verbringen. Du hast mein Leben zu etwas besonderem gemacht, du hast mich nur mit deiner Anwesenheit glücklicher gemacht, als es jeder andere konnte, bei dir ging es mir gut, bei dir konnte ich ich selbst sein und dafür will ich dir danken. Ich liebe dich mein Engel" mit diesen Worten beendete ich meine Rede und lief mit den Anderen nach draußen. Nun würde Ardy's lebloser Körper unter die Erde gebracht werden.

Es regnete immer noch und der Himmel wurde, wenn dies noch möglich war noch schwärzer. Als sein Sarg im Boden lag warfen alle eine weiße Rose in sein Grab nun war ich an der Reihe, ich habe aber eine rote Rose. Als ich sie gerade loslassen wollte, traf ein Lichtschein direkt in mein Auge und blendete mich. Ich sah in den Himmel und dachte ich träume, aber alle anderen sahen es auch. Es sah so aus, als wäre der Himmel aufgebrochen. Der gesamte Himmel war tief schwarz, nur an dieser einen Stelle schien die Sonne durch und traf direkt auf mich. Der Regen hatte plötzlich aufgehört und alles schien stillzustehen. Ich drehte mich wieder zu seinem Grab und ließ die rote Rose fallen. Als sie den Sarg traf, verschwand der Lichtschein so schnell, wie er erschienen ist und alles war wieder schwarz. Der regen kam stärker als vorher zurück und alle flüchteten in die Kirche, nur ich blieb noch hier. Ich konnte mich einfach nicht bewegen. Etwas schien mich festzuhalten. Ich vermisste ihn so stark, wie noch niemals zuvor und erst jetzt wurde mir so richtig klar, dass ich ihn wirklich nie wieder sehen werde. Das er für immer aus meinem Leben verschwunden ist und ihn nie wieder sehen werde. Innerlich bin ich gerade gestorben. Ich fühlte nichts anderes mehr, außer Schmerz. Mir tat alles weh, mein Herz war nur noch ein Klumpen Ton, der sich in meinem Körper befand und mir unglaublich schwer vorkam. An sich fühlte sich mein Körper unsagbar schwer an. Mein Kopf dagegen war leer und leicht. So leicht wie Luft. Mein Körper drückte mich nach unten und ich sackte auf die Knie. Und zum ersten mal stellte ich mir die Frage, wie soll ich das alles hier ohne ihn nur überleben...




Ist es es halt leider nicht.../Tardy/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt