Freudig drücke ich Ernie an mich, als er aus dem Ministerium auf uns zu tritt. Innerlich bin ich zerstört, doch äußerlich freue ich mich wirklich, ihn wiederzusehen.
Hannah natürlich noch mehr, aber die Beiden schreiben sich auch mindestens einmal pro Woche.
„Ich bin froh dich wiederzusehen, Kollegin", sagt er lächelnd, während er mich umarmt. Seine Arme schließen sich ein wenig zu fest um meinen Körper.
Mit Kollegin meint er die Zeit, als wir zusammen als Vertrauensschüler gearbeitet haben.
„Ich auch, Kollege", sage ich und versuche nicht tonlos zu klingen.
„Wir müssen uns unbedingt alle einen Weihnachtsfeiertag in London treffen. Wir und Susan und Justin. Das wird sicher lustig. Wir gehen schön was essen und erzählen, was wir das Jahr über gemacht haben." Wäre ich nicht so furchtbar genervt von sozialen Kontakten, würde ich die Idee sicher toll finden, aber so... Ich habe ehrlich gesagt keine Lust.
Ich schweige und Hannah mustert mich besorgt, doch sie redet mit Ernie weiter, damit ich meine Ruhe habe. Schweigend steige ich in den Wagen ein. Nach hinten. Ich tue so, als wollte ich schlafen, während Ernie losfährt und erzählt, wie sehr er sich freut, Hogwarts wiederzusehen.
Wie können sich die beiden nur so viel zu erzählen haben, wo doch schon alles in den Briefen gestanden haben muss? Ich verstehe das nicht. Aber was verstehe ich schon?
Langsam schleichen sich Kopfschmerzen von ihren Stimmen an. Ganz langsam.
Ich hasse Kopfschmerzen. Dann kann man nicht mehr klar denken. Aber heute kann ich sowieso nicht klar denken, dann ist das auch egal.
Ich hoffe, ich schlafe wirklich bald ein, aber ich bin nicht müde. Ich habe ja erst im tropfenden Kessel geschlafen und...
Schon wieder stehe ich kurz davor, wieder zurück zu gehen. Das kann doch alles nicht wahr sein!
Plötzlich verfluche ich Ginny, nur weil sie Angst hatte, musste ich zu George gehen! Nur weil sie ihren Bruder nicht anblicken konnte. Ihre Schuld...
Ich kauere mich auf meinem Sitz zusammen.
„Ist alles okay, Megan?", fragt Ernie und blickt mich besorgt durch den Spiegel an.
„A... Alles bestens", nuschle ich.
Dann ist es endlich mal eine Weile still, bis zu dem Moment in dem Hannah verwirrt fragt: „Ernie? Wo willst du hin?"
„Wo soll ich schon hinwollen?"
„Du hast gewendet" entgegnet Hannah.
„Ganz richtig", sagt Ernie grimmig. Ich richte mich auf. Das... Das tut er nicht, oder? Er hat bestimmt nur was im Büro vergessen oder so... Oder er hat...
Aber wir biegen schon wieder falsch ab...
Woher weiß er?...„Fahr einfach weiter, Ernie. Bitte. Fahr Hannah und mich einfach zurück nach Hogwarts!", sage ich gereizt und blicke panisch aus dem Fenster.
Hannah versteht immer noch nicht ganz wo wir hinfahren. Sie ist verwirrt.
Ich nicht, seit dreißig Sekunden schon nicht. Ernie fährt zur Winkelgasse.
Abrupt halten wir. Als ich aussteigen will, betätigt Ernie einen Knopf und hält mich im Auto fest. Aber, ich bin eine Hexe, das müsste ganz einfach mit Alohomora zu lösen sein. Ganz sicher. Ich murmele das Wort und richte meinen Zauberstab auf das Schloss. Die Tür springt nicht auf. So ein Mist. Ich hätte besser in Zauberkunst aufpassen sollen... Sicher wäre ich dann rausgekommen. Aber Ernie war schon immer engagierter als ich. Zumindest in der Schule.
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Weil wir noch leben (Harry Potter / George Weasley FF)
FanfictionWir haben gelitten, alle. Monate ist es her, dass man uns alles nahm. Unsere Schule, unsere Freunde, unsere Familie. Der Krieg war überall. Wenn man versuchte Hogwarts wieder aufzubauen, merkte man es besonders. Man fand Sachen, besondere Sachen...