Kapitel 1

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Vier Jahre später.

"Samira, wo bleibst du? Wir müssen los!", genervt wartete Jason an der Tür, die schwere Sporttasche fertig zusammengepackt zwischen seinen Füßen."Ja, komm gleich! Ich finde bloß meinen Glücksanhänger nicht mehr!", schrie ich zurück und wühlte nun zum gefühlten tausendsten Mal in meinen Schubladen rum. "Ist mir schon klar,den hattest du gestern extra in die Küche gelegt, damit du ihn ja nicht vergisst!"."Verdammt", schrie ich und stürmte zur Treppe runter. "Wieso hast du das nicht gleich gesagt?",fuhr ich ihn an, als ich endlich mit meinen Anhänger die Haustür erreichte. "Ich will ja nicht dass dir langweilig wird",grinsend hiefte er die Tasche über seine Schulter und marschierte zu seinem schwarzen BMW nach draußen. "Du mieser kleiner...", ich verstummte bei dem letzten Wort und folgte ihm schnell, da er kurz davor war ohne mich loszufahren. "Wolltest du wirklich gerade ohne mich zu meinem Wettbewerb fahren?", lächelnd blickte ich in seine Richtung als ich mich auf den Beifahrersitz niederließ. "Jop, notfalls hätten dich ja auch noch James, Leon oder Shane mitnehmen können", er schmunzelte und drückte wie ein Irrer auf das Gaspedal."Denkst du sie kommen überhaupt?"."Natürlich kommen sie. Du gehörst zu unserer Familie, vergiss das bitte nicht. Außerdem wollen sie sicher nicht verpassen, wie du deine Gegner in den Arsch trittst!", er lachte kurz laut auf und legte dann seine rechte Hand auf meinen Oberschenkel. "Danke", hauchte ich, "Danke das du mir damals eine zweite Chance gegeben, und somit mir auch ein neues Leben gegeben hast". Ich drückte seine Hand für einen kurzen Moment und schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln. "Hast du Bock auf Musik?", ehe er mir eine Antwort geben konnte, knipste ich schon den Radio an und sang auch gleich mit den ersten Lied mit: Ariana Grande – Problem. Als wir endlich am Parkplatz der riesigen Wettbewerbs-Halle ankamen, sah man schon überall die Plakate und Flaggen hängen. Weit und breit tummelten die Menschen von den unzähligen Autos vorbei, um noch pünktlich Eintrittskarten zu erhalten. Heute ging es immerhin um den Weltmeistertitel in Kickboxen und kein einziger Kampfsportliebhaber wollte sich dieses Event entgehen lassen. "Nervös?", fragte mich mein Bruder aufmunternd und hielt auf einen separaten Parkplatz für Teilnehmer."Ich doch nicht", ich sprang aus der Tür und zog draußen meine Jacke enger um mich. "Nicht lügen, Kleine. Deine Augenringe verraten alles!", er grinste schaden freudig und holte die Tasche aus dem Kofferraum. Und wiedereinmal hatte er recht. Ich konnte schon seit Tagen nicht mehr richtig Schlafen und auch das Essen brachte ich nicht mehr richtig hinunter, aber das hielt mich trotzdem nicht von meinen Spezialtraining ab. Nein, es war sogar ein Vorteil für mich, da ich dadurch noch Gewicht verloren hatte. Ich wollte diesen Titel so sehr und ich wusste, dass ich heute ohne ihn dieses Gebäude nicht mehr verlassen würde. "Lass uns reingehen, ich muss mich noch aufwärmen, bevor es losgeht!", rief ich aufgeregt und stürmte voraus. Dadurch das wir den kleinen Hintereingang benutzen konnte, kamen wir auch ohne Probleme schnell ins Gebäude und mussten uns nicht extra mit der restlichen Menschenmenge durch den Haupteingang zwängen. Drinnen angekommen kam gleich ein Mann mittleren Alters auf uns zu und brachte uns in mein Vorbereitungszimmer. "Hier kannst du dich umziehen und im Zimmer am Ende des Ganges kannst du dich aufwärmen. Dort befinden sich auch Boxsäcke und so weiter. Viel Glück", damit verlies er schnell das Zimmer um wahrscheinlich noch weitere Neuankömmlinge in ihre Zimmer zu bringen. "So und jetzt?", fragte mein Bruder planlos. "Jetzt gehen wir Boxen".

"Ok, du bist dran,meine Kleine! Mach mich stolz!", mein Bruder drückte mir die Daumen und zog mir meinen Mantel von der Schulter. Ich drehte mich noch ein letztes Mal zu ihm um und gab ihm einen Kuss auf die Wange,bevor ich mit gehobenen Händen und einen selbstbewussten Blick den Gang entlanglief. "Mach sie fertig!", rief er noch, bevor er ihm Jubel der Menschen unterging. Ich stieg in den Ring und wartete auf die nächsten Anweisungen. Die Leute sahen heute nicht sonderlich begeistert von meiner Anwesenheit aus und irgendwie bekam ich das Gefühl nicht los, dass sie mich heute verlieren sehen wollten. "Und nun kommen wir zu ihren Gegner. Die frühere Weltmeisterin, Gin Burmeling!", nachdem der Schiedsrichter den Namen ausgerufen hatte, kam auch schon ein muskulöses Mädchen den Gang entlang gelaufen. Ihre dunklen Haare waren zu einen strengen Pferdeschwanz zusammengebunden und wie auch ich trug sie eine schwarze kurze Hose und einen Sportbh. Als sie den Ring betrat, schenkte sie mir genau eine Sekunde, bevor sie mich abschätzig anblickte. "Und dieses dürre Ding möchte mein Gegner sein? Es muss eine Verwechslung geben!", sie sagte dies so laut, das es der ganze Saal gehört hatte und nun die Zuschauer in schallendes Gelächter ausbrachen. Beschämt richtete ich meinen Blick auf den Boden, bis mir das alte Sprichwort meiner Mutter einfiel. Glaube nicht an die Worte eines Fremden, sondern nur an die, die du für richtig hältst. Vielleicht dachte sie, dass ich schwächer werden würde, wenn sie mich bloßstellt. Dass ich mein ganzen Selbstbewusstsein verlieren würde. Aber da hatte sie nicht mit mir gerechnet! Ich wusste das ich stark war! Ich hatte trainiert, seit mich Jason vor vier Jahren im Wald aufgegabelt hatte. Und ich würde sie erst recht nicht so davon kommen lassen! Sie sollte spüren wie stark ich war!

Nachdem der Startschuss ertönte, schlug sie schon mit ihren recht Bein auf mich ein, doch ich blockte sie unerwartet ab und schubste sie rückwärts auf die Matte. "1:0 für mich." Ein grimmiges Knurren entwich ihr und sofort nachdem sie sich wieder aufgerappelt hatte ging sie wie ein Monster auf mich los. Immer wieder blockte ich ihre Angriffe ab und versuchte sie auf die Matte zu transportieren, doch es war unerreichbar. Kaum bin ich ihr ausgewichen, hatte sie auch schon den nächsten Schlag in Angriff. Nach einiger Zeit spürte ich wie meine Ausdauer nach lies. Ich brauche einen Plan B! Angestrengt dachte ich nach. Es gab genau eine Möglichkeit, die mich aus dieser Situation positiv hinausbringen konnte. Allerdings hatte ich sie nur einmal mit Jason und den Anderen geübt, also konnte es nur in die Hose gehen.Ehe ich mich versah, nutzte Gin meine Abwesenheit aus und beförderte mich knallhart auf die Matte. Die Luft wurde aus meinen Lungen gepresst und ich spürte einen starken Stich in meiner linken Schulter. Verdammt. Ich rappelte mich auf und beschloss meinen Plan in die Tat umzusetzen "1:1, du hast keine Chance gegen mich, Bitch", flüsterte mir mein Gegner zu und positionierte sich wieder in Kampfposition. Ein Gong ertönte und deutete die letzten 60 Sekunden an. Ich hatte nur noch diesen einen Versuch. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und wartete gespannt auf ihren Angriff. Zu meiner Überraschung führte sie genau den Schlag aus, den ich für Plan B benötigte. Sie versuchte mir mit ihrer linken Hand einen Kinnhaken zu erteilen, doch ich blockte ab und auch ihren Schlag mit rechts entging ich. Ich hatte nun für ein paar Millisekunden klare Aussicht auf ihr unverdecktes Gesicht. Ich nutzte diese Chance und gab ihr die härteste Kopfnuss, die ich je in meinen Leben vergeben hatte. Mein Schädel brummte für einen kurzen Moment, doch ich vergaß meinen Schmerz und schmiss mich auf meine Gegnerin, die ihr Gewicht verloren hatte und rückwärts auf die Matte knallte. Von der Zuschauertribüne konnte man ein Aufatmen vernehmen, doch ich traute mich nicht ihnen einen Blick zu schenken, zumindest nicht bis dieser Kampf vorüber war. Die Sekunden vergingen zäh und ich versuchte,die sich unter mir windende Weltmeisterin unter Kontrolle zu halten.Nach einer Ewigkeit unterbrach ein weiterer Gong unseren Fight und ich lies erleichtert von Gin los. Diese rappelte sich mühsam hoch und stellte sich, sowie ich, neben den erneut aufgetauchten Schiedsrichter. "Sehr geehrte Damen und Herren, ich kann ihnen nun unsere diesjährige Weltmeisterin in Kickboxen verkünden. Es ist-", er legte eine kurze Spannungspause ein, bevor er fortfuhr"Samira Yuna". Er drückte mir mit einen breiten Strahlenden Gürtel in die Hand, den ich stolz über meinen Kopf präsentierte. Die Zuschauer, die vorher noch stillschweigend auf den Namen gewartet hatten, brachen nun in wildes Gejubel aus und meine Brüder winkten mir strahlend zu.


Shane schloss unsere Haustüre auf und marschierte, gefolgt von uns Anderen, durch den hölzernen Gang ins Wohnzimmer. "Mira? Kann ich kurz einmal mit dir reden?", fragte mich Jason, als ich mich gerade auf die Couch geschmissen hatte. "Klar, schieß los"."Oben in deinem Zimmer", er lief ohne auf mich zu warten die Treppe hoch.Ich folgte ihm nachdem ich mich müde wieder aufgerichtet hatte. Oben angekommen, sah ich ihn ernst auf meiner Bettkante sitzen und vor sich hin grübeln. "Was ist los Jason?", ich schritt durch den Raum und saß mich neben ihn hin. "Kannst du dich noch erinnern? Ich meine unsere Abmachung", er sah mich gespannt an."Natürlich.Ich habe dir versprochen, dass wir nach diesen Wettbewerb nach Los Angeles ziehen, um dort einen Neuanfang machen."."Wirst du es einhalten?"."Natürlich",ich sah ihn erstaunt an. "Ich halte immer meine Worte"."Gut, wir werden morgen umziehen. Ich möchte, dass wir bis zu deinem Geburtstag in zwei Wochen alles geklärt haben. Ich habe auch den Anderen schon bescheid gegeben. Sie sind gerade beim Zusammenpacken. Wenn du müde bist, ist das kein Problem. Ruh dich aus, ich helfe dir dann morgen.". "Morgen schon? Ich kann mich dann ja gar nicht mehr verabschieden!", redete ich dagegen."Wir werden das Morgen klären, Kleine, aber bitte ruh dich jetzt aus. Morgen um 5 Uhr nachmittags geht unser Flieger, da müssen wir dann mit allen fertig sein. Die Möbel lassen wir hier, nimm nur das aller wichtigste mit! Und bitte sage keinen Bescheid, dass wir wegziehen. Ich werde dir alles spätestens in Los Angeles erzählen.",ich nickte nur. Jason würde nie irgendwelche sinnlose Sachen machen.Es musste einen Grund haben, dass wir untertauchen mussten, also beschloss ich ihm einfach nur zuzustimmen. "Gut, schlaf gut,Süße", er gab mir noch einen Wangenkuss und verlies dann mein Zimmer. Wie ein kleines Kind schmiss ich mich auf mein Bett, und freute mich auf meine bevorstehende Reise. Ich freute mich auf die neue Schule und die neuen Leute. Hoffte, dass wir wieder eine schöne Wohnung finden und anständige Jobs erhalten. Aber vor allem freute ich mich auf meinen 18ten Geburtstag.  



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