{Kapitel 1} Das Wiedersehen

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Meine Finger zitterten als ich den Deckel des Sargs beiseite schob. Ein Jahrhundert lang hatte ich nach ihm gesucht. Erst wusste ich nicht was ihm hätte passiert sein können, bis ich mich daran erinnerte, dass es sein Bruder Niklaus vorzog seinen nächsten Verwandten Dolche in die Brust zu stoßen. Als ich dahinter gekommen war, hatte ich den Erdball Jahrzehnte lang nach Niklaus durchkämmt, doch konnte ihn nirgends finden. Immer und immer wieder war er mir mit seinen Hexen zuvor gekommen und hatte mich manipuliert nicht mehr nach Kol zu suchen. Einige Monate hatten seine Manipulationen gewirkt, doch am Ende hatte ich es immer wieder geschafft mich von ihnen zu befreien. Die Liebe zu Kol war stärker gewesen als die Gedankenkontrolle seines Bastard Bruders, der mich meines Lebensinhalts beraubt hatte.

Nach vielen Jahren der Suche hatte ich Kol nun endlich gefunden. Mit Hilfe einer guten Hexenfreundin hatte ich es geschafft Niklaus, sowie seine Hexenmeute zu überlisten und so ungesehen zu Kols Sarg zu gelangen. Der Sarg lag in einem Lastwagen neben denen seiner erdolchten Geschwister. Nik hatte so eine Möglichkeit gefunden seine Familie wie Werkzeuge herum zu karren, bis er sie benötigte.

Der Sargdeckel ließ sich leicht zur Seite schieben und als er auf dem Boden landete, konnte ich Kol nach 100 Jahren wieder ansehen. Eine Freudenträne lief meine Wange hinunter, ich hatte ihn endlich wieder. Ich zog ihm den Dolch aus der Brust und gab ihm einen langen Kuss auf den Mund. Obwohl er immernoch grau und wie versteinert vor mir lag, hoffte ich, er würde den Kuss spüren. Wenn er in wenigen Stunden aufwachte, würde er sicherlich Hunger haben. 100 Jahre ohne menschliches Blut, die Hölle für einen Vampir.

Ich öffnete also die Tür und ging die kleine Treppe hinuter auf den Bürgersteig. Der Lastwagen parkte auf einer normalen Verkehrsstraße, doch trotzdem brauchte ich keine Angst davor haben, dass Nik kommen würde, da ihn meine Hexe in Schach hielt. Die erste Person die mir entgegen kam war eine junge blonde Frau, vielleicht Mitte 30, sie war allein, das perfekte Opfer. Ich lief direkt auf sie zu und blickte ihr dabei in die Augen: "Guten Tag, würdest du bitte kurz mit mir kommen?" ich lächelte sie mit einem falschen Lächeln an und manipulierte sie, damit sie nichts anderes als 'Ja' antworten konnte. "Ja, wohin gehen wir denn?" fragte sie mich ebenfalls lächelnd und ich zeigte auf den Lastwagen. Ohne etwas zu sagen lief sie auf den Lastwagen zu und stieg ein, als ich die Tür öffnete.

"Du brauchst keine Angst zu haben und bitte schreie nicht, mein Freund hier braucht nur deine Hilfe" sagte ich liebevoll und ging ein paar Schritte auf den Sarg zu, sie folgte mir. "Was ist mit ihm geschehen?" fragte die Frau angsterfüllt. Ich konnte sie verstehen, als normal Sterblicher sah man nicht jeden Tag einen Urvampir, der wie als wäre er aus Stein, steif in einem Sarg lag. "Er wurde erdolcht und braucht jetzt dein Blut, du wirst es ihm von deiner Pulsader geben, bis du kein Blut mehr in deinem Körper hast!" befahl ich ihr. "Aber dann bin ich tot!" sie schrie beinahe. "Ja, aber das ist doch nicht schlimm, meine Liebe. Du stirbst immerhin um jemanden zu retten. Hab keine Angst." Ihre Angst schien trotz der Tatsache, dass sie sterben würde, zu verschwinden und wurde immer weniger umso länger wir warteten.

Nach einer Stunde begann sich Kols Körper zu verändern, seine Haut schien nun nicht mehr wie als wäre sie aus Stein. Nach weiteren 15 Minuten öffnete er langsam die Augen. Er hob seine immernoch grauen Hände und betrachtete sie ruhig. Ich rannte in Vampirgeschwindigkeit auf ihn zu und ergriff seine Hände. Als er mich sah weiteten sich seine Augen und er richtete sich auf "Maya" das war das einzige Wort, das er heraus bringen konnte, bevor er aus dem Sarg stieg und mich mit Vampirgeschwindigkeit hoch hob und mit dem Rücken gegen die Wand drückte. Seine Lippen legten sich sofort gierig auf meine. Ich steckte all meine Gefühle für ihn in den Kuss und begann vor lauter Freunde zu weinen, als er sich aus dem Kuss löste und mich fest umarmte. "Du hast mich befreit" flüsterte er und gab mir einen sanften Kuss auf den Hals.

"Ich habe dir etwas für den Hunger mitgebracht" flüsterte ich ihm ins Ohr. Er drehte sich in meinen Armen um und betrachtete die blonde Frau, die am anderen Ende des Lastwagens stand und bereits ihr Handgelenk entblöst hatte. Er blickte mir noch einmal dankend in die Augen und rannte auf die Frau zu um seine Zähne nicht in das angebotene Handgelenk, sondern in ihren Hals zu rammen. Ich musste lächeln. Kol hatte den Hals schon immer der Pulsader vorgezogen, da seine Opfer, wenn er am Hals von ihnen trank, viel schneller tot waren.

Nach wenigen Sekunden fiel die Frau zu Boden und Kols graue Haut wurde wieder normal. Er wischte sich das Blut mit dem Ärmel von den Lippen und drehte sich langsam auf dem Hacken um und sah sich den Raum genauer an. "Ich war also nicht der einzige" sagte er bitter und schaute traurig auf die Särge seiner Geschwister. "Nik wird immer besser. Er erdolcht fast die ganze Familie und wenn er uns braucht hat er uns alle beieinander und kann sich aussuchen wem er den Dolch aus dem Herzen zieht." Ich fand es schon immer faszinierend wie Kol seinen Bruder bewundern und gleichzeitig hassen und verachten konnte. Kol kam wieder in Vampirgeschwindigkeit zu mir und und als er mir ganz nah war, fragte er: "Wie lang hat mein Bruder mich dieses Mal in diesem Sarg verrotten lassen? Wie lange musste ich dieses Mal auf dich verzichten?" Bei der letzten Frage schaute er mich gierig an und kam mir noch näher, sodass sich unsere Lippen fast berührten.

"Es war ein ganzes Jahrhundert" sagte ich trocken. Ich merkte, dass er sich zügeln musste, um nicht komplett zu eskalieren. Er trat einen Schritt zurück. "Was, ein GANZES Jahrhundert?! Wenn ich diesen Bastard sehe reiße ich ihm das Herz aus der Brust!" Kol war wütend und das zu recht. Sein älterer Bruder machte sich einen Spaß daraus seine Geschwister viele Jahre ihres Lebens zu berauben. Ich legte meine Hand auf seine Wange und schaute ihn liebevoll an: "Wenn du das tun möchten, helfe ich dir. Ich habe versucht dich zu finden, doch er hat mich nicht zu dir gelassen! Ein Jahrhundert war ich allein und jeder einzelne Tag, jede Minute, war eine Qual." "Auf der anderen Seite war jede Sekunde, die ich von dir getrennt war, wie die Hölle für mich". Er sah mir tief in die Augen und drückte mich mit seinen starken Armen wieder gegen die Wand.

"Maya Mikaelson, egal ob zusammen oder getrennt, egal ob in guten oder in schlechten Zeiten, meine Liebe zu dir wird niemals enden. Ich werde sie für immer und ewig bei mir tragen" sagte er und wiederholte so den Satz, den er bei unserer Hochzeit vor mehr als neun Jahrhunderten gesagt hatte. Seine weichen Lippen legten sich auf meine und begannen so einen Kuss, der niemals enden durfte.

It's always time for games {Kol Mikaelson}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt