Kapitel 1

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Da saß er wieder. In dem kleinen Café südlich von London. Da wo man nicht mehr so viel von der Hektik der Stadt mitbekam. Wo die Autos weniger hupten und die Menschen sich gelegentlich ein Lächeln schenkten. Harry hatte nichts gegen die Menschen die mit starrem, kalten Blick ihrem Leben nachgingen ohne auch nur ein mal von ihren Smartphones aufzusehen. Er hatte sich nur für ein anderes Leben entschieden. Das mit seinem Rucksack, seiner Kamera und seinem liebsten Hobby.

Das war sein Leben. Ob man es nun verstehen wollte oder nicht, Harry war wirklich stolz darauf. Stolz auf seine Kamera und die Bilder die ihm so viel Freude schenkten. Auf die Momente die er für immer in einem Foto einschloss.

Er musste das Collage einfach abbrechen. Er hatte gar keine andere Wahl. Harry war nie der Mensch gewesen der etwas aus Geschichtsbüchern lernen wollte. Geschweige denn von Mathe Formeln. Er wollte die Welt sehen, den Wind in den Haaren spüren und die schönen Dinge der Welt für immer festhalten, solange er die Chance dazu hatte. Harry wollte mit Menschen reden, sie Lächeln sehen. Er wollte küssen und lachen und wissen was es heißt wirklich glücklich zu sein.

Er hob die Kamera und grinste als ein Vogel auf seinem Tisch landete. Er schoss und Foto und schmunzelte dann, als die Kellnerin ihm einen seltsamen Blick zu warf. Er war so oft in diesem Café. Es roch wie immer nach dem strengen Duft von Kaffee und dieses mal sogar ein klein wenig nach Frühling. Harry folgte mit seinem Blick einem herab fallendem Blatt und bewunderte wie es im leichten Wind vor sich hin segelte, als seine Augen auf einer anderen Person landeten.

"Wieso lass ich mich von dir überhaupt irgendwo hin schleppen" sagte er in dem Moment als Harry ihn sah.

Ein dunkelhaariger Junge der eine Zigarette hinter sein Ohr gesteckt hatte, ließ sich locker auf einen der Stühle fallen. Der andere mit den blauen Augen schüttelte seinen Kopf über etwas das seine Begleitung gesagt hatte. Vielleicht hatte sich auch Davinci so gefühlt. Harry presste seine Lippen aufeinander. Davinci hat die Mona Lisa immer hin Jahre lang gemalt um sie perfekt zu machen. Und der Junge an dem Tisch war definitiv perfekt. Wangenknochen, Bartstoppeln, Augenringe und ein eisiger Blick.

Es wäre die perfekte Landschaft. Die ersten Blüten begannen nach dem kalten Winter wieder auf den Bäumen zu sprießen, die Sonne schien aus dem perfekten Winkel und die Mädchen einen Tisch weiter, lachten laut über etwas. Harry kämpfte mit sich selbst. Es wäre so einfach gewesen die Kamera zu heben und ein Foto zu machen. Das einzige Problem war, die Person sah Harry direkt an. Es wäre wohl die schlechteste Idee auf der ganzen Welt gewesen, die Kamera zu heben und ein Foto zu schießen. Harry schoss trotzdem eins. Die Mädchen lachten wieder über etwas und Harry spürte wie seine Finger zu kribbeln begannen.

Harry drehte die Kamera ein wenig, um weitere Bilder zu schießen. Er grinste triumphierend als er ein paar Bilder gemacht hatte. Zumindest grinste er so lange bis er von dem Objektiv aufsah und auf zwei blaue Augen traf, die ihn von einem anderen Tisch aus anstarrten. Harry lies die Kamera langsam sinken.

"Was ist?" fragte der andere von den beiden und drehte sich um. Harry spürte wie sich ein Knoten in seinem Magen bildete. Also schluckte er schwer und starrte auf den Boden unter seinen Füßen. Als er wieder hoch sah starrten ihn die beiden fragend an. Er wusste ja das er selten gute Ideen hatte. Aber diese hier musste eine besonders schlechte gewesen sein. Zumindest wirkte es so, den Blicken der Jungs nach zu urteilen.

"Hast du mich fotografiert?" Es war keine Frage. Eher eine Aussage. Harry schluckte schwer und nickte.

"Tut mir leid aber du sahst wirklich schön aus" sagte er in einem Atemzug. Ja, vielleicht wurde Harry immer noch nervös in der nähe von hübschen Jungs. Es hatte sich seit der Schulzeit wohl doch nicht so viel verändert.

Keep this love in a PhotographWhere stories live. Discover now