Schockierend

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~Bianca~


Ich öffnete die Tür und staunte. Dean hatte ja schon davon erzählt, aber so hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Ich stand am Eingang eines Ganges von dem viele Türen abgingen, an den Wänden standen Kisten und schwarze Tranportkisten mit Rollen unter, überall auf dem Boden führten Kabel in die verschiedensten Richtungen und die Wände waren weiß gestrichen. 

Das also war Deans 'Arbeitsplatz'. 

Ich hätte kreischen können vor Aufregung. Schon allein unbemerkt aus dem Krankenhaus zu entkommen war ein kleiner Nervenkrieg und irgendwie toll. Ich hatte mich seltsam lebendig gefühlt, zwar nicht ganz so, wie wenn Dean mich besuchen kam, aber es kam dem schon etwas nahe.

Ich steckte den VIP-Pass, den mir Mr McMahon bei seinem Besuch vor drei Tagen geschenkt hatte und mit dem ich überhaupt erst hier in den Backstagebereich herein gelassen worden war, in meine Hosentasche und schritt mit großen Augen den Gang entlang. 

Je weiter ich ins Innere des Stadions gelangte und vor Staunen kaum traute zu blinzeln - ich könnte ja eine Kleinigkeit übersehen - um so mehr wünschte ich mir, dass Dean hier bei mir wäre.  Zu gern hätte ich mir alles erklären, mich von ihm rum führen und mir seine Freunde von ihm vorstellen lassen, aber nachdem Dean mich heute nachmittag wieder einmal vertröstet hatte und dabei auch noch diesen seltsamen Ausdruck im Gesicht hatte und diese vage Zeitangabe "Werd erstmal wieder richtig gesund, dann sehen wir weiter", hatte ich den Entschluss gefasst, das Ganze in die eigene Hand zu nehme und Dean vor vollendete Tatsachen zu stellen. 

Ich wusste gar nicht warum Dean sich so viele Sorgen um meine Gesundheit machte, die Ärzte meinten,  die Stichwunde in meinem Bauch würde wunderbar verheilen, die grünen violetten und blauen Flecken überall auf meinem Körper verblassten zusehens, die angebrochenen Rippen taten überhaupt nicht mehr weh und auf meiner Kopfwunde klebte nur noch ein großes Pflaster und kein Verband mehr und das war schnell unter einer Mütze versteckt. Ich war also im Grunde so gut wie gesund. Na ja, jedenfalls gesünder als Dean mir zugestand. 

Immer wieder begegneten mit einige Leute auf meinem Weg ins Innere des Stadions. Einige trugen schon ihre Ringkleidung, andere trugen Anzug und Krawatte, auch einige Ringrichter traf ich. Manche von ihnen schienen so in Eile zu sein, dass sie nichts um sich herum wahrzunehme schienen, während einige wenige mich interessiert musterten, als sie an mir vorbei gingen, aber die meisten waren freundlich und hatten wenigstens ein willkommenes Lächeln für mich. Aber bei jedem Mann, der mir über den Weg lief oder jeder Frau fragte ich mich unwillkürlich, ob das Deans bester Freund Roman war oder eben jene Selena, für die mich Dean in jener Nacht zuerst gehalten hatte. Aber ich wusste ja nicht mal, wie Selena aussah. Mir kam hier überhaupt kein Gesicht bekannt vor... bis auf... 

Ich blieb wie vom Donner gerührt stehen und starrte die Frau an, die mir gerade entgegen kam, als hätte ich eine Art Erscheinung.

Da war tatsächlich ein Gesicht, dass mir erschreckend bekannt vorkam und je länger ich in dieses sah, das die gleiche Nasenform wie ich hatte, genau so aussehende Wangenknochen, ebendfalls Schmolllippen und zudem auch noch die selbe Körpergröße und Figur hatte wie ich, desto mehr und mehr lichteten sich die schwarzen Ecken meines Gedächtnisses, die seit dem Überfall ohne jede Erinnerung an mein früheres Leben waren. Und xie Erkenntnis ers hütterte mich mehr und mehr.

Jetzt wusste ich endlich wieder alles... wirklich alles. Beim Anblick dieser Frau, die nun ebenfalls stehen geblieben war, als sie mich erblickte, konnte ich mich endlich wieder daran erinnern, warum ich in diese Stadt gekommen war, warum ich in jener Nacht in das Stadion gehen wollte, in dem zur selben Zeit auch die WWE gastierte und was diese Frau mit alle dem zu tun hatte... 

"Selena?!", brachte ich gerade noch heraus, dann forderten die Anstrengungen meiner kleinen Reise hier her und die plötzlich auftauchenden Erinnerungen ihren Tribut und mir wurde schwarz vor Augen. 





~Dean~


"Und es macht ihr überhaupt nichts aus?"

Ich schüttelte den Kopf und begann damit mich aufzuwärmen, da ich in einer halben Stunde im Ring stehen musste. 

Meine stumme Antwort brachte Tess zum grübeln. So wie ich meine gute Freundin kannte versuchte sie sich wohl gerade vorzustellen, wie sie sich wohl fühlen würde so ganz ohne Erinnerungen an ein früheres Leben zu sein. "Naja, was sollte es ihr auch ausmachen, wenn sie dich hat, der sie immer wieder aufmuntert." 

Ich warf ihr einen warnenden Blick zu. Klar wusste sie, dass mir Bianca nicht egal war, aber sie sollte bloß nicht wieder behaupten, ich hätte mich in sie verliebt... nur weil ich Bianca so oft besuchen gehe und ihr Blumen mitbringe... "Das macht man nun mal so, wenn man jemanden einen Krankenbesuch abstattet", hatte ich ihr darauf geantwortet.

"Das schon, aber im Allgemeinen verbringt man dort nicht den halben Tag und kommt nicht mit einem verträumten Lächeln zurück", hatte Tess daraufhin erwidert. 

Gut, ich konnte nicht leugnen, dass ich gern Zeit mit Bianca verbrachte... es sogar kaum abwarten konnte endlich wieder bei ihr zu sein und sie lachen hören, in ihre strahlenden dunklen Augen versinken konnte, aber deshalb war ich doch nicht gleich in sie verliebt... nein, wirklich nicht... 

Tess hob abwehrend beide Hände. "Ganz ruhig, mein Großer. Ich meinte ja nur, dass du ihr mit deinen Besuchen sicher gut tust."

Eine Weile schwiegen wir dann. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, während wir uns warm machten. Tess dachte sicher wieder an Seth, ihren besten Freund und seine nächtlichen Probleme. Während ich an Bianca dachte und... ja wirklich... begann die Stunden zu zählen bis ich sie wieder sehen konnte und mir gefiel der Gedanke überhaupt nicht, dass es noch so unerträglich viele waren. Erschrocken stellte ich fest, dass ich Bianca vermisste.

"Und sie hat nicht einmal eine Ahnung wer Selena ist?", durchbrach Tess schließlich die Stille und begann mit einigen Liegstützen. 

Mit dieser Frage schaffte sie es mich aus dem Takt zu bringen und ich verzählte mich bei den Klimmzügen. Ich sah etwas schuldbewusst zu ihr runter. "Nein, wie denn auch, sie ist ihr ja noch nicht begegnet, jedenfalls nicht nach dem Überfall."

"Aber Seth. Sie hat Seth nicht erkannt? Ich meine, er stand direkt neben dir, als du sie hinterm Stadion gefunden hast", ließ sie nicht locker.

Ich ließ die Stange, an der ich die Klimmzüge machte, los und ließ mutlos die Schultern hängen. Auch das schien Tess Antwort genug zu sein. "Aber irgendwann musst du den dreien voneinander erzählen." Auch sie ließ das Aufwärmen jetzt sein, setzte sich auf ihre Hacken und sah mich mitfühlend an. Da erst erkannte ich, dass sie Recht hatte, nicht mit dem was sie über Seth und Selena gesagt hatte und ich ließ mich in meiner steigenden Verzweiflung hinreißen: "Aber ich will Bianca noch etwas für mich haben, ich will sie noch nicht teilen, nicht mal mit ihren Geschwistern." 




                                                                 ~~ Fortsetzung folgt ~~



The Shield - DeanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt