Not a fairytale || selection ff

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Office Parker zieht mich zur Wand. Ich kann schon die Schritte und Stimmen der Jungen bereits hören. Sie sind viel näher, als ich erwartet habe.

"Wir müssen uns verstecken. Sie dürfen Sie nicht sehen, Eure Majestät." Der Officer sucht nach einem Versteck, findet aber nichts. Der nächste Geheimgang ist zu weit entfernt. "Hier. Da kann uns niemand sehen. Hoffentlich." Ich deute auf die großen Pflanzen, die an der Wand stehen. Ich habe absolut keine Ahnung, was das für Grünzeug ist, aber es wird wohl ausreichen, um mich vor den Blicken zu schützen. "Ja, sehr guter Einfall, Eure Majestät."

Wir schieben die Pflanzen etwas von der Wand weg, sodass ich Platz habe dazwischen zu gelangen. Der Officer stellt sich vor mich und erwartet die Jungen. Geduckt und still auf dem Boden kniend, erhasche ich einen Blick zwischen den Blättern hindurch. Acht der Neuankömmlinge gehen hinter Miss Solomon her, die für die Erziehung in Sachen Hof und Benehmen verantwortlich ist. Sie ist eine strenge und sehr konservative Frau, vor der man sich fürchten muss. Ich tue es auf jeden Fall.

"Wir nähern uns  ihren Gemächern, meine Herren. Dort werden sie in den nächsten Tagen oder Wochen leben." Ihre schneidende Stimme dringt in meine Ohren. Als einer der Jungen sich räuspert, bleibt sie sofort stehen und dreht sich mit ernster Miene um. Naja, eigentlich sieht sie immer ernst aus. "Haben Sie etwas zu sagen?"

"I-ich. Nein. Nein." Ein kleinerer Junge mit schwarzen Haaren sieht sie mit großen Augen und verängstigt an. Sicherlich bereut er jetzt, dass er sich geräuspert hat.

"Gut. Einen schönen Tag, Officer Parker." Miss Solomon grüßt die Wache, die genau vor mir steht. Er nickt nur einmal kurz und starrt dann wieder die Jungen an. Seine Muskeln spannen sich an. Das kann ich durch seine eng anliegende Uniform sehen. "Das, meine Herren, ist Officer Jamie Parker. Er ist unter anderem für den Schutz unserer Prinzessin Elina verantwortlich."

"Und wo ist die Prinzessin?", fragt ein groß gewachsener Junge mit Nerdbrille, dunkler Haut und kurzen dunkelbraunen Haaren. Miss Solomons Miene verfinstert sich auf der Stelle. Sie spitzt die Lippen. Ein eindeutiges Zeichen, dass sie verärgert ist. "Wie ich ihnen bereits mehrmals erklärt habe, Sir Tyler, werden Sie die Prinzessin erst heute Abend beim Abendessen treffen. Das sind die Vorschriften."

"Ich glaube, die Prinzessin ist gar nicht so weit entfernt und läuft hier irgendwo herum. Wo befindet sich denn ihre Zimmer?" Der Junge, der ganz hinten steht, lächelt und sieht Solomon fragend an. Er hat leicht wellige, blonde Haare, die ihm leicht ins Gesicht fallen. Sie spitzt die Lippen noch ein bisschen mehr. "Dieser Frage würdige ich nicht einmal eine Antwort, Sir Lucas." Sie dreht sich um und stolziert weg. Die anderen Jungen werfen Lucas ein Lächeln für den Versuch zu und folgen ihr. Doch Lucas bleibt stehen. Er kniet sich hin, bindet seinen Schuh zu und zwinkert mir dann zu. Er hat mich gesehen? Dabei war ich doch die ganze Zeit so ruhig.

Officer Parker will einen Schritt auf ihn zu machen, aber ich halte ihn zurück und stehe auf. "Ist schon gut. Er hat mich ja sowieso gesehen." Ich lächle den Officer an. Er starrt jedoch weiterhin finster auf den Jungen namens Lucas. "Das ist nicht in Ordnung, Majestät. Es verstößt gegen die Regeln", presst er hervor. "Ich weiß, aber manchmal muss man die Regeln brechen. Das sollten Sie viel öfter tun, Jamie Parker." Um ihn zu beruhigen, lege ich einen Arm auf seine Schulter und sofort spannt er seine Muskeln an, sagt aber nichts.

"Lassen wir die Förmlichkeiten weg. Ich bin Elina, Prinzessin und so weiter." Ich halte ihm die Hand hin und Lucas schlägt ein. "Luke Thompson. Bald vielleicht Prinz und so weiter." Er lächelt wieder. Seine grünen Augen funkeln mich an. "Die Wahrscheinlichkeit dafür geht gegen null, aber ich will Ihre Träume nicht zerstören." Luke lacht. "Werde ich jetzt schon rausgeworfen, obwohl es noch nicht einmal angefangen hat? Das wäre zu schade."

"Ich muss jetzt wirklich unterbrechen. Prinzessin, Sie haben noch andere Pflichten und Sie, Sir Lucas, sollten sich beeilen. Miss Solomon ist bereits zwei Gänge weiter." Officer Parker stellt sich zwischen mich und den Jungen und wendet mir den Rücken zu. Für einen Moment lasse ich meine Fassade fallen. Meine Wangen färben sich leicht rot, ich grinse in mich hinein und fühle mich wie ein normales Mädchen im Teenageralter. Natürlich tut Jamie das nur, weil es sein Job ist, aber es besteht eine winzige Chance, dass er eifersüchtig ist. Und diese Vorstellung lässt ein warmes Gefühl in meinem Bauch frei. Nur Sekunden später habe ich mich wieder im Griff und mache einen Schritt neben den Officer. "Sie haben vollkommen Recht. Es war angenehm Sie kennen zu lernen, Luke. Aber sie sollten nun wirklich gehen." Ich habe extra Luke gesagt, und nicht Lucas, weil er sich mir so vorgestellt hat und anscheinend so genannt werden will. Der blonde Junge macht eine leichte Verbeugung und verschwindet ohne ein Wort in den nächsten Gang.