Ein paar Häuserecken von seinem Unterschlupf entfernt, befand sich sein Lager. Nach einem eiligen Fußmarsch hatte er den Garagenblock eines Mehrfamilienhauses erreicht.
Bevor er das Tor öffnete blickte er sich noch einmal um. Niemand sollte sehen, was er hier lagerte.
Schnell betrat er die Garage, schaltete das Licht ein und schloss das Tor. Dann aktivierte er den Überwachungsbildschirm, der ihm 6 Kameraperspektiven bot.
Alles ruhig.
Noch.
Bald würde die Rushhour beginnen. Bis dahin musste er am besten schon bei seinem nächsten Ziel gewesen sein.
Er öffnete den Metallspind, entnahm ihm routiniert einen Klempneroverall, einen Werkzeugkoffer, tauschte seine SIG SAUER SP2022 Two Tone gegen eine P239, nahm ein Paket 9mm, das Holster und verschloss ihn wieder.
Zügig aber ohne Hektik zog er sich um. Nebenan ging das Garagentor auf. Ein Motor sprang an, der Wagen fuhr im Rückwärtsgang aus der Garage und das Tor schloss sich. Ein Blick auf den Überwachungsbildschirm sagte ihm, dass sich sein Nachbar entfernt hatte und er die Garage ohne Probleme verlassen konnte. Er schaltete den Bildschirm und das Licht aus, bestieg im Dunklen seinen VW Crafter, der in der Garage abgestellt war, öffnete mit der Fernbedienung das Tor, fuhr hinaus und schloss das Tor wieder.
Heute Nacht würde er die Garage räumen und der Lieferwagen würde sein neues Zuhause sein.
Wenn alles gut ging.
Er fuhr zu seinem nächsten Ziel. Einmal mehr kam er sich vor, wie in einem dieser Filme, die er schon als Heranwachsender gerne gesehen hatte. Schon damals konnte er das Kribbeln mitfühlen. Jetzt war es mehr als ein Kribbeln. Es mischte sich ein fahler Geschmack nach Angst hinein.
Wie kam Mara an seinen Namen, Herrgott noch mal?
Die Angst und das Kribbeln verzogen sich und machten wieder seiner Wut Platz. Wo war ihm ein Fehler unterlaufen?
An einer roten Ampel hielt er an, öffnete das Handschuhfach und entnahm ihm eine Cola und ein Snickers. Trinkend fuhr er bei grün wieder an.
Er hatte sich stets über sämtliche Lebensumstände seiner Ziele kundig gemacht bevor es zu bedauerlichen Unfällen, Krankheiten mit Todesfolge, versehentlichen Vergiftungen oder in Szene gesetzten Morden kam. So wie der letzte.
Es sollte ein Schuss ins Herz sein. So war es gefordert worden. Das war die Bedingung seiner Auftraggeberin. „Treff das Miststück ins Herz!", waren ihre Worte gewesen.
Wer weiß, was das Miststück alles über sie gewusst hatte?
Vielleicht hätte er das auch wissen wollen. Vielleicht hätte er sich neben der Vita seiner Opfer auch mit der Vita seiner Auftraggeber auseinandersetzen sollen?
Er nahm einen langen Zug aus der Dose, biss in den Schokoriegel und bog in die Straße ein, in der sein Ziel zu Hause war.
Diesmal musste er weder das eine noch das andere machen.
Diesmal ist alles anders, dachte er, als er nach einem geeigneten Parkplatz für seinen Wagen suchte.
Diesmal hatte er weder Auftraggeber noch eine Ahnung wer diese Christiane Müngersdorf überhaupt war, geschweige denn, dass er sicher sein konnte, dass sie noch zu Hause war.
Es war schon nach sieben.
Er fand einen Platz.
„Wie im Film", lachte er bitter auf.
Er parkte.
Diesmal.
Genau vor dem Haus.
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Arbeitstitel
Mystery / ThrillerMara, eine Schriftstellerin, wird durch einen Auftragskiller erschossen. Dieser muss erkennen, dass sein letztes Opfer über ihn Bescheid wusste und seine Identität an die Lektorin Christiane Müngersdorf weitergegeben hat. Sein neues Ziel steht somit...