Capsulette Teil 2

71 6 5
                                    

Wir saßen dabei meistens vor meinem Laptop und schauten uns Filme an oder Wohnungen für eine WG in der riesigen Hauptstadt Minima, welche über 200 Kilometer entfernt von Capsulette war. Alle Häuser hier standen so weit auseinander, dass man schon bei leichtem Nebel das Haus des Nachbarns nicht mehr sehen konnte. Der Grund dafür war nicht, dass alle Einwohner reich waren, sondern dass die Grundstücke wegen der geringen Population und der schlechten Lage so günstig sind. Reiche Menschen könnten sicherlich ein so großes Landstück in ein Paradies verwandeln, aber die Bürger bevorzugten hier alle das simple Leben. Meine Eltern hatten das kleine zweistöckige Haus meiner verstorbenen Großeltern übernommen und renoviert. Im Erdgeschoss befand sich das Wohnzimmer mit dem großen Kamin, die Küche, die wir erst vor zwei Monaten limettengrün gestrichen haben, ein Bad und das Büro meines Vaters. Im Obergeschoss befanden sich das Zimmer meiner Eltern, das Zimmer meines kleinen Bruders, der 7 Jahre alt ist, noch ein Bad und mein Zimmer. Ab dem Alter von 10 Jahren durfte ich selbst entscheiden, wie ich mein Zimmer gestalten will und so hat es über die Jahre alle Farben des Regenbogens bekommen. Kurz vor meinem 17. Geburtstag hatte ich meine damals türkise Wand weiß bestrichen. Ich hatte im Internet ein Foto von einem weißen, eleganten Zimmer gesehen, welches taupefarbene Akzente hatte und so gingen alle meine Ersparnisse für weiße Möbel und erdenfarbige Dekorationen drauf. An der Ostseite meines Zimmers habe ich ein riesiges Fenster, welche fast die ganze Wand ersetzt. Weil mein Zimmer auf der hinteren Seite des Hauses ist und keiner reingucken kann, hatte ich nie Vorhänge gehabt. Wenn man rausguckte, hatte man einen atemberaubenden Blick auf den Wald. Direkt vor meinem Fenster stand mein Bett, damit ich Nachts die Sterne beobachten konnte. Ansonsten befanden sich in meinem Zimmer nur noch ein Kleiderschrank, ein Schreibtich und ein Bücherregal, welches bis zur Decke reicht. Wenn ich nicht zur Schule ging oder Serien guckte, dann las ich. Ich bevorzugte noch nie ein bestimmtes Genre, ich hatte schon immer gern Verschiedenes gelesen um viel über die Welt, die Galaxis und die Fantasiewelten eines Menschen zu erfahren. Ich interessiere mich auch seit meiner Kindheit für Malerei, deswegen hatte ich eine Kopie des Gemäldes ,,Frau mit Sonnenschirm" von Monet über meinem Schreibtisch hängen. Genau in diesem Zimmer befand ich mich gerade und versuchte mich vor meiner Mutter zu verstecken. ,,Sam, meine Geduld lässt langsam nach.", rief meine Mutter von unten.

Die MarionettenköniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt