Kapitel 2

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Frühe Morgenluft fuhr der weißen Kätzin durch das Fell. Sie war auf Morgenpatrouille mit Brandschweif, Leuchtpfote, Tausee, Eisherz und Mondglanz. Ihre Mutter hielt es für eine gute Idee, wenn Kristallpfote ohne sie mit den anderen mitginge, damit sie sich daran gewöhnte, nicht jeden Tag mit ihr zu trainieren. Froststern hatte schließlich auch noch ihren Pflichten als Anführerin nachzukommen. Tausee leitete die Patrouille und setzte mit Brandschweif und Eisherz neue Markierungen an der
NachtClan-Grenze. Ständig dachte Kristallpfote an die Worte der SternenClan-Kätzin. Sie wusste nicht einmal, wie diese hieß. Sie sollte als Kriegerin zweite Anführerin werden, doch ihr Weg wird nicht leicht sein, hatte die Kätzin gesagt. Kristallpfote schüttelte den Kopf, um den Gedanken loszuwerden. Sie musste sich auf ihr Training konzentrieren und sonst gar nichts. "Gehen wir noch zur SonnenClan-Grenze?", fragte Leuchtpfote. "Heute nicht, der Weg wäre zu weit. Froststern hat gesagt, wir sollen hier die Grenzmarkierung erneuern und anschließend noch ein bisschen jagen", erklärte Brandschweif seiner Schülerin. Tausee, der trotz seiner Blindheit den Wald besser kannte als jeder andere, hob die Nase ihn die Luft und schnupperte. "Ich rieche Wühlmaus", miaute er und schnippte mit der Schwanzspitze auf eine Eiche. "Wer von euch beiden will sie fangen?", fragte er an Kristallpfote und Leuchtpfote gewandt. "Ich!", rief Leuchtpfote leise, um die Beute nicht zu erschrecken. "Dann zeig uns doch mal, wie du das machst", miaute Brandschweif. Kristallpfote und die anderen sahen zu, wie Leuchtpfote leise, aber schnell zu der Eiche lief. Jetzt fiel sie in Kauerstellung, schlich sich vorsichtig an ihre Beute heran und dann konnte Kristallpfote sehen, wie die dunkelbraune Kätzin los stürzte. Sie hörte ein Quieken und Leuchtpfote kam mit dem kleinen Körper im Maul zurück. "Das war toll", schnurrte Kristallpfote. "Du bist eine gute Jägerin." Die Augen von Brandschweifs Schülerin leuchteten. "Kristallpfote, Froststern bat mich, eine Zeit lang deine Ausbildung zu übernehmen", miaute Eisherz. "Sie muss sich um ihre Pflichten kümmern und für die große Versammlung morgen Nacht auch noch die Katzen auswählen." Kristallpfote nickte ihrer vorübergehenden Mentorin zu. "Also, wir haben die Anweisung bekommen, nach der Grenze zu sehen und zu jagen", miaute Mondglanz. "Ich habe mir gedacht, dass wir uns aufteilen könnten und am Ende unsere Beute zusammentragen. Mit der Wühlmaus von Lichpfote fangen wir an." Sie nahm die Maus, grub eine kleine Kule und warf sie hinein, scharrte Erde darüber und kam wieder zu ihnen. "Wir haben bis Sonnenhoch Zeit", miaute Kristallpfote, "na los." Sie, Tausee und Eisherz gingen nur ein Stück weiter, da nahm sie auch schon den Geruch einer Amsel war. Der Vogel zerrte an einem Wurm, der in der Erde steckte. Sie schlich sich an und trug ihn kurze Zeit später zu ihren Gefährten zurück.

Im Lager herrschte geschäftiges Treiben. Froststern war ihnen vorher im Wald über den Weg gelaufen und hatte ihnen gesagt, sie sollen jagen, bis sie die Abendpatrouille antrafen. Kristallpfote hatte sie verwirrt angeschaut und ihre Mutter hatte dann erklärt, weshalb. Es hatte dann auch nicht lange gedauert, bis Glanzohr, Rindenpelz, Federmond, Rotpelz und Lilienschweif mit Birkenpfote, ihren Weg kreuzten. Zusammen waren sie dann zum Lager zurückgekehrt. Jetzt trug Kristallpfote mit den anderen Katzen ihren beachtlichen Fang zum Frischbeutehaufen und lief dann zum Schülerbau. Natternpfote und Blaupfote saßen davor und gaben sich die Zunge. "Hallo Kristallpfote", miaute Blaupfote. "Hallo", grüßte sie. "Wie war die Morgenpatrouille?", fragte Natternpfote. "Spannend", miaute sie mit einem ironischen Unterton.  "Und man könnte eigentlich auch
Ganztages-Patrouille dazu sagen. Wir waren den ganzen Tag lang unterwegs und haben gejagt", miaute sie erschöpft. "Hat es keinen Spaß gemacht? Ich meine, es passiert nicht häufig, dass Schüler zu so einer Patrouille mitgenommen werden", erklärte Blaupfote. "Doch, schon, aber ich hatte auch andere Gedanken und war nicht ganz bei der Sache", antwortete Kristallpfote. Um vom Thema abzulenken, fragte sie die beiden, was Sandpelz und Schneevogel heute mit ihnen gemacht hatten. "Schneevogel war mit mir auf der Mooslichtung, um Verteidigung und Tarnung zu üben", miaute Blaupfote. "Und Sandpelz hat mir gezeigt, wie man schwimmt. Er hat gesagt, wenn wir gegen Gegner kämpfen, die gut schwimmen können, dann sei das eine gute Übung", erklärte Natternpfote. Die Augen der Schüler leuchteten. Plötzlich ertönte die Stimme der Anführerin von der Himmelsbirke herab. "Alle Katzen, die alt genug sind, um Beute zu machen, mögen sich unter der Himmelsbirke zu einem
Clan-Treffen versammeln." Kristallpfote fiel wieder ein, was ihre Mutter vorhin zu ihr gesagt hatte. ' "Es wird eine Kriegerzeremonie geben" '. Aus den Bauen strömten Katzen und sogar Nebelauge schaffte es, mithilfe von Wiesenpelz und Tüpfelherz, auf die Lichtung zu kommen. Kristallpfote, Blaupfote und Natternpfote bahnten sich einen Weg nach vorne, um dort einen Platz zu ergattern. Sie quetschten sich zwischen Rindenpelz und Federmond. Kristallpfote suchte in der Menge nach einen ganz bestimmten Pelz. Und dann entdeckte sie den cremefarbenen Fellhaufen, wie er sich durch das Gewirr aus Katzen schlängelte. Fliederpfote entdeckte sie, machte einen großen Satz und landete vor ihr. Er setzte sich neben sie und sah zu Froststern hoch. Sie tat es ihm gleich. Mit einem Schwanzschnippen sorgte die Anführerin für Ruhe. "Ich habe euch zusammen gerufen, weil ich heute drei Junge zu Schülern und zwei Schüler zu Kriegern ernennen werde", miaute sie kraftvoll. Kristallpfote warf Fliederpfote einen aufregenden Blick zu. Er schaute gespannt zurück und sie merkte, dass sie beide das Gleiche dachten. Sie waren zwar aufgeregt, doch Froststern konnte unmöglich sie und die anderen beiden Schüler meinen. Sie waren noch zu jung, um Krieger zu werden. Dann sah sie, dass Birkenpfote und Rehpfote ungeduldige Blicke tauschten. Natürlich! Die beiden sind doch die ältesten Schüler im Clan! Kristallpfote hörte, wie ihre Mutter die beiden bat, vorzutreten. Aus der Ungeduld wurde Nervosität, zitternt, aber bestimmt, saßen die beiden Kater nun unter der riesigen Birke. "Birkenpfote und Rehpfote", begann Froststern. "Ihr habt in den letzten Tagen bewiesen, dass ihr starke und begabte Jäger seid. Auch habe ich euren Kampfgeist nicht vergessen, den ihr im Kampf gegen den NordClan vor zwei Blattwechseln bewiesen habt." Die Kater nickten und um sie herum wurde anerkennend gemurmelt. Als die Katzen verstummten, fuhr Froststern fort. "Ich, Froststern, Anführerin des SchneeClans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese beiden Schüler herabzublicken. Sie haben hart gearbeitet, um eure edlen Gesetze zu erlernen. Der SternenClan möge sie als Krieger willkommen
heißen." Sie sah die beiden Schüler an, die aufgeregt, aber ruhig da standen. "Birkenpfote, Rehpfote, versprecht ihr, das Gesetz der Krieger zu achten, den Clan zu schützen und zu verteidigen, selbst wenn es euer Leben kostet?", rief sie. "Ich verspreche es", miaute Birkenpfote. "Ich verspreche es", wiederholte Rehpfote. Froststern sprang elegant vom Baum und landete vor den beiden Schülern. "Dann gebe ich euch mit der Kraft des SternenClans euren Kriegernamen", miaute sie.  "Birkenpfote, von diesem Augenblick an wirst du Birkenkralle heißen. Der Clan ehrt deine Treue, deinen Mut und deine Tapferkeit und wir heißen dich als vollwertigen Krieger des SchneeClans willkommen." Sie legte ihm die Nase auf den Kopf und er leckte im Gegenzug ihre Schulter. Von allen Seiten ertönten Rufe und Glückwünsche. "Birkenkralle, Birkenkralle!", riefen seine
Clan-Gefährten. Mit stolz glänzenden Augen stellte er sich neben seine ehemalige Mentorin. Lilienschweif sah ihn freundlich an und sprach ihren Glückwunsch aus. Froststern stieß ein kräftiges Jaulen aus und es wurde wieder still. Nun sah sie Rehpfote an. "Rehpfote, von diesem Augenblick an wirst du Rehauge heißen. Der Clan ehrt deinen Mut, deine Treue und deine Klugheit und wir heißen dich als vollwertigen Krieger des SchneeClans willkommen." Auch ihm legte sie die Nase auf den Kopf und er leckte ihr die Schulter. Seine Clan-Gefährten jubelten ihm genauso zu wie Birkenkralle. "Rehauge, Rehauge!" Die Augen des jungen Kriegers leuchteten und er stellte sich neben Efeuschweif und Birkenkralle. "Eure Eltern wären stolz auf euch", miaute Froststern ihnen zu. "Nun möchte ich noch drei Junge zu mir bitten. Bernsteinsee, wärst du so freundlich und würdest Eichenjunges, Flammenjunges und Tulpenjunges zu mir vorbringen?", miaute sie. Die cremebraune Kätzin lief mit ihren Jungen nach vorn, die aufgeregt neben ihr herumhüpften. Dann schubste sie die drei sanft Froststern vor die Pfoten. Die weiße Kätzin schaute auf die Jungen herab und berührte zuerst Flammenjunges mit der Schwanzspitze an der Schulter. "Bis es sich seinen Kriegernamen verdient hat, wird dieses Junge Flammenpfote heißen. Tausee, du hast deinem Clan mit deinem Ehrgeiz und deinem Kampfgeist viel Treue bewiesen. Ich möchte, dass du all dein Wissen an diesen jungen Kater weitergibst. Tausee kam auf den frisch ernannten Flammenpfote zu, doch der machte einen Satz zurück, so dass er außerhalb von dessen Reichweite stand. "Ich will nicht von einer blinden Katze trainiert werden", miaute er. Froststern war weit davon entfernt, wütend zu werden. Sie schnurrte belustigt. "Flammenpfote, Tausee mag blind sein, doch er ist einer der besten Krieger im Clan. Manchmal sieht er mehr als wir", erklärte sie ihm. Flammenpfote nickte und entschuldigte sich vor allen anderen bei seinem Mentor. "Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass ich dich mit meinen Worten verletze." Tausee schnurrte und berührte seine Nase mit der von Flammenpfote. "Weise Worte, junger Kater." Die Katzen riefen den Namen von Flammenpfote, dann verstummten sie wieder. Froststern fuhr mit der Zeremonie fort. Sie berührte die Schulter von von Eichenjunges.  "Bis es sich seinen Kriegernamen verdient hat, wird dieses Junge Eichenpfote heißen. Mondglanz, mit deinem Geschick bei der Jagd hast du deinem Clan bewiesen, dass du ihn ernähren kannst. Sogar in der Blattleere hast du mehr als nur einen mageren Vogel mitgebracht. Ich möchte, dass du dein Wissen an diesen jungen Kater weitergibst. Mondglanz trat aus der Menge hervor und berührte die Nase von Eichenpfote mit der ihren. Sie drehten sich zu ihren
Clan-Gefährten um und setzten sich neben Tausee. Als letztes berührte Froststern die Schulter von Tulpenjunges. "Bis es sich seinen Kriegernamen verdient hat, wird dieses Junge Tulpenpfote heißen. Silberhauch, du bist eine sehr junge Kätzin, aber du hast schon sehr viel Erfahrung für dein Alter. Du bist klug und wendig und weißt im Falle der Gefahr sofort, wie du handeln musst. Ich möchte, dass du dein ganzes Wissen an diese junge Kätzin weitergibst." Bevor Silberhauch sich auch nur erheben konnte, sauste Tulpenpfote auf sie zu und berührte deren Nase mit ihrer eigenen. "Ich bin so froh, dass du meine Mentorin bist!", miaute sie erfreut. Aus der Katzenmenge wurden freudige Rufe laut und dann jaulten die Clan-Katzen ihre Zustimmung in den Wald hinaus. Bernsteinsee und Brandschweif warfen sich stolze Blicke zu. "Die neuen Krieger werden heute schweigend Wache halten und unseren Schlaf beschützen", rief Froststern abschließend. Kristallpfote ging zusammen mit ihren Baugefährten zum Schülerbau und schlüpfte hinein. Hinter ihnen hörte sie Tulpenpfote, Flammenpfote und Eichenpfote, wie sie nach ihnen riefen. "Wartet auf uns!" Neben ihr schnurrte Diamantpfote. "Kommt mit rein, wir helfen euch, einen Platz zu finden." So schwer dürfte das nicht sein, dachte Kristallpfote, der Schülerbau ist riesig! Drinnen war es kuschelig und warm und die drei Neuen stürzten sich sofort auf einen Mooshaufen im hinteren Teil des Baus. Sie teilten es so auf, das es für alle am Ende ein gemütliches Nest gab. Kristallpfote drehte sich ein paar mal um die eigene Achse und legte sich anschließend hin. Ihren Schwanz ringelte sie ordentlich um ihre Vorderpfoten und schloss die Augen.

Als sie aufwachte, stand sie mitten im Wald auf der Mooslichtung. Die Sonne schien warm auf ihren Rücken und die Schatten bildeten ein Muster auf dem weichen Boden. Sie bemerkte eine Blaumeise am anderen Ende der Lichtung und schlich sich an sie heran. Doch bevor sie springen konnte, hörte sie fröhliches Miauen im Unterholz. Der Vogel bemerkte dies und flatterte davon. Auf einer Buche setzte er sich und stieß einen Alarmruf aus. Wütend drehte sie sich um. Sie wollte wissen, wer ihr diesen großartigen Fang verdorben hatte. Kristallpfote sog tief die Luft ein und erkannte Fliederpfotes Geruch. Einen Herzschlag später kam er aus dem Gebüsch geschossen und sprang mit freudestrahlenden Augen auf sie zu. "Endlich hab ich dich gefunden", rief er. Er stupste sie mit dem Kopf an und schaute ihr dann ins Gesicht. Ihre Wut war vergessen und sie erwiderte seine Begrüßung. Kristallpfote mochte Fliederpfote sehr und verschränkte ihren Schwanz mit seinem. Sein helles Fell leuchtete im Sonnenlicht. Aber dann wurde der Moment unterbrochen. Fliederpfote verschwand, der Wald löste sich auf und Kristallpfote fand sich in ihrem Moosnest wieder. Schade, das war so ein schöner Traum, dachte sie.

So, zweites Kapitel fertig. Ich würde mich sehr über Kommentare freuen, denn davon hab ich nicht gerade viele... Und auch über Votes würde ich mich freuen...
Ach ja, im nächsten Kapitel sehen wir uns im SonnenClan:)

Liebe Grüße
Euer Feuerstern:)♥

Kristallfeders Schicksal {Pausiert}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt