Kapitel 5

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Kristallpfote wachte auf. Der Traum war ja schrecklich! Seit sie wieder an die Prophezeiung dachte, hatte sie ständig Albträume oder schlief gar nicht. Nächtelang lag sie wach in ihrem Moosnest und Fliederpfote leistete ihr dabei Gesellschaft. Jedoch war der Kater beim Training dann ziemlich müde und unkonzentriert. Ihretwegen musste er den Ältesten die Zecken aus dem Pelz suchen und frisches Moos für neue Nester sammeln. Kristallpfote hatte ihm dann gesagt, er solle lieber schlafen, sie würde das schon alleine schaffen. Dankbarkeit hatte sich in seinen lilanen Augen ausgebreitet und er war schlafen gegangen. Seine Augen. Sie sind wie lilane Teiche, in denen man ertrinken könnte. Währenddessen sie so über Fliederpfote schwärmte, merkte sie erst nach einiger Zeit, dass im Schülerbau Stille herrschte. Es waren nur noch Blaupfote und Blattpfote hier und schliefen tief und fest. Kristallpfote trat aus dem Bau und tappte verschlafen zum Frischbeutehaufen. Sie entschied sich für einen Spatz und trug ihn zur Kinderstube. Dort ließ sie sich nieder und verspeiste den kleinen Vogel. "Endlich bist du wach", miaute eine Stimme vor ihr. Sie schaute auf und ihr Blick traf auf den von Eisherz. Ihre grün-blauen Augen blitzten wütend auf. "Was ist los?", fragte Kristallpfote. "Froststern hat mir erlaubt, auszuschlafen, damit ich beim Training nicht mehr so müde bin." Die weiß-graue Kätzin starrte sie immer noch wütend an, schüttelte dann aber den Kopf. "Tut mir leid, du erinnerst mich so sehr an Donnerkralle", miaute sie frustriert. "Er sah genauso aus wie du, hatte blaue Augen, aber ein gefrorenes Herz." Kristallpfote verstand Eisherz nicht. Wer war Donnerkralle? Sie hatte diesen Namen noch nie gehört und wusste auch nicht, ob er ein SchneeClan-Krieger gewesen war. Eisherz musste ihren Blick bemerkt haben, denn sie bedeutete ihr mit einer Schwanzgeste, ihr aus dem Lager zu folgen. Unter einer ausladenden Eiche blieben sie stehen. "Setz dich und ich erzähle dir, wer er war", miaute sie. Kristallpfote suchte sich einen gemütlichen Platz und schlang ihren Schwanz um ihre Pfoten. "Donnerkralle war mein Vater", begann Eisherz. "Er war vor vielen Monden zweiter Anführer. Unsere Anführerin vor Froststern hieß Nelkenstern. Sie besaß nur noch ein Leben, obwohl sie noch sehr jung war. Donnerkralle war immer hilfsbereit und organisiert gewesen. Er war ein erfahrener Krieger, doch sein Ehrgeiz und seine Machtgier sorgten dafür, dass sich bald ein Schatten über sein Herz legte. Er verbündete sich mit dem NachtClan und stiftete einige Krieger dazu an, seinen eigenen Clan anzugreifen. Als diese in unser Lager stürmten, schlich er in den Bau von Nelkenstern. Mein Bruder Schneepfote - wir waren damals noch Schüler - bemerkte dies und lief ihm hinterher, sagte vorher aber Wickenfell bescheid. Er und Schneepfote traten kurz nach Donnerkralle in Nelkensterns Bau und mussten mit ansehen, wie er dabei war, sie zu töten. Doch bevor er das tun konnte, stürzte sich Wickenfell auf ihn. Ich war leise in den Bau geschlichen und hatte mich neben meinen Bruder gesetzt. Wickenfell hatte Schneepfote befohlen, er solle ihm nicht helfen. Ich missachtete den Befehl und sagte ihm, dass wir eingreifen müssen und gemeinsam sprangen wir auf den Rücken unseres Vaters. Er schüttelte uns jedoch mit Leichtigkeit ab und wir fielen zu Boden. Ich hörte einen gequälten Schrei und sah, wie Wickenfell auf dem sandigen Boden zusammensakte. Schneepfotes Augen sprühten Funken der Wut, als er sah, was Donnerkralle getan hatte. Er ging auf ihn los, zerkratzte ihm sein Gesicht, biss ihm in die Schulter und riss ihm aus lauter Trauer und Wut große Büschel Fell aus." Kristallpfote sah Eisherz entsetzt an. Sie verstand aber immer noch nicht ganz, weshalb sie so viel Hass auf ihren Vater ausübte. Natürlich war der Tod eines Clankameraden ausschlaggebend, aber es steckte noch etwas anderes dahinter. Sie erkannte, dass Eisherz noch lange nicht fertig war, denn sie setzte erneut zum Sprechen an. "Donnerkralle schrie vor Schmerz und versuchte, Schneepfote abzuschütteln, doch er hatte sich auf seinem Rücken festgekrallt. Mein Bruder bis ihm ins Genick und kratzte ihn mit seinen Hinterpfoten das Rückgrat auf. Dann erschlaffte Donnerkralle und Schneepfote dachte, er hätte ihn besiegt und lockerte seinen Griff. Genau in diesem Moment bäumte sich unser Vater mit aller Kraft auf. Schneepfote verlor den halt und krachte zu Boden, dann packte Donnerkralle ihn am Nackenfell und schleuderte ihn gegen die hintere Wand des Baus. Er fuhr sofort herum, sprang zu Nelkenstern und brachte zu Ende, was er angefangen hatte. Vor meinen Augen starben zwei Katzen, eine schwer verletzt und ich konnte es nicht verhindern. Ich war wütend und traurig, dass mein Vater zu so etwas Grausamen fähig war und rannte mit voller Wucht in ihn hinein. Ich fauchte und sah ihn hasserfüllt an. ' "Du wirst niemals Anführer werden und auch niewieder töten! Dir ist der Clan doch völlig egal und deine Familie anscheinend auch, denn du hast gerade wahrscheinlich deinen eigenen Sohn und meinen Bruder getötet! " ' Als ich ihm das ins Gesicht geschrien hatte, stieß ich ihn so heftig, dass er sein Gleichgewicht verlor und hinfiel. Ich hatte auch nicht gemerkt, das Froststurm - so hieß deine Mutter früher - im Eingang vom Bau stand. Ich schlug auf meinen Vater ein und biss ihm am Ende ins Genick. Sein Körper sakte in sich zusammen und seine Augen wurden glasig. Ich rannte zu Schneepfote und wollte ihm sagen, dass alles vorbei ist, doch er bewegte sich nicht mehr. Seine Flanken hoben sich nicht und sein Herz schlug nicht mehr. Ich hatte meinen Bruder verloren. Ich sah ein seinem Kopf ein Rinnsal aus Blut heraussickern. Es färbte den Sand rot und zeigte mir, dass er fort war und nie mehr zurückkehren würde. ' "Du hast richtig
gehandelt" ', hatte Froststurm gesagt. Ich drehte mich zu ihr herum und sah sie nur traurig an. Dann bin ich aus dem Bau gelaufen und auf die Himmelsbirke gesprungen. Der SternenClan gab mir damals die Kraft, mir, einer Schülerin, dem Clan einen neuen Anführer zu geben. Ich rief den Clan zusammen und erzählte was passiert war und was der SternenClan zu mir flüsterte, als ich den Bau verließ. Ich ernannte Froststurm zur neuen Anführerin und sie wählte Rubinherz zum neuen zweiten Anführer. Ich wurde am nächsten Tag zur Kriegerin ernannt und im Clan als Heldin gefeiert, doch ich konnte all das nicht genießen. Ich hatte Schneepfote verloren. Froststern gab seiner Leiche seinen Kriegernamen Schneekralle, damit der SternenClan meinen Bruder als Krieger aufnahm." Eisherz holte Luft. In ihren Augen war das dichte Band zwischen ihr und ihrem Bruder deutlich zu sehen, doch über dem Band breitete sich tiefe Trauer aus. Sie brach zusammen und Kristallpfote rannte zu ihr hin. Sie war bewusstlos. Sie nahm ihr Nackenfell zwischen die Zähne und schleppte ihren Körper zurück ins Lager. Froststern kam auf sie zu und fragte was passiert sei. "Sie hat mir die Geschichte ihres Vaters erzählt", miaute sie gedämpft durch das ganze Fell. Kristallpfotes Mutter nickte verständnisvoll und begleitete sie zum Heilerbau. Sie half ihr, Eisherz zu tragen. "Die Trauer über ihren Bruder und die Wut auf ihren Vater haben alte und tiefe Wunden wieder aufgerissen. Bis sie aufwacht, wird es seine Zeit dauern. Wenn sie ihren Frieden findet, wird sie auch ihre Augen wieder öffnen. Es ist jetzt allein ihre Entscheidung", miaute Seelentau, nachdem er Eisherz untersucht hatte. Kristallpfotes Kopf brummte von der Geschichte, die sie gehört hatte und sie bemerkte nicht, dass ihre Mutter mit ihr sprach. "Kristallpfote, ich rede mit dir." Sie warf Froststern einen entschuldigenden Blick zu. "Ich habe gesagt, dass ich jetzt wieder dein Training übernehmen werde. Es dauert nicht mehr lange, bis du, Fliederpfote, Natternpfote, Blaupfote, Tigerpfote und Blattpfote zu Kriegern ernannt werdet. Wir werden morgen den Tag über Kampftechniken und Jagen üben." Kristallpfote nickte und trottete zum Schülerbau. Der Tag war schnell vergangen und sie legte sich erschöpft neben Fliederpfote in ihr Moosnest. Borkenpfote und Leuchtpfote würden dann alleine im Schülerbau sein, wenn der Tag von Kristallpfotes Kriegerernennung und der der anderen gekommen war. Kristallpfote betrachtete noch eine weile das hellbraune Fell von Fliederpfote und merkte nur flüchtig, wie sich ihre Augen langsam schlossen.

So Kapitel 5 ist fertig. Sorry sorry dass ich so lange nicht geupdatet habe, aber die Schule stresst und nebenbei schreibe ich auch noch an vier anderen Storys. Hoffe es gefällt euch. Es ist zwar nicht so spannend, aber dafür erfahrt ihr, weshalb Eisherz Kristallpfote ständig so wütend gegenüber tritt. ;) :) Hoffe auf viele Reads, Votes und Kommis. Ich bedanke mich noch einmal tausendmal bei Himbeerpfote und gorbi100! Sie motivieren mich dazu, diese Geschichte weiter zu führen und haben mir schon viel geholfen! DANKE EUCH BEIDEN!
Und, kurzer Werbungsalarm für mein neues Buch:

~Stille Nacht~

Es ist eine Vampirgeschichte.

LG
Euer Feuerstern♥★:)

Kristallfeders Schicksal {Pausiert}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt