Prolog

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Sasuke PoV

Mit einem stetigen plitsch-plitsch tropfte die rote Flüssigkeit auf den Steinboden und bildete kleine dunkle Pfützen.
Meine Brust hob und senkte sich heftig und ich umklammerte den Griff meines blutverschmierten Katanas.
Während mein Blick zu dem zerhackten Kadaver wanderte, zogen sich die schwarzen Male auf meiner Haut in Richtung des Nackens zurück und auch meine bläulichen Haare nahmen langsam wieder ihre gewohnte schwarze Farbe an.
Das, was da neben mir auf dem Boden lag, ähnelte in keinster Weise mehr einem Menschen sondern nur noch einem leblosen Monstrum.
Ein Anfall von Schwäche überkam mich plötzlich und ich musste mich an der Wand abstützen, um nicht auf dem Boden zu landen.
Doch obwohl mein Körper vor Anstrengung leicht zitterte und meine Kräfte grade noch reichten, um bei Bewusstsein zu bleiben, breitete sich ein ungwohntes glückliches Gefühl in mir aus.
Mit eindringlichem Blick betrachtete ich die Klinge in meiner Hand. Man sah ihr an, dass sie schon viele Kämpfe hinter sich hatte und dennoch war es wohl die beste Waffe, mit der ich je gekämpft hatte.
Mit einem zufriedenen Lächeln senkte ich den Blick und schloss für einen Moment die Augen, den toten Körper meines alten Meisters ignorierend. Ich konnte seine Kraft an der Stelle in meinem Nacken pochen spüren, doch es störte mich nicht.
So etwas würde mich jetzt nicht mehr aufhalten können. Die Kraft kehrte bereits wieder in meinen Körper zurück.
Auf einmal bemerkte ich eine auffällige Präsenz an der Tür und hob den Kopf.
"Kabuto, bist du das?"
Der junge, grauhaarige Mann trat hinter dem Türrahmen hervor und musterte erst mich und dann die Leiche hinter mir mit unsicheren und etwas verwirrten Augen, sagte jedoch nichts.
Ohne ein Wort schritt ich langsam aus dem Raum und an ihm vorbei in den Flur, wobei ich förmlich seinen Blick auf meinem Rücken spüren konnte.
"Welcher..."
Ich blieb stehen, sah ihn jedoch nicht an.
"...bist du jetzt?"
Ein belustigtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als ich langsam den Kopf wandte und in sein nervöses Gesicht sah.
So ein Weichei.
"Was glaubst du denn, welcher?"
Kabutos Augen weiteten sich erschrocken, als ich meine Sharingan aktivierte, um ihm zu zeigen, was sich zwischen mir und Orochimaru abgespielt hatte. Sein Körper wurde stocksteif und er schwitzte angespannt.
Ich jedoch drehte mich wieder um und begann gemächlich, den langen Gang entlang zu gehen.
Es dauerte nicht lange, bis ich draußen angekommen war und ich den frischen Wind genoss, der wild durch meine Haare und Kleidung fuhr.
Mit einem schnellen Sprung landete ich auf dem untersten Ast eines hohen Baumes und sofort schienen mir die letzten Strahlen der Abendsonne ins Gesicht, die die Welt in ein Spiel aus Feuer und Licht verwandelte.
"Endlich", murmelte ich leise, öffnete die Augen und hob den Kopf zum Himmel.
"Endlich ist es so weit, Kaa-san.
Endlich werden wir uns wiedersehen."

???:

Ausdruckslos starrte ich an die Decke.
Ich saß auf dem Boden des kleinen Zimmers, die Beine leicht angewinkelt und den Kopf zurück gegen die kalte Steinwand gelehnt.
Das Zimmer war komplett in Dunkelheit getaucht, kein einziger Lichtschimmer war zu sehen.
Und doch konnte ich alles erkennen.
Die beiden Betten, von denen eins ordentlich und unbenutzt aussah im Gegensatz zu dem anderen, dessen Kissen und Decke unordentlich zusammengeknüllt waren.
Den kleinen Schreibtisch mit den verschlossenen Schubladen und dem Stapel Dokumente darauf.
Den kaputten Schrank an der Wand, welchen ich noch immer nicht repariert hatte.
Langsam schloss ich die Augen und fuhr mir mit einem fast schon mechanischen Bewegung durch's Haar.
"Du hast so wunderbar weiche Haare!"
Erschrocken riss ich den Kopf hoch, als ein leises Klopfen an der Tür ertönte.
"Kann ich reinkommen?"
Schnell schnappte ich mir die Maske, welche neben mir auf dem Boden lag, setzte sie ins Gesicht und stand auf.
"Ja."
Die schwere Steintür schwang langsam auf und die Silhouette eines kleinen Mannes erschien vor dem dämmrigen Licht, welches im Flur schien.
"Was gibt es, Pain?", fragte ich und machte das Licht an.
Der Gepiercte schloss die Tür hinter sich und sah mich dann eindringlich an.
"Sasori ist tot. Er wurde von den Ninjas aus Konoha besiegt, die versucht haben, den Jinchūriki aus Suna retten wollten. Jedoch war die Extraktion des Ichibis erfolgreich."
Ich nickte knapp und ließ mich auf meinem Bett nieder.
Sasori war also tot.
Was für eine Verschwendung.
Ich musste zugeben, ich hatte den Puppenspieler einigermaßen gemocht, im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten hier. Er war immer ruhig gewesen, hatte mich nicht so genervt wie Deidara und einfach widerspruchslos Pains Befehle ausgeführt. Außerdem war er erstaunlich stark gewesen.
"Schade. Aber da kann man nichts machen. Ist sonst noch etwas?"
"Deidara hat versucht den Jinchūriki des Kyuubi zu fangen, wurde aber von Kakashi Hatake aufgehalten und hat dabei einen Arm verloren. Kakuzu kümmert sich um ihn."
Kakashi also...
Das Bild von einem grauhaarigen Jungen mit hochnäsigem Blick blitzte in meinen Gedanken auf, aber ich verdrängte es schnell wieder.
Das war schon lange nicht mehr relevant.
"Gut. Dann werde ich ab jetzt Deidaras neuer Partner sein, nur um den Schein zu wahren. Ach ja, noch was", fügte ich hinzu, als Pain schon wieder gehen wollte, griff nach ein paar Papieren, die auf meinem Schreibtisch lagen und überreichte sie ihm.
"Ich habe schon länger darüber nachgedacht und jetzt, wo wir Sasori verloren haben, ist es wohl das Beste. Bring diese Leute bitte her, ich würde mich gerne mit ihnen zusammentun."
Mein Gegenüber musterte mich überrascht, dann überflog er kurz die Steckbriefe, blieb jedoch an einem hängen.
"Arashi? Ist das nicht..."
"Ganz genau. Sie hat eine eigene Organisation gegründet und ich würde sie gerne im Auge behalten. Außerdem sind das fast alles starke Ninja und sie könnten hilfreich sein."
Pain betrachtete noch einen Moment die Papiere, dann nickte er mir zu.
"Ich werde sie holen lassen, Madara."

Kokoro - A Demon's Tears  [Naruto FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt