Der Ponybefreiungsplan

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"I..Ich muss ... eh ich muss heim!", stottert Luna und dreht auf dem Absatz um und läuft gedankenlos weg. Hannah blickt ihr verblüfft hinterher und möchte sie noch festhalten, doch ihre Freundin ist zu schnell und so lässt sie Hannah an Ort und Stelle stehen. "Wieso ist das Pony hier? Es war doch im Wald...!", murmelt Luna und sie läuft so schnell wie sie noch nie gelaufen ist. Dabei rollt ihr eine Träne über die Wange. Doch das Mädchen läuft nicht nach Hause, sondern in den Wald. Immer mehr Tränen rollen über ihr Gesicht und ihr Blick verschwimmt langsam. Sie stolpert und fällt hin, wie vor 1 Jahr. Ein kurzer Film läuft vor ihrem inneren Auge ab:

Das schneeweiße Pony galoppiert durch den Wald. Da sind auch Motorengeräusche und auf einmal auch Stimmen von Männern. Das Pony hat Angst, es wird immer schneller und es galoppiert auf den Waldrand zu. Doch da ist ein Holzzaun, zu hoch um zu springen. So legt der kleine Vierbeiner eine Vollbremsung hin und möchte wieder umdrehen. Doch da stehen zwei große, starke Männer vor ihm. Einer von ihnen hält eine lange Gerte, der andere ein Seil und ein Halfter. Der Größere der Beiden wirft das Seil nach ihm und die Schlinge legt sich um den Hals des Ponys. Sie wird immer enger und enger. Der andere Mann schlägt mit der Gerte auf das Pony, um es in Schach zu halten. Der Große legt dem Schimmel das Halfter an und gemeinsam zerren sie das kleine Pferd zum am Waldweg geparktem Auto und sperren es in den Hänger. Für einen kurzen Augenblick wird es schwarz, dann erscheint ein Bild vom Schlachthof. Der Hänger fährt die Einfahrt hoch und die beiden Herren holen das Pony wieder aus dem Pferdetransporter und stellen es auf die Koppel. Das Bild verblasst.

Luna schreckt hoch und rappelt sich wieder auf. Sie putzt sich den Schnee von der Hose und der Jacke und wischt mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augen. Sie weiß, irgendwie muss sie dieses Pony vom Schlachthof holen. Sie macht sich auf den Weg nach Hause. Aus irgendeinem Grund hat sich das Pony ausgerechnet sie ausgesucht und ihr diesen Traum oder Film, was auch immer es war, zugeschickt. Sie muss dieses Pony retten!

Luna reißt die Tür in ihr Zimmer auf und leert den Schulrucksack über dem Bett aus. Eine Menge Zeug fällt heraus, doch sie hat das Gesuchte bereits gefunden. Schnell tippt sie die Nummer ihres Vaters in das Handy ein und wählt: "Hallo Dad! Wie geht es dir? Hallo Schatz, gut und dir? Wie geht es dir so in.. Ja mir geht es auch gut. Ich wollte dich fragen ob du mir bei etwas helfen kannst... Eh ja sicher bei was den? Da gibt es so ein weißes Pony, bei meiner Freundin Hannah in der Nähe, ich kenne es schon 1 Jahr lang und ich liiiiebe es und jetzt ist es verkauft worden an den Schlachter! Bitte Dad können wir es vielleicht kaufen? Ich glaube nicht das ein Pony bei uns reinpasst...Luna. Biiittte sonst wird es geschlachtet! Es ist so süß und treu! Nein Schatz! Wir haben nicht das Geld und Zeit für ein Pony, außerdem würde deine Mum das nicht erlauben! Und wenn sie es erlaubt? Bitte Papaaaa. Nein! Wo hast du es überhaupt kennengelernt?  Im Wald. Im Wald? Luna wir können nicht einfach ein wildfremdes Pony kaufen! Außerdem wo willst du es einstellen? Ach das geht schon irgendwie biiittee! Hol einmal deine Mutter ans Telefon! Danke Papa warte kurz. MAMA, Papa will mit dir sprechen!", schreit Luna und drückt ihrer Mum das Telefon in die Hand als sie das Zimmer betritt. Ihre Mutter nimmt es entgegen und geht in ihr eigenes Schlafzimmer und sperrt sich dort ein. Luna sinkt auf ihr Bett zurück. "Biittee, biittee klappt es!", flüstert sie und setzt sich in den Schneidersitz hin. 2 Minuten später, die sich für Luna wie eine Ewigkeit annfühlen, schließt ihre Mutter die Tür wieder auf und gibt Luna das Handy zurück. Ihre Tochter sieht sie flehend an und fragt zögerlich: "Und?" Ihre Mutter schüttelt den Kopf und antwortet: "Kein Pony! Du kannst nicht einfach so deinen Dad anrufen und ihn fragen ob er dir ein Pony kauft! Wieso redest du nicht vorher mit mir darüber? Wie kommst du überhaupt jetzt auf die Idee?" Luna schaut betreten auf den Boden und murmelt: "Entschuldigung, nur habe ich heute von einem Schimmelpony geträumt." Ihre Mutter schüttelt abermals den Kopf und verlässt das Zimmer: "Und das alles nur wegen einem Traum!"

Luna ist in ihrem Zimmer geblieben und liegt auf dem Bett als eine SMS ankommt:"Dring, dring, dring". Luna nimmt es in die Hand und liest die von Hannah angekommene SMS: "WAS WAR HEUTE LOS MIT DIR? ALLES OK?" Luna seufzt und überlegt. Soll sie Hannah davon erzählen? Vielleicht sogar um Hilfe bitten? Luna seufzt nochmals und beginnt zurück zu tippen: "BRAUCHE DEINE HILFE, WIR BRAUCHEN EINEN PLAN. TREFFEN UNS IN 10 MINUTEN BEIM BAUMHAUS" Luna wirft das Handy in die Tasche und geht dann in die Küche um etwas "Nervennahrung" zu besorgen. Diese besteht aus zwei Stück Schoko und einer Flasche Eistee. Zusätzlich packt sie noch einen Stift und einen Block in die Tasche ein, für alle Fälle. "Fahr zu Hannah wegen dem Deutsch-Referat, bin am Abend wieder da", ruft sie in die kleine Wohnung, dann joggt sie den Waldweg entlang zu Hannahs und ihrem selbstgebauten Baumhaus. Sie klettert die Strickleiter hoch und seufzt beruhigt , als sie sieht das Hannah schon da ist. Im Schnellverfahren erzählt sie ihr von ihrem Traum und den kurzen "Film" und das sie das weiße Pony beim Schlachter gesehen hat.

Als sie fertig mit dem erzählen ist, fragt Hannah:"Und was willst du jetzt tun? Willst du das Pony aus dem Schlachter klauen? Was willst du außerdem mit einem Pony?" Luna seufzt und zuckt mit den Schultern und antwortet: "Irgendwie...irgendwie müssen wir es schaffen!" Hannah atmet laut aus dann springt sie auf einmal auf und schreit: "Luna! Ich habe die Lösung!"




SNOWFLAKE-ein Pony mit GeheimnissenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt