7. Kapitel - Der Ring

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Es ist einer dieser Tage, vor denen ich mich immer gefürchtet habe. Nämlich Abschiedstage.
Nun stehe ich schon seit 7:00 Uhr, heute morgen jedem im Weg und nerve alle. Dabei bin ich bloß aufgeregt und weiß nicht wie ich mit all dem umzugehen habe was jetzt auf mich zukommt.

Ganze zwei Wochen ist dieses Gespräch mit Harry nun her.
Heute weiß ich wirklich nicht was und wie ich denken und fühlen soll. Das ist alles so viel für mich!

Ein letztes Mal stellte ich mich in Türrahmen und betrachtete gedankenverloren mein Zimmer. Es war ein merkwürdiges Gefühl nun nur noch in den Ferien hier sein zu können. All die Jahre davor war es genau anders herum.
Daran werde ich mich erst gewöhnen müssen, dachte ich mir.
Es würde sich vieles ändern, ja, aber fast alles im positiven Sinne.

Ich schloss zuerst meine Eltern und meinen Bruder in die Arme. Als letztes nahm ich Harry fest in den Arm. Weder er, noch ich sagten etwas. Es war eine bedrückende Stille, die ich unbedingt brechen wollte. Doch wie?
Mein Zug würde jeden Moment kommen.
Glücklicherweise brach er die Stille, bevor ich wieder dem Drang nicht widerstehen und ihn zerdrücken würde. "Pass auf dich auf und mach mir ja kein Unsinn!" Sagte er wie besorgte Eltern es ihrem Kind sagen würden, bevor es in ein Ferienlager fahren würde.
Ich lächelte ihn an und er gab mir ein kleines Päckchen.
"Was ist das?" Fragte ich verwirrt, "warum schenkst du mir etwas?"
"Mach es auf," antwortete er nur auffordernd. Langsam machte ich mich an die Arbeit dieses kompliziert verknotete Päckchen zu öffnen ohne ihn aus den Augen zu verlieren, was sich als ziemlich schwer bewies.

keine 15 Minuten später saß ich allein im Zug, hörte Musik und drehte den Ring glücklich zwischen meinen Fingern hin und her. Es war so lieb von Harry mir ihn zu schenken. Der Ring bestand aus vielen kleinen Herzen, die aneinander gereiht waren. Es war so eine Art Ring, die die Farbe je nach Stimmung der Person änderten. Ich fand das immer so interessant, das wusste Harry. Und er redete sich damit aus, dass ich doch einen Glücksbringer haben wollte. Dieser Moment war ihm sichtlich peinlich.

Ich grinste vor mich hin.
Er hat es tatsächlich wahr genommen, und sich daran erinnert, dass ich einen Glücksbringer haben wollte. Harry brauchte gar nicht zu sagen, dass die Herzen nichts zu bedeuten hatten. Das wusste ich bereits, seitdem wir uns ausgesprochen hatten, dass wir uns wie Geschwister lieben.
Und damit war ich glücklich.
Überhaupt war ich einfach glücklich, mit dem was momentan geschieht. Man muss manchmal eben opfer bringen, um glücklich sein zu dürfen. Und bei mir war es einfach das, dass ich meine Familie und meinen besten Freund nur in den Ferien sehen dürfte. Damit würde ich leben können. Dass ich glücklich war bestätigte auch der Ring, der seine Farbe zu blau änderte, sobald ich ihn an meinem Finger trug. Und auch den ganzen Tag lang würde er seine Farbe auch nicht mehr ändern.

Real dream    - On HoldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt