4. Kapitel

41 5 3
                                    

Der nächste Tag fing eigentlich ziemlich entspannt an.
Ich war für den ganzen Tag mit Harry verabredet. Solche Tage waren immer etwas ganz besonderes für mich!

Harry ging nicht auf meine Schule. Anfangs sahen wir uns noch täglich, es wurde mit der Zeit aber immer weniger oft. Trotzdem ist und bleibt er einfach mein bester Freund.
Sobald ich mich angezogen und gefrühstückt habe lief ich die Straße runter. Ja, das war auch eine der Vorteile. Er wohnte nur ein paar Meter die Straße abwärts.
Ich brauchte ihn jetzt einfach. Niemand konnte mir so gut helfen und mich so gut verstehen. Er konnte außerdem Wunder bewirken, wenn er tröstete. Ich hatte ihm schon so oft gesagt, er solle etwas aus dieser 'Gabe' machen.

Einige Sekunden nachdem ich klingelte wurde die Tür von Harry aufgerissen.
"Und?..... " fragte er mich mit großen Augen. Nicht mal begrüßt hatte er mich!
Die Neugierde stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Ach stimmt... ich hatte es ihm ja noch nicht gesagt.
Ich zwang mich zu einem leichten Lächeln und versuchte ihm damit mitzuteilen, dass ich nicht weiter darüber reden wollte. Doch er verstand es leider nicht.
"Waaaaaas?!" Entsetzt blickte er mich an. "Aber das verstehe ich nicht! Ich meine wir haben dich doch so lange darauf vorbereitet... und du hattest gestern doch mein Glücksbringer dabei, oder etwa nicht?" "Doch natürlich, der war den ganzen Tag über in meiner Hosentasche."

Tja... das sollte ich euch vielleicht auch noch erklären. Harry ist, wenn es um Glücksbringer geht, abergläubisch. Er hasst es, wenn man sich über sowas lustig macht. Das ist für ihn ein sehr ernst zu nehmendes Thema. Warum? Das weiß ich auch nicht so genau. Er redet nicht darüber, egal wie oft ich ihn schon danach gefragt habe. Ich vermute mal, dass er einfach schon immer so war. Mich störte es jedenfalls nicht, solange er nicht darauf besteht, dass ich auch so ein eigenes Ding haben muss...

Ich wollte nicht darüber reden, und dennoch taten wir dies. Es war wirklich endlastend, irgendwann wurde es mit dann aber zu viel und so kamen mir wieder die Tränen.

Harry seufzte nur leise und zog mich in eine Umarmung.
"Ist schon gut. Meinen Glücksbringer werde ich wohl wegschmeißen können. Der taugt ja zu gar nichts mehr!" Lächelte er. Ein grinsen konnte ich mir auch nicht verkneifen und drückte ihn noch einmal fester, um ihm zu zeigen, wie dankbar ich ihm bin.

Erst am späten Nachmittag ging ich wieder nach Hause. Wir hatten die ganze Zeit Filme geschaut (ist immer toll, wenn der beste Freund den selben geschmack hat was das angeht.), Witze erzählt und mit seinem kleinen Bruder gespielt.
Zuhause warteten mein Bruder und meine Mutter bereits auf mich.
"Da ist sie ja schon! Sag es ihr Paul!" Sagte meine Mutter an meinen Bruder gewandt. Verwirrt sah ich zwischen ihnen hin und her, bis ich verstand, dass ich so nichts von meiner Mutter erklärt bekommen würde. Also hockte ich mich vor den kleinen Stuhl, auf dem Paul, mit einem Löffel in der Hand, den er andauernd in den Mund nahm, saß und fragte ihn was er mir denn sagen wollte.
"Yaya!" Brabelete er mit aufgerissenen Augen, als ob er ganz aufgeregt wäre. Paul hatte immer Schwierigkeiten meinen Namen auszusprechen, deshalb nannte er mich nicht 'Laya', sondern taufte mich zu 'Yaya' um, was immer total süß klang.
"Ief für Yaya!" Rief er aus und drückte mir sein angesabberten Finger in die Backe. Dann deutete mit seinem kleinen Finger auf den Tisch. Verständnislos wischte ich mit meinem Ärmel über die Backe und gin Kopfschüttelnd zum Tisch um zu sehen was da war.
"Es ist wieder ein Brief für dich angekommen Laya."

Real dream    - On HoldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt