Ich schlage meine Augen auf. Ein strahlend blauer Himmel begrüßt mich.
Meine Füße liegen im trockenen und sanfte wellen bewegen sich von dem Sand weg.
Ebbe.
Ich setze mich auf und Blicke auf das Wasser, es bewegt sich geheimnisvoll weg von mir. Die Sonne scheint mir in den Rücken und wärmt mich, was eigentlich nicht nötig ist. Ich trage zwar nur kurze Jeansshorts und ein Top, doch hier ist es warmgenug.
Ich zücke mein Handy und die Zahlen 08:24 empfangen mich.
Ich durchwühle meine Tasche nach einem kleinen Handspiegel, welcher mir anzeigt das ich aussehe wie ein Zombie... Augenringe, zerstrubbelte Haare die in alle richtigen anstehen und Sandabdrücke an der Wange. Seufzend suche ich nach einem Haargummi und stecke meine Mähne in einem zerzausten Dutt. Eigentlich sollte ich jetzt aufstehen und in meine Wohnung gehen, doch ich bleibe sitzen. Ich fühle mich diesem Ort nahe, als hätte ich eine spezielle Bindung mit diesem Platz. Das Wasser, der Sand, die Sonne und die Menschen... Alles ist wie im Urlaub und doch kommt es mir vor wie in einer neuen Welt, diese Anziehungskraft zwischen mir und diesen Ort ist so stark das ich sogar hier schlief. Das ist bei mir echt ein Wunder! Ich wollte früher nicht einmal in dem Zimmer meines Bruders schlafen, da es zu fremd war und und heute schlafe ich auf dem Boden, am Strand. Ich denke der Umzug wirkt auch positiv aus! Oder es ist einfach da ich hier geboren bin... Ich lebte in diesem kleinen Städtchen zwei Jahre und konnte schon Schwimmen...Wenn meine Mutter erfährt das ich in der Wildnis geschlafen habe holt sie mich hier eindeutig weg. Sie flippt schon aus wenn ich einen Lippenstift offen lasse, weil sich Bakterien sammeln könnten. Ich hatte eine seltsame Kindheit da meine Mutter sich sehr viele sorgen machte. Sie hat mich nicht oft draußen spielen lassen mit den anderen Kindern. Ich musste viel öfters fragen als mein Bruder. Vermutlich ist mein Bruder schuld. Er war ein ziemlicher Rabauke!
Er hat mit 15 angefangen zu rauchen und zu trinken. Dauernd hat er eine neue angeschleppt. Das quetschen der Federn in seinem Zimmer hat sich schon in meinem Gehirn geprägt. Er hat sich aus seinem Zimmer geschlichen, er wohnte nämlich wie ich im ersten Stock und konnte somit über die Terasse runter steigen.
Oft mussten meine Eltern ihn vom Polizeirevier abholen oder von der Schule.
Er ist auch von zwei Schulen geflogen! Trotz seiner relativ guten Noten. Er ist nie komplett abgerutsch in diesem Kriterium. Zwischen 2ern und 3ern. Sein Abi hat er auch mit einem Durchschnitt von 2,2 geschafft. Ich muss sagen für einen Rebellen ist das mehr als gut.
Ich bin das Gegenteil von ihm im ehrlich zu sein. Bei dem aussehen beginnt es schon. Er hatte das ausländische von meiner Mutter geerbt, Schwarze Haare und etwas dunkle Haut. Ich dagegen habe kastanienbraune Haare. Ich habe sie von meiner Oma väterlicherseits.
Dann habe ich ein herzförmiges Gesicht, mein Bruder hatte das perfekte ovale.
Ich bin relativ klein für eine ausgewachsene Frau, 1,55. Mein Bruder war 1,97.
Ich bin dünn - zu dünn. Ich esse sehr viel. Aber habe dünne Arme, wie Streichhölzer. Er muskulös.
Auch von Charakter gibt es viele Unterschiede: Er versuchte steht's vor seinen Freunden cool zu wirken, ich dagegen bin bei meinem Freundeskreis sehr offen Und ich selbst. Er spielte vielen Menschen etwas vor. Er überspielte das er eine Schwester hatte die in ihrer Welt lebte Und sich nicht mit der Realität anfreunden will, eine Mutter die 12 Stunden am Tag jobbt Und einen Vater der hauptsächlich im Ausland arbeitet. Ich habe es ausgeblendet. Nicht überspielt wie mein Bruder, ich weiß das er es wahrgenommen hat und viel darüber nachdachte. Ich habe es nie wahrgenommen das ich einen Bruder hatte der Raucher war Und viel getrunken hatte. Der typische badboy. Naja irgendwann habe ich es wahrgenommen.
Und dann noch der größte Unterschied vermutlich. Ich lebe, er ist tot.
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Ebbe und Flut
Teen FictionJede Nacht sitzt sie am Meer, lange nachdem die Sonne am Horizont verschwunden ist. Es ist ihr liebster Ort. Doch irgendwann bemerkt sie, das sie garnicht alleine ist. In Isabelles Nähe sitzt ein Schatten, grade so, das sie seine Umrisse erkenne kan...