7. Wandel der Gedanken

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Schicksal. Schicksal ist eine mysteriöse Gegebenheit des Lebens. Es lässt einen manchmal entzückt aufatmen oder schluchzen. Aber eins steht fest - es ist immer da. 

Seit zwei Monaten traf ich mich regelmäßig mit Adas. Er hatte eine Freundin und es lief wohl nicht so gut, trotzdem erklärte er mich zu seiner besten Freundin. Er erzählte mir, dass er eigentlich auch krank war. Er hatte Krebs. Zum Glück war das lange her, doch die Angst blieb.

Die Angst - ein unangenehmer und düsterer Schatten, der sich immer zu einem Menschen gesellte, der sich fürchtete und den Mut verloren hatte.

Ich erzählte ihm von meiner Angst vor dem Tod und das ich ohne Beerdigungsgäste an meiner Beerdigung sitzen würde. Darauf sah er mich lachend an und antwortete verschmitzt. "Im leben verhasst, im Tod geliebt. Jeder wird kommen." Ich sah ihn an. "Hoffentlich nicht. Ich will nicht alle dabei haben, die mich verletzt oder mir geschadet haben."

Mit Adas war die Zeit immer wie im Flug vorbei und wir redeten stundenlang. Ich denke, dass machte unsere besondere und kurze Freundschaft aus - dass wir offen und frei reden konnten. Ich hatte nichts mehr zu verlieren. Mein Leben würde sowieso bald das zeitliche segnen, aber trotzdem schlief ich dann mit einem Lächeln ein.

Meine Eltern wollten ein Medikament probieren mit dem ich vielleicht noch zwei Jahre leben könnte. Die Betonung lag auf vielleicht, aber ich hoffte es insgeheim auch. Denn durch Adas, meinem besten Freund, fand ich meine liebe wieder. Meine Liebe zum Leben und zur Hoffnung.

Wir dachten viel zu wenig über die Wörter nach, die wir benutzten. Die Bedeutungen, die wir war los in den Wind schossen. Wusste jetzt noch jemand den genauen Unterschied zwischen Gefühlen und Emotionen? Ich denke nein. Jeder denkt, er könnte die Antwort geben. Jeder kann auch die perfekte Antwort, wie es im Wörterbuch steht oder wie er es von anderen gehört hat.

Für mich halte ich diese Regel:

Ein Kind besitzt Emotionen und ein Erwachsener nur Gefühle. Denn Gefühle sind steuerbar. Auch wenn jetzt manch einer sagt, dass es nicht stimme, aber es stimmt. Das Gehirn bestimmt unser Gefühl und wir fühlen es. Ein kleines Kind ist schutzlos und kommt ohne Erfahren unbefleckt auf diese Welt. Wenn es 'danke' sagen will, dann lächelt es seine Mutter an. Es bedeutet nicht nur "Danke", sondern ist die erste Liebeserklärung, die ein Mensch macht. Wir machen immer erst unserer Mutter ein Liebesgeständnis - nicht, weil wir sie so lieben, wie wir später unseren Partner lieben, aber ähnlich.

Ein Liebesgeständnis ist ein Danke. Wir sagen damit "danke, dass es dich gibt und ich dich leiben kann" oder "danke, dass du für mich da bist egal wie es mir geht, auch wenn ich dich weg schicke, kommst du zurück." Wir sagen wenn wir Erwachsen sind nur in komplizierten Wörtern, dass wir "Danke" sagen wollen. 

Ich bedanke mich bei Adas, dass er mich aus dem dunklen Tal geführt hat. Dass er mir gezeigt hat, wie schön das Leben ist, obwohl es begrenzt ist. Ich nehme Dinge viel besser wahr. Die ganze Welt erstrahlt mir heller und freundlicher, glücklicher und besser.

Eigentlich ist unser Dasein eine Liebeserklärung der Natur an uns. Wir sehen sie nur nicht. Wir sehen nicht, wie schön es ist grünes Gras zu sehen. Zu sehen wie sich die Blätter färben und ändern und wie die Welt sich langsam wandelt, weil sie gemerkt hat, dass sie uns nicht mehr interessiert.


The Day after my DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt