Kapitel 4

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Die Tage bis Freitag vergingen wie im Flug und somit wuchs auch Luke's Nervosität. Je länger er sein Vorhaben verschwieg, desto paranoider wurde er. Er hatte Angst davor, dass seine Freunde es rausfinden könnten, denn er wusste wie sie zu Ballett standen und würden ihn nicht ernst nehmen.
Mittlerweile war es Freitag geworden und der Schulgong ertönte, was bedeutete, dass die letzte Stunde vorbei war. In Gedanken ging er nochmal seinen Plan durch. Sobald er zuhause angekommen sein würde, würde er sich mit seinen Freunden wie jeden Freitag am Dorfplatz treffen. Dann würden sie zum Eiscafé fahren und wie jeden Freitag ihren Nachmittag dort verbringen. Anschließend führe er von dort aus zur Ballettschule ,,En pointe''. Um seiner Familie zu erklären, warum er erst so spät nach Hause käme, hatte er ihnen gesagt, dass er zu Jules gehe.
So, dachte er, jetzt dürfte nichts schiefgehen.  Also setzte er seinen Weg zum Schulbus fort, der schon ganz vorne stand. Mit schrecken stellte er fest, dass ganz hinten im Bus eine gewisse Blonde Person saß, die jedoch nicht in seine Richtung schaute. Also setzte er sich unbemerkt nach ganz vorn, senkte seinen Kopf und steckte sich die Kopfhörer in die Ohren. Einen kurzen Moment überlegte er welche Lieder er heute hören sollte und entschied sich für ,,Rolling in the deep'', ,,Back to Black und ,,Stay with me''. Um nicht vollkommen abzuschweifen stellte er sich außerdem einen Timer von 15 Minuten. Dann drückte er auf play und ließ sich gleiten. Doch diesmal vergaß er zwar kurz wo er war, jedoch nicht was er war und wer er war. Die Nervosität vor dem heutigen Abend blieb und ließ ihn auch nicht los. Zuhause hatte er nachgesehen, dass er ungefähr 10 Minuten mit dem Fahrrad bis zur Ballettschule bräuchte . Doch was war, wenn sie sich diese Woche festquatschen würden? Einige von seinen Freunden wären vermutlich verwirrt wenn er eine völlig andere Richtung einschlägt...Stop Luke!, dachte er, Mach dich nicht fertig..es wird schon alles gut gehen...hoffentlich.
Plötzlich hörte er einen Ton der so garnicht zu Stay with me passte. Nach ein paar Sekunden bemerkte er , dass es nur der Timer war und entspannte sich. Die restlichen 15 Minuten verliefen relativ ,,normal'' und als er den Bus verließ  schaute er noch einmal auf Felix, der genau in diesem Moment aufschaute. Doch bevor Luke wegschauen konnte hob Felix seine Augenbraue an und lächelte. Grrrrrr, wie er diese Augenbrauennummer hasste...Schnell entfernte er sich von dem Bus und machte sich auf den Weg nach Hause.
Zuhause angekommen nahm er sich eine Sporttasche und überlegte, was er mitnehmen sollte. Ein normales T-Shirt oder ein Sport T-Shirt ? Sollte er Sportschuhe mitnehmen? Was sollst dachte er. Also griff er sich ein Ärmelloses Sport T-Shirt und eine gewöhnliche Sporthose, die er in seine Tasche warf. Dann sah er auf die Uhr. Noch 30 Minuten... Er legte  sich auf den Boden und und starrte an die Decke. Stille. Wieder überkam ihn die Nervosität, denn er hatte keine Ahnung was auf ihn zukommen würde. Waren dort noch andere Jungs? Wahrscheinlich nicht, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand anderes auf so eine bescheuerte Idee kommt. Wieder blickte er zur Uhr. Nur noch 10 Minuten bis er das Haus verlassen musste und in Richtung Dorfplatz fahren würde. Langsam setzte er sich auf und atmete tief durch. ,,Ruhig bleiben ", sagte er. ,,Alles in Ordnung. "
Aus der Garage nahm er sein Fahrrad und fuhr los. Der Wind in seinem Gesicht und der Kopfhörer in einem Ohr lenkten ihn etwas ab und schnell erreichte er seine Freunde, die schon warteten. ,, Na Stone ? Alles fit ?", fragte ihn Timo. ,,Alles gut ", erwiderte er und lächelte. ,,Genug Geld für alle dabei ?", lachte Timo und grinste ihn frech an. Heute nicht, dachte Luke und lächelte schief zurück. Und schon sprang er auf sein Rad und fuhr so schnell er konnte los. Zuerst waren seine Freunde perplex, fassten sich jedoch, als sie Luke's Vorsprung bemerkten, der immer größer wurde. Die ganze Energie, die er über die Woche über angestaut hatte verflog mit einem Male und er entspannte sich. Ein Lachen entfuhr ihm und er wusste, dass er gewinnen würde. Bald schon erreichte er den Schotterweg und er blickte hinter sich. Etwa 100 Meter hinter sich sah er seine Freunde, die versuchten aufzuholen. Mit Freude sah er, dass Timo ganz hinten fuhr. Er blickte nach vorne und sah das Eiscafé immer näher kommen, welches er kurz darauf  auch erreichte. Als seine Freunde ankamen und ziemlich fertig aussahen rief er:,, Tja Timo...ich hätte gerne ein Spaghettieis mit extra viel Erdbeersoße''. Dieser knirschte nur mit den Zähnen und ging, nachdem die anderen ihm gesagt haben, was sie wollte, rein und bestellte.
Später, als jeder fertig war und nur noch Jules und er übrig geblieben waren wurde Luke angespannt. Es war bereits 16:05 und wenn Luke sich noch umziehen wollte musste er in 5 Minuten gehen. Doch bevor er einen leichten bis mittelschweren Anfall bekam wünschte ihm auch Jules ein schönes Wochenende und verließ ihn. Als Jules um die Ecke gebogen war griff sich Luke sein Fahrrad und fuhr los. Der Weg war nicht allzu weit und nach 10 Minuten erreichte er ein großes weißes Haus.
Über dem Haupteingang stand ,,Ballettschule- En pointe''und davor standen überwiegend Mädchen, die ihn freundlich grüßten, als er an ihnen vorbei ging, doch er brachte kein Wort zustande. Drinnen ging er durch einen Flur und stellte mit erstaunen fest, dass es eine Herren Umkleide gab, in der sich jedoch niemand befand. Seine Tasche legte er nah an die Tür und dann zog er sich um. Als raus vor die Tür trat ,sah er sich um und wusste nicht genau wo er hin sollte bis er 2 Mädchen sah, die in seinem Alter waren und ein ein paar Meter weiter auf einem Sofa saßen und sich unterhielten. Langsam ging er zu ihnen und blieb vor ihnen stehen. Eines der Mädchen blickte auf. ,,Hey'', sagte sie.,,Suchst du etwas bestimmtes?''. ,,Ei..Eigentlich hatte ich vor heute bei euch mal mitzumachen'', stotterte er und sah betreten zu Boden. ,,Yeyy'', rief das andere Mädchen.,,Ich bin Leonie''. ,,Und ich Lisa'', stellte sich nun auch die, die zuerst gesprochen hatte, vor. ,,Ich bin Luke'', sagte er und setzte sich auch auf das Sofa. ,,Wie kommt es, dass du Ballett machen möchtest?'', fragte ihn Lisa. ,,Nun ja...'', fing er an. ,,Ich weiß es irgendwie selbst nicht genau. Der Gedanke Ballett zu tanzen lässt mich nur nicht mehr los, also habe ich mich dazu entschlossen ein paar Probestunden zu machen''. Leonie nickte und lächelte ihn an. ,,Die anderen aus unserem Kurs wirst du mögen. Das gute ist, dass wir bis jetzt nur zu viert sind, weil zwei aus unserem Kurs vor einem Monat gehen mussten '', erklärte sie ihm. ,,Nachher sollten noch...'', setzte Lisa an, wurde jedoch von einer Person unterbrochen, die auf sie zu kam. ,,Hey '', rief ein drittes Mädchen und war gerade damit beschäftigt einen Knoten aus ihren Kopfhörern zu entwirren. Als sie aufblickte schaute sie verwirrt.,,Huch, ein neues Gesicht. Ich bin Katha und wer bist du ?'', stellte sie sich vor.,,Luke'',erwiderte er und rutschte ein Stück auf, damit sie sich setzen konnte. Doch in dem Moment kam eine Frau den Flur entlang. Sie war geschätzt um die vierzig und hatte ihre Haare zu einem Zopf gebunden. Irgendetwas an ihr strahlte eine sehr große Autorität aus, dachte Luke. ,,Hallo zusammen '', begrüßte sie sie und blieb mit ihrem Blick an ihm hängen. ,,Und du musst Luke sein'', stellte sie fest. ,,Ich bin Frau Schulte, die Ballettlehrerin dieses Kurses''. Dann öffnete sie eine Tür hinter sich und die Mädchen traten samt Luke in den Saal. Dieser war sehr groß und an der einen Seite komplett verspiegelt. An den Wänden links und Rechts waren zwei durchgehende Stangen befestigt, die ein bisschen höher als hüfthoch waren. Gerade als Frau Schulte die Tür schließen wollte wurde sie aufgerissen und ein junge trat herein. ,,Sorry, ich wurde aufge...'', fing er an, doch weiter kam er nicht, denn er blickte Luke an und lächelte. Anstatt zu lächeln, wie es normale Menschen tun hob er seine Augenbraue und in diesem Moment hätte Luke sich nichts Sehnlicher gewünscht, als im Boden zu verschwinden und niemals mehr wieder hervor zu kommen...

Fortsetzung folgt.....

Und ja, ich liebe esWo Geschichten leben. Entdecke jetzt