5●Liz●5

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Nachdenklich betrachte ich den Zettel. Soll ich oder soll ich nicht? Ich sitze hier schon seit vielen Minuten grübelnd am Esstisch. Frustriert lasse ich meinen Blick umherschweifen.
Es ist erst gestern gewesen, als ich mit dem wohl heißesten Typen gefrühstückt habe, dessen Nummer ich jetzt vor mir liegen habe. Nein Emmy, bleib stark. Du darfst ihm nicht hinterherrennen, ruft eine Stimme in meinem Kopf. Was soll denn der ganze Quatsch?, protestiert Stimme 2. Ruf ihn einfach an, sonst ist es zu spät. So jemandem wirst du nicht noch mal begegnen! Da hat Stimme 2 wohl recht. Aber gerade deshalb will ich nicht langweilig auf ihn wirken. Also stecke ich den Schnipsel zurück in meine Hosentasche, räume mein Geschirr in die Küche und wasche gleich ab.
Ok, fertig, was mache ich jetzt?
Gerade in dieser Sekunde klingelt mein Handy. Nach einem kurzen Blick auf das Display nehme ich den Anruf entgegen. "Hey Liz. Was gibt's?"
"Hi Em! Was machst du gerade?"
"Nichts, wieso?"
"Super. In 30 Minuten im Hyde Park", sagt sie mit ihrem typischen, entschlossenen Ton und legt auf. Froh über eine Beschäftigung packe ich schnell meine Tasche und verlasse das Haus. Die Straßen draußen sind überfüllt mit Touristen, die ihre Stadtpläne und Karten gezückt halten. Heute ist der perfekte Tag, um sich in den lebensfrohen Straßen und Gassen von London herumzutreiben; nicht ganz so warm wie gestern aber trotzdem sonnig. Ich bahne mir einen Weg durch die Menschenmassen. Zwar lebe ich noch nicht sehr lange hier, kenne aber einige touristenfreie Gassen und Gänge, die einem das Fortbewegen an solchen Tagen erheblich erleichtern können.
Nach gut 15 Minuten komme ich schließlich am Hyde Park an. Wie zu erwarten ist Liz noch nicht da, und ich rechne auch nicht in der nächsten halben Stunde mit ihr. Ja, das ist wohl das erste, was mir einfallen würde, wenn ich meine beste Freundin beschreiben müsste. Aber gleich hinter ihrer Unpünktlichkeit kommt die scharfe Zunge. Manchmal denke ich, sie will sich als nur gute 1.60m vor irgendwem behaupten, aber das hat sie wirklich nicht nötig. Sobald sie einen Raum betritt, richten sich alle Augen auf sie, und nicht nur wegen ihrer Schönheit, sondern auch wegen ihrer Präsenz. Inzwischen habe ich mich auf eine Bank unter einer großen Eiche gesetzt. Ich beobachte völlig in Gedanken versunken die Jogger, Familien und Hundebesitzer, die an mir vorbeikommen. Plötzlich spüre ich Finger, die sich über meine Augen legen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 29, 2017 ⏰

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