XXI

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Eve

Ich verdrehte die Augen und überlegte was ich tun sollte. Ich starrte mein Handy Dispay an. Ein Anruf von Mai-Li. Das war ungefähr der siebte in den letzten fünf Minuten. Ich drückte ihn weg. Kurz darauf wurde ich wieder mit Nachrichten zugespamt.

Mai-Li: Eve. Bitte. Ich bin deine beste Freundin. Ignorier mich nicht. Ich wollte ja akzeptieren, dass du deine Ruhe willst, aber ich kann es nicht. Ich will für dich da sein. Ich will nicht, dass du dich von allen abschottest.

Mai-Li: Geht's dir gut?

Mai-Li: Bitte Eve. Ich mach mir Sorgen

Mai-Li: EVE

Mai-Li: Ich sehe, dass du online bist. Eve. Ich hab dich seit über einer Woche nicht gesehen, du hast mir kein einziges Mal geantwortet. Das Einzige was ich weiß ist dass was du mir letztens geschrieben hast. Matt...Aber was ist passiert? Eve. Sag mir zumindest ob es dir gut geht. Bitte.

Ich fuhr mir übers Gesicht. Mai-Li...Mai-Li war meine beste Freundin. Sie war unfassbar wichtig für mich und ich konnte ihr vertrauen. Sie war immer da für mich. Und sie sorgte sich um mich. Aber leider zu sehr. Sie konnte nicht einsehen, dass ich meine Ruhe brauchte.

Mai-Li: Eve Bitte. Ich vermisse dich. Ich hab Angst um dich.

Ich seufzte. Schon bevor ich die Nachricht abschickte, wusste ich, dass sie mir sowieso nicht glauben würde. Aber einen Versuch war es wert.

Eve: Mir geht's gut :)

Mai-Li: Ich weiß, dass es dir nicht gut geht.

Eve: Wieso fragst du dann, wie es mir geht?

Mai-Li: Weil du mir nichts erzählst Eve. Ich weiß, dass es dir scheiße geht und ich will, dass du mir alles erzählst und ich will dich sehen und ich will für dich da sein. Also wie geht es dir?

Sie hatte ja Recht. Sie hatte es nicht verdient, dass ich sie so aus meinem Leben ausschloss. Doch ich wollte sie einfach nicht sehen, weil ich wusste wie schwer es werden würde ihr alles zu erzählen. Und ich wollte kein Mitleid und ich wollte nicht getröstet werden. Ich wollte einfach so wenig wie möglich daran denken.

Eve: Du hast Recht. Mir geht es nicht so besonders gut.

Mai-Li: L Bitte lass mich dir helfen.

Eve: Ich hab dich lieb Mai, aber ich glaub nicht, dass du mir helfen kannst. Ich will nicht darüber sprechen.

Mai-Li: Okay. Du musst es mir ja nicht erzählen. Aber ich hab Coockies, Filme und eine Schulter zum Ausheulen, falls du eine brauchst. Ich weiß, du liebst Coockies. Und Filme. Und mich :p Lass uns einfach einen Mädelsabend machen. Wir müssen nicht darüber reden, ich versprechs. Darf ich zu dir kommen? (:

Ich überlegte kurz. Eigentlich wollte ich sie ja sehen. Was solls, dachte ich mir. Morgen war Schule, da musste ich sie ja sowieso wieder sehen.

Eve: Okay. Dann komm. Aber nur, dass du es weißt, das ist nur wegen den Coockies!

Mai-Li: Weiß ich doch :* Bin in 15min da J

Eve: Bis gleich :)

„Evieeee", quitschte Mai-Li als sie mich sah und ließ ihre Tasche und die Coockies fallen. Sie umarmte mich stürmisch. „Alles gut?" Sie trat einen Schritt zurück und betrachtete mich von oben bis unten.

Ich nickte und lächelte sie gequält an. Sie bemerkte es sofort. Es war ein Fehler gewesen, dass sie zu mir kam. Ein sehr großer Fehler. „Komm, gehen wir in dein Zimmer." Sie hob die Coockies und ihre Tasche auf und nahm mich an der Hand.
Sie schloss die Tür und wir setzten uns auf mein Bett.
„Eve. Ich hab dir gesagt, du musst nicht erzählen, was passiert ist. Aber sicher dass du nicht darüber reden willst?" Sie sah mich mit großen mitfühlenden Augen erwartungsvoll an.
„Ich.." Ich wandte meinen Blick ab. „I-ich.." Ich spürte wie mir die ersten Tränen die Wangen runterliefen.
„Hey.." Mai-Li rutschte näher und umarmte mich. Innerlich verfluchte ich mich. Und Mai-Li. Ich hatte nicht heulen wollen. Ich hatte ja von Anfang an gewusst, dass es keine gute Idee war sie zu sehen. Weil ich wusste, dass ich ihr nichts vormachen konnte, weil sie mich sofort durchschauen würde. Und diesmal hatte ich es ihr nicht besonders schwer gemacht. Bevor ich überhaupt ein Wort heraus gebracht hatte, war ich schon in Tränen ausgebrochen. Toll gemacht, Eve. Doch ich konnte nicht aufhören. Eve fuhr mir tröstend über den Rücken und hielt mich fest. Ich musste zugeben, dass es sich gutanfühlte. Sich auszuheulen. Vielleicht war es doch nicht so eine schlechte Idee gewesen. Nach einer Weile hörte ich schließlich auf zu heulen. Mai-Li schnappte sich ihre Handtasche und kramte nach einer Packung Taschentücher, was sehr lange dauerte. „Warte, ich habs gleich.", murmelte sie. „Irgendwo müssen die doch sein.." Mai-Li hatte alles immer und überall mit. Egal was man brauchte, Mai-Li hatte es in ihrer Handtasche. „Ich habs.", rief sie plötzlich und ich zuckte zusammen. „Hier." Sie hielt mir die Taschentücher stolz entgegen und ich musste schmunzeln. Ich schnäuzte mich trocknete meine Tränen ab.
„Geht's wieder halbwegs?", fragte sie vorsichtig. Ich nickte.
Sie sah mich immer noch erwartungsvoll an.

„Du willst, dass ich es dir erzähle, oder?"
„Was?", fragte sie mit schriller Stimme und ich wusste, dass ich den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Sie wandte den Blick ab um mir nicht in die Augen sehen zu müssen und entfernte nichtvorhandene Fussel von ihrem Pulli. „Nein.. also ich..Ich meine wie du willst..Ich dachte vielleicht willst du...darüber reden..Aber von mir aus musst du es mir nicht erzählen, es sei denn-."
Ich zog die Augenbrauen hoch. „Mai? Wirklich?"

Sie seufzte. „Nein. Eve Oh mein Gott...Ich platze vor Neugier. Wirklich. Ich meine du musst es nicht sagen. Aber ich würde es so gerne wissen."
Ich schüttelte den Kopf. „Von mir aus." Sie lächelte zufrieden, doch ihr Lächeln verblasste, als ihr wieder einfiel, was ich ihr eigentlich erzählen wollte. Wir wurden beide ernst und ich begann zu erzählen. Von allem. Sogar von Jasper. Und sie unterbrach mich kein Einziges Mal was für Mai-Li ungewöhnlich war. Ein paar Mal begann ich wieder zu heulen und sie tröstete mich und brachte mich zum Lachen. Und später außen wir Coockies und schauten uns Filme an und ich erkannte, wie sehr mir meine beste Freundin in den letzten Wochen gefehlt hatte.

Würd mich über kommenatre freuen, dankee❤

Obsession - Lost In RealityWhere stories live. Discover now