VI

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„Schicken sie ihre Männer in einem großen Kreis um die Gegner, dann können sie sie von hinten angreifen und die IS-Kämpfer überlisten. Aber seien sie leise, die Gegner haben Hörgeräte, die alles in ihrer Umgebung hören. Jedes noch so kleine Geräusch. Viel Glück, aber sie werden das schaffen. Over and out"

Während des Gesprächs hatte ich auf 'Teilen' gestellt, weshalb mein Team alles mitgehört hatte.

Wir nickten uns zu, schwärmten aus. Die Gegner, zu mindestens die, die ich sah, drehten sich im Kreis, um sich selbst, schossen ins Dunkle. Sie trafen nicht, obwohl sie uns hören konnten.

Plötzlich hörte ich ein Rauschen. Es schien von allen Seiten zu kommen, nirgendwo her und doch überall.

Dann wurde mir klar, dass mein Hörgerät ein Störsignal von sich gab.

Da kam mir die Idee.

~

„Wie stellt ihr euch denn ein Leben nach dem Tod vor?"

Die Klasse wurde plötzlich leise.

Niemand hatte so eine Frage erwartet.

„Aber Frau Gudler. Wir sind doch erst 7, da denken wir doch nicht ans Sterben!"

Lars hatte mal wieder einfach so geantwortet, ohne sich überhaupt zu melden. Er machte das so oft und die Lehrer fingen langsam damit an, ihn dafür auch zu bestrafen.

„Also ich mache mir schon Gedanken..."

„Ich auch..."

„Na dann. Erzählt mal, wie ihr euch das Leben nach dem Tod so vorstellt. Du vielleicht, Marie?"

„Ich denke, dass man dann in einem großen Haus wohnt. Mit Gott zusammen. Jeder hat dann sein eigenes Zimmer und einen Zauberschrank. Und wenn man sich etwas wünscht, muss man sich einfach vor den Schrank stellen und das sagen. Und man hat ein Fenster. Damit kann man seine Verwandten auf der Erde beobachten"

„Und wenn du stirbst, möchtest du davor noch irgendwas bestimmtes machen?"

„Mh... Naja.... Ich möchte einen Freund haben. Und Kinder"
„Ihhh.... Küssen!"

Wir mussten lachen.

Markus fand Mädchen schon immer doof, die Vorstellung, sie zu küssen, findet er total ekelhaft.

Ich meldete mich, wie fast immer. Frau Gudler nickte mir zu.

„Ich stelle mir das so vor, dass ich dann wie auf einer Wolke lebe. Da habe ich alles was ich brauche, und ich kann runtergucken. Und von da oben beobachte ich dann meine Verwandten, bringe ihnen Glück und vertreibe die bösen Wolken"

„Und was möchtest du machen bevor du stirbst?"

„Ich möchte eine Familie haben. Und ich möchte zum Militär, die haben so coole Klamotten. Und... ich möchte einen letzten Wunsch haben"

„Einen letzten Wunsch? Das ist doch voll dämlich. Wünschst du dir dann, nicht umgebracht zu werden oder was?"

Ich warf Lars einen bösen Blick zu. Immer musste er alles schlecht machen, das nervte!

„Ich finde, das ist eine gute Sache"

Frau Gudler lächelte mir zu und Lars verdrehte die Augen. Aber da hat er Pech gehabt, es ist schließlich mein letzter Wunsch, nicht seiner.

VollmondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt