VIII

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Ich zählte über mein Headset laut runter, sodass meine Kollegen mich trotz des Störsignals hören konnten:

„Waffen scharf stellen. Drei, Zwei, Eins, Beschuss!"

Wie aus einem Gewehr ertönten 20 laute Knalle.

Man hörte Schreie, voller Schmerzen, aber auch voller Wut.

„Wir werden euch kriegen! Und dann werdet ihr büßen, nicht nur ihr, auch eure Familien!"

Ich schoss wieder, diesesmal jedoch blind, einfach vor mich. Von weitem ertönte ein Schrei. Ich hatte jemand getroffen...

„Man 20 logged out."

Einer von uns war gestorben.

„Man 15 logged out."

Das sie trafen, machte mich rasend. Von überall hörte ich Schüsse, Schreie, Kampflärm.

„Der Führer! Wo bist du? WO BIST DU?"

Ich wurde gerufen. Der Schrei kam von relativ nah, die Person war maximal 50 Meter von mir entfernt.

„Führer! Wo bist du? WO VERDAMMT BIST DU?"

Diesmal war die Stimme viel näher, circa 10 Meter von mir entfernt.

Ich zog in Erwähnung zu sprechen, ließ es dann aber. Wer wusste, wie viele ISIS-Kämpfer gerade um mich herum standen. Wenn ich sprechen würde, wüssten sie genau, wo ich bin.

„Wir wissen wo du bist! Sag uns nur eins. Wie habt ihr miesen Schweine uns gefunden?"

Plötzlich war die Stimme ganz ruhig. Nicht mehr aufgebracht wie vor 35 Sekunden.

Dieser plötzliche Stimmungsumschwung verwirrte mich. Woher wusste diese Person überhaupt wo ich bin? Dieser Mann, ich sah die Umrisse seines muskulösen Körpers wegen dem Licht des Vollmondes, der hoch am Himmel stand, kam immer näher auf mich zu.

„Daniel, richtig? So heißt du doch. Daniel Licht. Du fragst dich woher ich das weiß oder?"

Langsam bekam ich Angst.

Wobei, das war gelogen. Angst hatte ich seit dem Anruf auf meiner Hochzeit. Aber nun erreichte meine Angst ein ungewohntes Level. Sie war größer denn je, stärker und erschreckender als alles, was ich bis jetzt gesehen, gehört und erlebt hatte. Sie schockte mich, ich konnte mich nicht rühren, das Atmen fiel mir schwer.

Der Mann, ich war mir nun ganz sicher, stand nun keinen Meter von mir entfernt. Ich konnte seinen Atem hören, seine Schultern sich heben und senken sehen, seinen Geruch riechen.

„Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, was? Fast 15 Jahre ist es her. Du hast dich nicht verändert. Immer noch genauso schlau. Denkst du zu mindestens. Dir ist schon klar, dass wenn du ein Störsignal aussendest, man, beziehungsweise wir, den Ursprung, also dich, zurückverfolgen können?"

Mist, daran hatte ich wirklich nicht gedacht. Wie konnte ich auch so dumm sein,...

„Nun, jetzt ist es eh zu spät"

Der Mann nahm mich an den Schultern und drehte mich um 180 Grad. Nun warf ich einen Schatten auf ihn. Sein Gesicht war schwach erkennbar.

„Lars?"

Nein, das konnte nicht sein. Nicht Lars...

„Genau. So, hiermit weißt du, wer dich gleich erschießen wird. Willst du noch irgendetwas sagen oder einen letzen Wunsch äußern? So wie du es immer wolltest?"

Dass der Mann, der mich gleich erschießen würde, mein ehemaliger bester Freund war, beängstigte mich und machte mich gleichzeitig rasend.

Wieso? Wieso ausgerechnet er?!

VollmondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt