1. Brief

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28. März 1998

Lieber Tod,

ich weiß nicht, was ich hier tue. Ich habe heute das erste Mal an dich gedacht, und deswegen schreibe ich jetzt an dich, gewissermaßen. Ist es eigentlich traurig, dass ich überhaupt an dich denke? Oder ist es normal, weil der Tod etwas völlig Normales ist? Ich habe keinen blassen Schimmer, aber es ist auch unwichtig.

Ich habe mir wie gesagt heute das erste Mal Gedanken über den Tod gemacht. Und weißt du was? Mir fällt einfach keine Vorstellungen dazu ein. Dieses helle Licht, von dem viele sprechen, kann ich mir einfach nicht vorstellen. Ich glaube nicht, dass es so einfach ist. Andererseits glaube ich aber auch, dass nur der Weg zum Tod grausam ist, und nicht der Tod selbst, wie viele sagen. So viele Gedanken schwirren in meinem Kopf herum, auf die ich keine Antwort finde. Ich kann auch nicht genau sagen, ob ich den Tod fürchte oder ihn willkommen heiße. Was ist, wenn ich ihn willkommen heiße und er dann auf sich warten lässt? Und was ist, wenn ich ihn fürchte und er genau dann kommt?

Ich weiß nicht, was dann ist. Ich weiß nicht, was ich denken soll, und trotzdem denke ich an dich.

Cassie




Lieber Tod ...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt