2. Brief

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5. April 1998

Lieber Tod,

ich habe mir vorgenommen, jetzt jedes Mal an dich zu schreiben, wenn ich an dich denke. Heute war wieder so ein Tag.

Das Wetter heute war schön, die Sonne hat geschienen, aber ich habe sie nicht auf meiner Haut gespürt. Die Wärme von früher habe ich nicht gespürt. Und als dann die ersten Regentropfen fielen, spürte ich es. Die Tropfen auf meiner Kopfhaut fühlten sich gut an. Ich hatte das Gefühl, ich würde mal wieder leben.

Mama sagt zu mir, dass ich verrückt bin, weil ich an dich schreibe. Sie hat meinen ersten Brief gesehen. Ich werde sie ab jetzt verstecken, denke ich.

Aber warum soll ich verrückt sein? Es ist doch schön, jemandem zu schreiben, wenn man oft an ihn denkt. Und warum sollte ich nicht an dich denken? Ich werde jeden Tag mit dir konfrontiert, fast jeden Tag muss ich ins Krankenhaus, um überprüft zu werden, also was spricht dagegen? Ich sagte, dass ich dir jetzt jedes Mal schreiben will, wenn ich an dich denke. Aber ich glaube, so viele Briefe kann ich gar nicht schreiben. Ich denke zu oft an dich.

Nein Mama, ich bin nicht verrückt. Ich versuche nur, mir meinen baldigen Tod vorzustellen.

Cassie



Lieber Tod ...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt