(1) das Spiel

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,,Nathan ist tot", schrie ich fröhlich durch die Halle. Mein letzter Schuss hatte ihn erledigt. Mein nächstes Ziel war Dylan. Hinter mir hörte ich Schritte. Verdammt schnelle Schritte sogar. Dann der Abzug der Gedrückt wurde. In letzter Sekunde warf ich mich auf den Boden. Der Schütze hatte zu meinem Glück verfehlt. Ich drehte mich auf den Rück und sprang mit einem Satz auf, sah aber nur noch eine Gestallt hinter einer Kiste verschwinden. Na warte, dachte ich. Mit einem Satz sprang ich auf das Holz und feuerte auf den ziemlich verdutzt wirkenden Dylan. ,,Erledigt", sagt ich stolz zu mir selbst und drehte mich zufrieden um. Der Einziege der noch übrig war, war Thomas. Den finde ich auch noch. Der kann sich ja nicht ewig verstecken. Elegant sprang ich von der Kiste und landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden. Ein hallender Klang ertönte. Vorsichtig bewegte ich meinen Kopf in alle Richtungen, doch finden konnte ich ihn nicht. ,,Komm raus, komm raus wo immer du auch steckst", säuselte ich mit einem fetten Grinsen im Gesicht. Aus dem Augenwinkel erkannte ich etwas schnelles an mir vorbei zischen. Er nutzte den Schatten. ,,Du Feigling", schrie ich lachend und schoss einfach in die Du kehlest hinein. Meine Arme durchlief ein Schauer bei jedem Rückstoß. Für kurze Zeit hörte ich auf und starrte einfach bloß ins Schwarz. Dann trat jemand aus dem Schatten und kam ruhig mit gehobener Pistole auf mich zu. Ein ebenfalls lächelnder Thomas stand mir nun gegenüber. ,,Und wer drückt zuerst?", frage ich grinsend. Lange Zeit sind wir wie versteinert. Irgendwie belustigt uns diese Situation. Es ist wie in einem Film. Thomas kommt weite auf mich zu und bleibt kurz vor mir stehen. Seine Waffe senkt er nicht. Ich ebenfalls nicht. Dann ist er bei mir. Die Waffen jeweils auf die Brust des anderen gerichtet. Aneinander gepresst. Doch keiner schießt. Früher oder später wird es aber jemand tun und er weiß, dass ich das sein werde. Vielleicht küsst er mich deswegen. Vielleicht versucht er deswegen mich aus der Fassung zu bringen. Es ist komplett verrückt. Gegenseitig küssend die Waffen an die Brust des anderen gedrückt. Naja irgendwann muss das ja ein Ende finden. Und genau deshalb schoss ich. Grinsend beobachte ich wie er sich gekränkt als Herz fasst. Sein Bauch leuchtet rot. ,,Das tut weh", scherzt er. ,,Das ist das Spiel", zucke ich mit den Schulten. Er zieht seine Weste aus und schmeißt die Lichtwaffe von unserem Lasertag in eine Ecke. Er nimmt mich in den Arm und zieht mich zu sich. ,,Ich hoffe nur du tötest mich nicht wirklich!" Vorsichtig streiche ich ihm durch die Haare. Ich weiß wie sehr er das hasst aber genau deshalb tue ich es. ,,Hab ich das nicht schon oft genug bewiesen?" Zur Antwort drückt e mich noch näher an mich und küsst mich. Wie jedesmal in diesen zwei Jahren explodiert in mir eine Art Feuerwerk. Umso genervter bin ich von Dylan der uns stört. ,,Leute", sagt er hinter uns. ,,Die nächsten wollen Trainieren." ,,Dann sollen sie warten", nuschelt Thomas. Lachend ziehe ich ihn hinter mir aus der Arena. ,,Du bist ein richtiger Stimmungskiller, weißt du das?", fragt Thomas genervt. Dylan zuckt grinsend mit den Schultern. ,,Das ist die pure Eifersucht", sagt Nathan der gerade hinter uns aus dem Raum kommt und Dylan auf die Schulter klopft. ,,Mhmh. Genau. Auf die beiden?" Empört stelle ich mich vor ihn hin. ,,Was soll denn das heißen?" ,,Ach nix." ,,Ich sag's ja. Eifersüchtig", mischt Nathan sich wieder ein. ,,Ihr habt sie doch nicht mehr alle", lacht Dylan. Es ist ein herrliches Lachen und so ansteckend, dass wir anderen drei mitmachen müssen.

,,Wer hat gewonnen?", fragt Joey uns. Die drei Jungs seufzen und zeigen auf ein grinsendes mich. Joey lacht kurz trocken auf. ,,Thomas, die holt dich bald auf. Du musst echt was tun." ,,Ich weiß", murrt er. ,,Och, du wirst mir doch wohl den ersten Platz gönnen oder mein Schatz?", frage ich während ich ihm den Nacken kraule. Er nimmt sich meine Hände und hält sie fest. ,,Na klar doch." Ich lächle und küsse ihn kurz bevor Joey einen weiteren Strich auf meine Ranglisten Tafel schrieb. Die Idee mit den 'Wettbewerben' hatten wir vor ein paar Monaten. Einmal im Monat spielen wir irgendwelche Spiele die entweder auf's Kämpfen, schießen oder sonstiges aufgebaut sind. Beim kämpfen lag ich Ca in der Mitte. Während ich beim schießen immer mehr aufholte. Mein Gebiet war aber das Parcouring. Da war ich unschlagbar. Eventuell hatte es mit meiner Wendigkeit zu tun. Hier war der Vorteil groß eine Frau zu sein. Und ich war nur drei Punkte hinter Thomas, was mich so wie ihn aus unterschiedlichen Gründen total aufregte. Aber ich war der festen Überzeugung, dass auch noch zu schaffen.

,,Und?", fragten mich ungefähr zwanzig gespannte Gesichter im Esssaal. Ich grinste. ,,Was wohl?" ,,Hast du schon wieder gewonnen?" ,,War ja klar", lachte einer. ,,Geld her Josh", brüllte ein anderer. Ungläubig schaute ich zu Josh, der murrend einen fünfzig Dollarschein aus seiner Tasche zog. ,,Echt, so wenig Vertrauen in mich Josh? Ich bin enttäuscht." Ich weiß das es mich stören sollte, dass sie Wetten auf mich abschlossen aber Hey. Ich fand's lustig. Sowas muss man sich schließlich verdienen. ,,Irgendwann verlässt dein Glück dich schon. Und dann hole ich mir meine fünfhundert wieder." ,,Fünfhundert?", fragte ich ungläubig. ,,Wie lange zieht ihr das jetzt schon durch?" ,,Eigentlich noch nicht so lange aber du würdest immer besser. Und anfangs habe ich auch mehr gesetzt." ,,Bist du der Einziege?" Er schüttelte den Kopf. ,,Nope. Der halbe Laden tauscht ständig wegen dir hin und her." Ich schüttelte lachend den Kopf. ,,Ihr seit unglaublich." Jetzt wo Josh alle geoutet hatte, dass sowieso fast alle auf mich Wetten abschlossen, standen jetzt mindestens fünf Leute auf und gaben ihren Einsatz ab. Alle seltsamerweise bei Craig. ,,Ich hab halt vertrauen in dich." ,,Dankeschön.", bedankte ich mich. ,,Wenigstens einer." Als er alles kassiert hatte grinste er zufrieden. ,,Wenn du so weiter machst, kann ich mich zur Ruhe setzten Aura", lachte er. ,,Ich komme mir vor wie dein Zuhälter." Alle lachten los. Auch ich verfiel den ansteckenden Lachern meiner Kollegen. 

Ich seufzte zufrieden und schmiss mich in mein Bett. Die Wettbewerbe waren zwar echt cool aber auch verdammt anstrengend. Ich hob meinen Kopf an um meine Wand anzusehen, wobei ich sofort Lächeln musste. Den Adler hatte ich im Laufe der Zeit noch etwas verschönert. Um ihn herum thronten alle Abdrücke der Gruppe. Früher waren es nur meiner und Thomas seiner. Mittlerweile ungefähr zweihundert. Ja wir waren ziemlich groß geworden. Bald würde wir hier nicht mehr alle reinpassen. Ein neues Versteck zu finden würde schwierig werden. Dennoch, genauso und nicht anders wollte ich es. Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass das alles schon zwei Jahre her war. ,,Zwei Jahre", murmelte ich leise. Im Nachhinein war ich echt froh das Thomas mich entführt hatte. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen als ich an ihn dachte - wie eigentlich jedesmal. Aber dann fiel mir Jacob wieder ein. Mein Bruder, den ich getötet hatte um Thomas zu retten. Jay sagte ich schon lange nicht mehr. Er selbst hatte sich von Jacob zu Jay gemacht. Das war die Zeit, in der wir noch bei unserem Vater waren. Nachdem er dann die Orel's gründete und wir uns von unserem altem Leben verabschiedeten, ließen wir auch unsere alten Namen hinter uns. Naja nicht direkt. Ich behielt einfach meinen zweiten Namen während er seinen einfach abkürztet. Aber es war nicht Jay an den ich mich erinnern wollte sonder Jacob. Nicht Jay, der meine Liebe töten wollte. Nicht Jay, der ein riesiges Arschloch gewesen war und erst in den letzten fünf Tagen erkannt hatte, was ich für ihn war. Nein, es war Jacob den ich liebte und den ich vermisste.
Ich wollte nicht das Thomas auch so endete. Ein Gedanke Schlich sich in mein Hirn. Er begleitete mich schon seit Wochen jeden Tag und jede Nacht. Aber bisher hatte ich mit niemandem darüber gesprochen. Ich spielte schon lange mit dem Gedanken einfach aufzuhören. Ich liebte das Abenteuer aber jedesmal wenn wir eines erlebten, war die Angst um Thomas eindeutig größer. Von ihm getrennt zu sein, würde ich nicht aushalten.

Die Tür ging auf und ein gestallt schlüpfte herein. Ich wusste sofort das es Thomas war, als er zu mir unter die Bettdecke kroch. ,,Schläfst du?" Ich bewegte mich nicht. Warum wusste ich selbst nicht. Aber er fing an mich zu kitzeln. Ich presste meine Lippen aufeinander um einen Schrei zu verhindern. Meine Fingerknöchel schauten bereits weiß hervor, so doll drückte ich meine Hände zusammen. Irgendwann hielt ich es einfach nicht mehr aus. Mein Bein zuckte nach hinten und trat ihn. ,,Ah sie ist wach." ,,Du bist so ein Idiot", murmelte ich. ,,Weis ich doch", murmelte er u d legte einen Arm um mich um mich noch weiter an ihn zu ziehen. Ich atmete entspannt aus und kuschelte mich an ihn ran. ,,Weißt du, das ich dich liebe?", fragte er sanft. Unwillkürlich musste ich Lächeln. Ich drehte mich in seinen Armen zu ihm um und küsste ihn kurz bevor ich mein Gesicht in seiner Brust vergrub und einschlief. ,,Und ich dich", murmelte ich noch, dann war ich weg.

Die Angst der Schattengeister Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt