Before (BoyxBoy) #Wattys2016

Kapitel 3 - Mittwoch

"Wo warst du denn letzte Nacht wieder? Du weißt, dass dein Vater und ich uns sorgen machen!", meckert meine Mutter am Frühstückstisch rum. Ich nicke bloß und stöhne ein angespanntes "Entschuldigung" vor mich hin. Meine Augen fallen ständig zu, während ich versuche meinen Müsli so schnell wie möglich weg zubekommen. 
Mir gehen die Bilder von gestern Abend einfach nicht mehr aus dem Kopf... Wollte Alex dich nicht abholen? Meldet sich mein Gewissen. Ich schaue hastig auf die Küchenuhr. 7 Uhr. Ich verschlinge schnell noch die Schlüssel leer und renne nach oben ins Bad. Meine Hand greift schnell nach meiner Zahnbürste, während die andere nach der Zahnpasta ausschau hält. 
"Ja der Daniel müsste gleich fertig sein.", höre ich auf einmal meine Mutter sagen.
Ich spüle mir schnell den Mund aus und schau nach unten. 

"Morgen Dani!", grinst mich Alex an. "Bist du schon fertig?"
Mein Herz rast und ich fühle die rötliche Wärme direkt in mein Gesicht. "Gib mir ein Moment.", sage ich und husche schnell in mein Zimmer. "Ohje, Ohje, Ohje..." ich begebe mich zum Spiegel, um zu checken ob ich ordentlich aussehe und zieh mir was frisches an. 
Ich pack schnell meine Schulsachen ein und den geliehenen Helm und beeile mich so gut schnell wie möglich in den Gang. "Alles klar, wir können gehen.", bestätige ich ihm, während meine Mutter mir noch ein schönen Schultag wünscht. 

"Gut geschlafen?", frägt mich Alex. 

Ich nicke. Bleib cool. und stelle die Frage zurück. 

"Naja geht so, musste ständig an jemanden denken aber sonst ganz gut.", antwortet er mir.
An mich? Oder...?
Wir steigen auf sein Bike und ich bin dabei mein Helm aufzusetzen. Dieses mal stieg mir das Adrenalin im Blut nicht. Im Gegenteil. Seine ganzen Wörter schwirren in meinen Gedanken rum. Bin ich vielleicht gemeint? Oder jemand anders? Ich meine ... schließlich habe auch ich über ihn die ganze Nacht lang gedacht. 
Wenige hundert Meter sind wir auch schon an der Schule angekommen. Wir befinden uns auf dem Parkplatz der Schule, wo auch andere ihre Bikes oder Mopeds abstellen. 
"Ich kann dich nachher wieder heimbringen. Wann hast du aus?", lächelt er mich an.
Ich grübbel kurz und sage mit einem seufzen "sechste Stunde. Aber du brauchst mich nicht unbedingt heimfahren, ich verschwende doch nur deine Zeit."
"Mach du dir nicht mal Sorgen über meine Freizeit.", zwinkert er mir zu. Ich werde nervös.
"Ich überlegs' mir, aber -..."
"ALEX!", ruft aufeinmal ein Mädchen am Ende des Parkplatzes und rennt auf uns zu. Wer zur Hölle ist das jetzt? Er dreht sich von mir weg und begrüßt sie mit einer Umarmung. Ich schlucke tief. "Dani, das ist meine Freundin Marie", lächelt er mich an.
Ich schaue sie nur an und muster sie heimlich in meinem Inneren. Sie hat lange blonde Locken, tonnen von Schminke in ihrer Fresse, ist ungefähr so groß wie Ich und hat nicht mal einen Arsch.
"Hey", sage ich nur und zieh mein falsches Lächeln auf, während sich die zwei Turteltäubchen nur ständig anlächeln. Mir reicht's. Ich drücke den Helm gegen seine Brust und sage ihm, dass ich nachher laufen werde. "Okay", kommt nur von ihm raus, ohne mich überhaupt anzuschauen. Was zur Hölle?!

3. Stunde: Mathe.
Eins der Fächer, was ich komischerweise vollkommen beherrsche. Mein Blick wandert durchs Klassenraum, unsere Mathelehrerin hat uns nur irgendwelche Aufgaben Blätter gegeben und hat uns alleine gelassen, nur damit sie mit dem neuen Ethik Lehrer einen Kaffee trinken kann. Ich bin so sehr in meinen Gedanken vertief, dass ich gar nicht bemerkt habe, dass Franzi sich heute gar nicht blicken gelassen hat. Ihr eigentlicher Sitzplatz steht leer. Mein Blick schweift nochmal auf alle Schüler. Jeder macht nur scheiße und redet. Ich hole mein Handy aus meiner Hosentasche raus und schreib Franzi, was los sei. Vielleicht ist sie krank oder war doch noch etwas wegen Gestern?
Keine Antwort.

Die große Pause steht an und ich habe keine Ahnung mit wem ich die Zeit verbringen soll. Ich gesell mich in die Aula zu meinen Klassenkameraden, die die Zeit mit klassischen Kartenspiele tot schlagen. Während ich nur gelangweilt zuschaue, vibriert mein Handy plötzlich. Franzi?
"Kein Bock Physik nachzuschreiben.", hat sie mir über WhatsApp geschrieben. Ich lache kurz auf, bis mir einfällt, dass ich selber nachschreiben muss, weil ich letzte Woche auch nicht mitgeschrieben habe.
Mein Herz rast wie verrückt. Was mache ich jetzt?! Jetzt noch zu lernen würde nichts bringen. Direkt nach der Pause habe ich schon Physik. Du bist so am Arsch, Daniel.