„Der Arzt meint, sie mache gute Fortschritte. Allerdings sollten wir anfangen, sie hier ein wenig raus zu holen, nach drei Monaten erscheint auch ein Krankenzimmer im Mungos nur noch wie eine Gefängniszelle." Jade horchte auf. Es war ihr Vater, der gesprochen hatte, er musste zusammen mit ihrer Mutter vor dem Zimmer stehen.
Seufzend sah sie sich erneut um. Das Zimmer war recht groß, denn anfangs hatte sie es sich mit ihrem Bruder geteilt. Dieser war aber schon nach zwei Wochen entlassen worden und so lag sie seitdem alleine hier. Mit der Zeit hatte der Raum an Freundlichkeit dazugewonnen. Agatha hatte eine selbstgenähte Decke mitgebracht, Noah und die Drachenfüchse hatten viele Bilder an den Wänden angebracht und ihre Eltern brachten ihr jeden Tag einen neuen Strauß Blumen vorbei.
Doch niemand konnte den Geruch von Krankenzimmer entfernen, die weißen Wände und Schränke lachten sie aus und vor dem Fenster hing fast täglich der graue Regenschleier.
Obwohl sie über den Tag fast nie alleine war, spürte Jade die große Einsamkeit in ihrem Herzen. Es war alles so furchtbar seltsam für sie, denn während der Großteil der Todesser in Gefangenschaft oder bereits in Askaban verweilte, lag sie hier und wurde umsorgt und gehütet wie ein Schatz.
Ihre Hand verkrampfte sich auf der Decke, die ihre Großmutter ihr mitgebracht hatte und einige Tränen versanken in dem Stoff.
„Jade? Deine Freunde sind da..." Megan Graeham hatte ihren Kopf durch die Tür gesteckt und schnell wischte sich Jade die Tränen fort und setze ein müdes Lächeln auf. Kaum eine Sekunde später schien der Raum gefüllt zu sein. Nacheinander wurde sie von Noah, Pascal, Leonie, Adley, Jill, Amanda, Edwin und Tamara in eine Umarmung gezogen.
„Hey", konnte Jade nur sagen, dann kamen ihr erneut die Tränen. „Ich... was macht ihr alle hier?" Jill sprang auf ihr Bett, während die anderen Stühle besorgten und sich im Halbkreis um ihr Bett setzten. Jade konnte nicht verhindern, dass ihre beste Freundin sich an sie klammerte.
„Was wohl. Wir besuchen unsere Freundin um ihr zu sagen, dass die Schule ohne sie total langweilig ist. Außerdem schreiben wir in wenigen Wochen die Abschlussarbeiten und die Lehrer machen uns einfach nur verrückt. Wir brauchen mal wieder einen richten Streich-", erklärte Jill, wurde dann aber von Adley unterbrochen. „Jill! Denkst du nicht, dass Jade gerade kein Interesse an so etwas haben könnte?" Doch Jade schüttelte den Kopf und hob beschwichtigend ihre Hände.
„Ein wenig öder Schulalltag würde mir jetzt wirklich gefallen. Immerhin habt ihr etwas zu tun, ich sitze hier den ganzen Tag und... naja. Habt ihr nicht noch diese Sümpfe von Weasleys Zauberhafte Zauberscherze? Das wäre doch ganz lustig die im Verwandlungskorridor und vor den Kerkern auszulegen", schlug sie dann vor und traf auf allgemeine Begeisterung.
Viel zu schnell ging die Zeit rum, in der sie einfach nur redeten, lachten und Streiche planten. Fast schon fühlte sich Jade, als würde sie dazu gehören. Als wäre sie wirklich eine unbekümmerte Schülerin mit Freunden, die sich vom Stress der Prüfungswochen erholen will. Irgendwann verließen die anderen das Zimmer, der Himmel färbte sich rot und schlussendlich saß nur noch Noah an ihrem Bett.
Er war jeden Tag hier, bei ihr. Jeden verdammten Tag, seitdem er entlassen worden war kam er ins Mungos um sie zu besuchen.
Meistens schwiegen sie, starrten stumm und in Gedanken verloren in verschiedene Richtungen, manchmal lasen sie die Zeitung zusammen und redeten über Dinge.
„Wie geht es dir heute, Jade?" Sie schaute nicht auf, ihr Blick war starr auf ihre Hände gerichtet und der Arzt notierte sich diese Geste natürlich.
Sie konnte ihn nicht leiden. Er kam zwei Mal in der Woche und wollte mit ihr reden. Jedes einzelne Detail von dem, was geschehen war, wollte er wissen, niederschreiben und analysieren. Doch sie hatte darüber nicht sprechen können. Also stimmte sie zu, dass ein erfahrener Arzt mit Hilfe von Leglimens in ihre Erinnerungen eintauchte und die benötigten Informationen herausfischte.
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Definitiv nicht Harry Potter! (2)
FanfictionDie Zaubererwelt Englands ist in Aufruhr, nachdem über zwanzig Schüler aus dem heimkehrenden Hogwartsexpress entführt worden sind. Unter ihnen auch Noah und Jade Graeham, sowie eine handvoll ihrer Freunde. Allesamt Kinder von Auroren, Wiederständle...