Kapitel 7 - Gefühlscocktail

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Shawn und ich schleppten uns samt Gepäck die Treppen bis in den 4. Stock hinauf. Sie verliefen, anders als in Deutschland, an der Außenwand des Hauses entlang. Die Treppen waren aus Gitter, ebenso wie der Weg, der an der Wand  zu den jeweiligen Haustüren führte.

Wir liefen gerade den letzten Treppenabsatz hoch und Shawn war dicht hinter mir. Auf einmal merkte ich, wie sich mein Koffer mit einer Rolle in der Treppe verkeilte. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel rückwärts. Verzweifelt ruderte ich mit den Armen, in der Hoffnung irgendwo Halt zu finden. Doch es war vergeblich. Das würde unangenehm werden.

Ich hörte mehrere dumpfe Geräusche, während ich fiel. So als würde etwas auf dem Boden aufschlagen. Alles verlief wie in Zeitlupe. Aus dem Augenwinkel sah ich Shawn der einen Satz nach vorne machte und seine Arme nach mir ausstreckte. Ich schrie laut auf.

"Ich hab dich!" rief Shawn und im nächsten Moment fand ich mich in seinen Armen wieder. Er hatte sie um meine Taille geworfen und ich merkte seine angespannten Muskeln. Mein Atem ging schnell. Ich hing dort in seinen Armen wie ein Schluck Wasser, was mir wahrscheinlich unter jedem andern Umstand unangenehm gewesen wäre, aber jetzt war ich gerne ein Schluck Wasser. Vorsichtig lockerte Shawn den Griff um meine Taille und half mir dabei mich wieder aufzurichten. "Danke. D-Das hätte ganz schön wehgetan, we-wenn du nicht gewesen wärst." stammelte ich dankbar. Shawn sah aufrichtig besorgt aus. So hatte ich ihn bis jetzt noch nicht gesehen. Sein typisches Lächeln war verschwunden als er fragte: "Geht es dir gut? Hast du dich verletzt?" "Nein, mir geht's gut. Ist bei dir auch alles in Ordnung?" erkundigte ich mich. Jetzt entspannte er sich sichtlich und seine Gesichtszüge lockerten sich wieder auf. "Puh, da bin ich aber froh! Ja, ja, keine Sorge. Alles ist gut. Wie ist das überhaupt passiert?" antwortete er. "Eine der Rollen hat sich irgendwie verhakt und hat mich nach hinten gerissen." erklärte ich ihm. Erst jetzt fielen mir Shawns Koffer am Fuße der Treppe auf, denn sie waren es gewesen, die ich zuvor hatte fallen hören. Shawn folgte meinem Blick und ich setzte peinlich berührt zu einer Entschuldigung an: " Oh, das tut mir leid, Shawn! Das wollte ich nicht. Hoffentlich ist nichts kaputt... und wenn doch, dann...dann sag mir einfach Bescheid. Ich...ich werde dir das ersetzen! Du musst nur-"

Doch weiter kam ich nicht, denn Shawn packte mich behutsam an den Schultern und schüttelte mich sanft. "Hey, mach dir keine Sorgen. Hauptsache dir ist nichts passiert. Besser meine Sachen liegen da unten als du." versuchte er mich zu beruhigen. Eine wohlige Wärme ging von den Stellen aus, an denen er mich umklammerte und verbreitete sich schnell durch meinen ganzen Körper. Ich merkte wie sich mein Herzschlag wieder verlangsamte.

"Na komm, lass uns endlich hoch gehen. Du musst doch total müde sein." entschied Shawn und ließ seine Hände sinken. Dabei entging mir nicht das kurze Zögern. Wahrscheinlich befürchtete er, ich Trottel würde direkt wieder unkontrolliert nach vorne Fallen, sobald er sich umdreht, um seine Koffer zu holen und ihn wie ein Walross erschlagen. Bei der Vorstellung musste ich irgendwie schmunzeln.

"Du gefällst mir viel besser, wenn du lächelst." sagte Shawn und war wieder mit seinem Gepäck bei mir angekommen. Ich spürte förmlich wie mir die Röte ins Gesicht schoss, doch ich hoffte, dass es in dem blassen Mondschein nicht so auffallen würde.

Endlich standen wir vor unseren Haustüren. Ich schnappte mir den Schlüssel aus meinem Rucksack und schloss die Tür auf. Shawn tat es mir gleich, doch bevor ich eintreten konnte hörte ich Shawns Stimme: "Summer?" Ich drehte mich zu ihm. "Ja?" antwortete ich fragend. Shawn setzte ein letztes Mal an diesem Tag sein bezauberndstes Lächeln für mich auf: "Sehen wir uns morgen, Frau Nachbarin?" Ich versuchte mich an einem anzüglichen Grinsen und sagte: "Worauf du wetten kannst, Herr Nachbar."


Das war's für heute. Ich hoffe es gefällt euch soweit :) xx

Venice Beach BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt