Kapitel 2

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Diese Nacht blieb Lena bei mir. Sie sagte zuhause Bescheid und legte sich neben mich. Lange haben wir nicht mehr geredet. Ich lag schluchzend neben meiner Freundin und kuschelte mich an sie. Lena war schon eingeschlafen. Aber ich konnte nicht. Mir ging zu vieles durch den Kopf. Warum? Warum? Warum? Warum, verdammt nochmal? Diese Frage stellte ich mir die ganze Nacht über. Das schlimmste ist auch noch, dass er nicht persönlich Schluss gemacht hat. Ich hätte ihm höchstwahrscheinlich eine geknallt. Und ich wäre auch am Boden zerstört gewesen, aber eine SMS? Wie armselig ist das denn bitteschön? Ich schaute auf den Wecker. 2.38 Uhr. Oh man. Ich machte meine Augen zu und versuchte zu schlafen. Aber es ging nicht. Immer sah ich ihn, wenn ich die Augen schloss. Nun lag ich hier mit offenen Augen und starrte die Decke an. Mir ist warm. Ich stieg leise aus dem Bett und ging runter in die Küche. Dort nahm ich mir ein Glas Wasser und ging dann auf unsere Terrasse. Draußen war es friedlich. Es war eine klare und schöne Herbstnacht. Ich hörte die Blätter an den Bäumen rascheln. Es roch schön hier. Eine angenehmer Windzug umgab mich. Ich setzte mich mitten auf den Rasen und trank mein Glas Wasser in einem leer. Meinen Körper ließ ich nun nach hinten fallen. Ich schaute in den Himmel. Überall Sterne. Langsam wurde mir kalt, doch ich dachte noch nicht daran wieder rein zugehen. Ich bekam eine Gänsehaut, aber es fühlte sich gut an. Jetzt lieg ich hier so. Beobachte die Sterne. Die ganze Zeit schweiften meine Gedanken zu Ben. Was macht er wohl gerade? Wahrscheinlich schläft er. Bestimmt hat er nicht mal ein schlechtes Gewissen. Ich habe gerade den Drang dazu ihm eine rein zuhauen. Was ist er nur für ein mieses Arschloch. Einfach per SMS Schluss zumachen. So ein Feigling. Doch dann erinnere ich mich wieder daran wie er mich immer hoch gehoben hat und mich Babe nannte. Keiner durfte mich so nennen. Nur er. Er meinte immer, dass er nie jemand anderes lieben könnte, so wie mich. Und jetzt? So ein mieses bekacktes ekeliges herzloses Arsch. Doch dann meldet sich mein Herz wieder. Er ist aber ein süßes Arsch. Man. Wie konnte er nur. Ich seufzte. Eine Ewigkeit lag ich noch hier draußen. Doch dann merkte ich wie mir immer kälter wurde. Ich setzte mich auf und ging wieder ins Haus. Während ich die Tür schloss, guckte ich raus in unseren schönen Garten. Ich bin sehr froh darüber, dass wir ein eigenes Haus besitzen und nicht in so einer Wohnung in einem Block wohnen. Seit meiner Geburt lebte ich schon hier. Wir wohnen etwas abseits von der Stadt. Um unser Haus herum sind Felder. Aber auch andere Häuser. Wie zum Beispiel das von meinem besten Freund. Ja ich habe zwei beste Freunde. Zum einen Lena. Sie kenne ich seit der sechsten Klasse. Ich habe nicht viele weibliche Freunde. Ich komm seit ich klein bin schon besser mit Jungs klar. Damals spielte ich auch immer mit Jungs. Das hat sich bis heute auch nicht verändert. Denn mein Freundeskreis besteht hauptsächlich aus Jungen. Das heißt ja nicht, dass ich mit Mädchen nichts zu tun habe. Aber naja. Daniel. Das ist mein anderer bester Freund. Aber dies schon seit dem Kindergarten. Ich liebe ihn über alles. Ich kann mit all meinen Problemen zu ihm kommen. Er aber auch zu mir. Und das wissen wir. Aber dennoch bin ich froh Lena zu haben. Vorsichtig ging ich wieder die Treppe hoch und legte mich zu Lena ins Bett. Ich schaute nochmal auf die Uhr. 3.57 Uhr. Ich ließ mich ins Kissen fallen und schlief ein.

Als ich aufwachte, schaute ich zur Seite, aber Lena lag da nicht mehr. Dann guckte ich auf die Uhr. 11.51 Uhr. Ich sank wieder in mein Kissen und musste an Ben denken. Nein. An den will ich keinen Gedanken mehr verschwenden. Ich sprang aus dem Bett und versuchte mich erstmal abzulenken. Ich schnappte mir eine Jogginghose und ein T-Shirt aus dem Schrank und lief ins Badezimmer. Dort stellte ich das Radio an. Erst wurde noch geredet. Ich wollte gerade umschalten als ein Lied anfing. Cro mit Whatever. Ich zog mich aus und sprang unter die Dusche. Nun sang ich lauthals mit.

Bye bye, ich fühl mich so frei frei

ich will nicht mehr heim

und mir ist scheißegal, was morgen kommt

Ich heb mein Glas und schrei:

Bye bye, ich fühl mich so frei frei

ich will nicht mehr heim

und mir ist scheißegal, was morgen kommt.

Ich ließ das Wasser auf mich runter prasseln. Es fühlte sich so gut an. Dann nahm ich mir ein Handtuch, zog mich an und band meine dunkelblonden Haare zu einem Flechtzopf an der Seite zusammen. Ich ging aus dem Badezimmer, atmete einmal kräftig durch und ging in die Küche. Dort saß schon meine Freundin. Meine Eltern sind nicht Zuhause da sie bei Verwandten sind. Ich hab ja noch Schule und konnte so nicht mit. Mein großer Bruder studiert und kommt am Wochenende erst wieder. Apropos Wochenende. Es ist schon nach zwölf Uhr. Heute ist Schule. "Lena! Wir waren nicht in der Schule.", rief ich entsetzt. "Komm runter Bea. Wir sagen einfach wir wären krank. Das geht schon klar." Lena ist in solchen Sachen immer ganz locker. Ich eher nicht. Aber ich konnte nun auch nichts mehr ändern. "Oke.", sagte ich deshalb nur. Ich setzte mich an den Tisch und sah jetzt erst, dass Lena Rührei für mich gemacht hat. "Danke Lena." "Ist doch selbstverständlich." Jetzt aßen wir beide unser Frühstück. "Und wie geht's dir?" Ja das ist eine gute Frage. Wie geht's mir eigentlich? Ich weiß es nicht. "Joar. Den Umständen entsprechend.", erwiderte ich deshalb. Wir räumten den Tisch ab und machten alles sauber. Wir quatschen dann noch über dieses und jenes. Das Thema Ben blieb natürlich auch nicht aus. Später umarmte mich Lena nochmal und ging dann auch nach hause. Jetzt bin ich wieder alleine. Was soll ich jetzt machen? Ich zog mir meine Reithose an, nahm mir noch ein Cardigan aus dem Schrank und schnappte mir die Haustürschlüssel und mein Handy. Unten zog ich mir meine Stiefelletten an, lief raus und ließ die Tür ins Schloss fallen. Ich holte mir mein Fahrrad aus dem Schuppen, setze mich rauf und radelte Richtung Reitstall.

Ich fuhr an den Koppeln vorbei bis zum Hof. Hier fühl ich mich immer so geborgen. Ich stieg vom Rad ab und stellte es in den Fahrradschuppen. Nun lief ich rüber zu dem Offenstall und sah schon mein Pony Napoli. Er ist ein Welsh-Cop Wallach. Er ist braun und an den Beinen und am Kopf geht es langsam ins Schwarze über. Seine Fesseln an den Hinterbeinen sind weiß. Er hat eine schwarze Mähne und einen schwarzen Schweif. Ich lief zum Tor und ging zu meinem Pony. Als ich ihn rief, kam er mir schon entgegen. Ich streichelte ihn und gab ihm ein Leckerli, denn ich habe immer eins in der Hosentasche. Die anderen Pferde begrüßte ich auch. Ich ging wieder Richtung Stall, da ich das Halfter vergessen habe. In der Sattelkammer angekommen, schnappte ich mir das schwarz-grüne Halfter und den schwarzen Strick. Gerade wollte ich zurück zur Weide gehen, doch dann sah ich Annabelle. Meine absolute Erzfeindin. Heute hatte ich wirklich keine Lust ihr über den Weg zu laufen. Also ging ich schnell wieder in den Stall und versteckte mich in einer freien Box. Da hörte ich sie auch schon die Stallgasse betreten. "Dennis! ... DENNIS!!", brüllte sie. Dennis ist der Stallbursche. Ich versteh mich super mit ihm. Und wenn es um Pferde geht, weiß er auch immer bestens Bescheid. Nun hockte ich hier in der Box und hoffte, sie guckt hier nicht rein. Aber warum sollte sie auch. Ich hörte Dennis kommen. "Ich hab in 20 Minuten Unterricht. Mach Garnet für mich fertig!" Und so stolzierte sie davon. Ich kam aus meinem Versteck hervor und ging zu meinem Pony.

Friede, Freude, Eierkuchen...?!?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt