Kapitel 1 - Zerfall

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נαмeš

Der Wind fegte durch die Gassen von Westminster, ließ sämtliche Fenster in ihren Rahmen klappern und die dazugehörigen Läden aus den Halterungen ankern. Hinzu kam der Regen, der wie Tränen an den Gläsern hinunter lief, die sich zugleich aber auch eine Art Rennen ablieferten. Sofern man dies denn beobachten konnte. Unter diesen Umständen befand ich mich nicht gerne draußen. Somit genoss ich die wohlige Wärme des Kamins, dessen Feuer vor sich her loderte und eine Art Geschichte erzählte. Aber nicht nur die Flammen waren am reden, sondern auch Lord Kancler - Mentor und Rangoberster des Ordens. Der gesamte Orden hatte sich zum Rat der Ritter eingefunden, der wer immer im Palast von Westminster statt fand. Kein Stuhl war leer an diesem rundem Tisch, in den sorgfältige Verzierungen eingeschnitzt & versiegelt waren. Darüber hing ein Kronleuchter, dessen Lampen genug Licht spendeten. Rechts und links, neben der großen Flügeltür die aus edlem Kirschenholz gemacht wurde, befand sich je ein Kommandant, dessen Blick stur nach vorn gerichtet war. Selbst ein Zucken der Wimper war Fehlanzeige. "Wir wissen alle das die Rebellen sich immer mehr gegen uns erheben. Doch ist uns bis Weilen nicht bekannt, aus wessen Quelle sie solch Informationen bekommen, die gänzlich uninteressant für uns sein müssten.", war die alte Stimme von Lord Kancler zu hören, dessen grauen Haare streng zurück gekämmt waren. Selbst sein Bart wieß mittlerweile kein farbiges Haar mehr auf und die Arme hielt er wie immer hinter dem Rücken verschränkt. "Ihr vergesst dabei völlig was passiert, wenn sie den Palast stürmen und sie - aus welchem Grund auch immer - in der Überzahl sind. Außerdem ist mir zu Ohren gekommen, dass sich unter ihnen einige Halbblüter befinden.", stimmte nun Lucan mit ein, der mir schräg gegenüber saß und sich dabei vom Stuhl erhoben hatte. Wortlos und kopfschüttelnd dachte ich mir meinen Teil dazu, legte beide Unterarme mit einem Seufzen auf dem Tisch ab und verschränkte die Hände ineinander. "Habt Ihr irgendetwas dazu beizutragen, Sir Galahad?" - "Nicht im Geringstem.", lautete meine Antwort stramm. Den Blick dabei auf den Tisch gerichtet und keines Weges erhoben. Dass dies nicht gerne gesehen war, war mir bewusst gewesen. Doch wollte ich mich nicht als eine niedrige Person verhalten, die es nicht verdient hätte, auch nur Ansatzweise als Held gefeiert zu werden. "Nun denn... wenn dem so ist und Sir Lucan nichts mehr dazu beizutragen hat, möchte ich dieses Thema vorerst schließen und beim nächstem Rat wieder öffnen. Bis dahin erwarte ich von jedem, sich eine gewisse Lösung für dieses Problem auszudenken!" Somit verstummte auch das letzte, flüsternde Gespräch und Stille kehrte für einige Moment über jene der Köpfe ein, die sich mit im Rat befanden.
"Also gut. Wie vielleicht schon einige von Euch mitbekommen haben, dürfen wir seit einiger Zeit ein neues Mitglied im Orden begrüßen, was uns in solch schwerer Zeit wirklich zu Gute kommt." Fing der Mist schon wieder an? Hatten wir in letzter Zeit nicht genug aus dem Volke ausgenommen, die sich im Endeffekt nur wieder als Verräter rausstellen würden? Meiner Meinung nach ja. Doch fragte man uns ja nie nach der Meinung, denn diese schien mittlerweile völlig überflüssig geworden zu sein. Wie ein besonderes Kleidungsstück, das man ein- bis zweimal trägt und nun im Schrank vor sich hin rottet, während sich die Motten regelrecht hinein nisten. Eine komische Metapher, nicht wahr? "Wir mögen vielleicht davon gehört haben, aber wo bleibt unser Sprössling nun, den Ihr als Wunderknaben bezeichnet?", meldete ich mich wiederum zu Worte und sah nun doch auf. Die Augenbrauen dennoch in der Mitte fragliche zusammen gezogen, sodass die Miene finster erschien, die sich mit dem gedämpften Licht des Raumes vermischte. Zum selben Zeitpunkt als diese Frage abgeklungen war, hellte ein Blitz am Himmel auf, worauf zugleich ein lautes Brodeln des Donners zu hören war. "Und mit diesem Gedanken bin ich sicherlich nicht alleine.", fügte ich dem noch zu, hatte mich mittlerweile aus dem Stuhl erhoben und die Hände ein wenig zu Fäusten geballt. Ich hasste es abzuwarten, während es zugleich wie Jahre anfühlte, die nicht vergehen wollten. "Ich habe immerhin nicht die Lust darauf wie jemanden im Orden zu haben, der unsere Informationen insgeheim weiterleitet und somit unsere Arbeit immer mehr zu Zerfall bringt!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 10, 2016 ⏰

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THE ORDER - 1886Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt