Scherben

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Charlett pov:

14:37 Uhr:

Missmutig stocherte ich in meinem Essen herum. Meine Gabel kratzte über den Teller. Meine Eltern zuckten bei dem unangenehmen Geräusch zusammen. >> Ach Charlett. Würdest du bitte unser bestes Geschirr heile lassen! Und jetzt iss bitte deine Nudeln auf. Die Trüffel waren
teuer. << meinte meine Mutter vorwurfs voll. Zornig blickte ich auf.
>> Du hättest die Trüffel ja nicht kaufen müssen! << antwortete ich patzig. Ich blickte wieder auf meine Portion Nudeln mit Trüffeln. Ab morgen würde ich so wohl nicht mehr speisen. Weil meine blöden Eltern auf Geschäftsreise gingen! Ohne mich! >> Euch ist schon klar dass ich viel mehr lernen würde wenn ich mitkomme. << versuchte ich sie zu über reden. >> In dem Internat wirst du bestimmt genauso viel lernen, außerdem bist du dort mit gleichaltrigen zusammen. Das wird dir gut tun. Vielleicht legst du dann diese arrogante und störrische Art ab.<< antwortete mein Vater gernevt. >> Ich ass mit troziger Mine meine Nudeln auf und stand möglichst würdevoll von meinem Stuhl auf. Hoch erhobenen Hauptes ging ich aus dem Speisesaal. Kaum war ich außer Sichtweite meiner Eltern musste ich mich abreagieren! Ich nahm die teure Vase von der kleinen Komode die an der Wand stand und schmiss sie auf den Boden, die Scherben zerbarsteten in alle Richtungen.

17:46 Uhr:

Ich saß auf meinem Bett und betrachtete mein Zimmer, die Designer Möbel, meinen großen Kleiderschrank und die große Fensterfront durch die man unser gesamtes Anwesen einsehen konnte. Bei der Vorstellung das ich mir ein viel kleineres Zimmer bald mit jemandem teilen müsste bekam ich jetzt schon Entzugserscheinungen!

Am nächsten Morgen um 06:30 Uhr:

Ich stand in unserer großen Eingangshalle und wartete auf mein Taxi. Meine Eltern würden erst am späten Abend nach Peking fliegen, nach ein paar Wochen von dort aus dann weiter nach Europa und Russland. Ich hasste sie dafür. Wie konnte man sein eigenes Kind auf ein Internat abschieben!? Wütend starte ich meine gepackten Koffer an die neben der Tür standen. In dem Moment hörte ich ein Auto auf unsere Einfahrt fahren, der Kies knirschte unter den Reifen. Das musste das Taxi sein das mich zum Flughafen bringen würde. Von dort aus würde ich nach Miami fliegen. 9 Stunden Flug.
Ich wurde von meiner Mutter aus meinen Gedanken gerissen. >> Mach's gut Honey. Und vergiss nicht zu schreiben, wir besuchen dich auch so oft wie wir können. << verabschiedete sich meine Mutter mit Tränen in den Augen. Ich reckte die Nase noch ein bisschen höher in die Luft um meine eigene Trauer zu verbergen. Meine Mutter drückte mich noch einmal fest. >> Ich will nur gutes hören, wehe du benimmst dich nicht
anständig! << warnte mich mein Vater. Ich funkelte ihn böse an. Ich machte Schwungvoll auf dem Absatz kehrt und schritt zur Tür hinaus. Ich gab dem Taxifahrer ein Zeichen und er nahm mein Gepäck und lud es in's Auto ein. Meine Eltern standen nun in der Tür, ich stieg in's Taxi und winkte noch einmal zum Abschied. >> Wünschen Sie Radio zu
hören?<< fragte mich der Taxifahrer.
>> Nein.<< erwiderte ich. Tiefes Schweigen erfüllte das Taxi. >> Wohin soll die Reise den gehen?<< fragte er noch einmal. >> Miami.<< antwortete ich kurz und knapp. Der Fahrer hatte es irgendwann aufgegeben mir Fragen zu stellen. Wir fuhren schweigend durch die Straßen Rio's. Wie ich diese Stadt vermissen würde!

Im Flugzeug 10:23 Uhr:

Ich hatte nun schon knappe zwei Stunden hinter mir. Ich flog natürlich Erste Klasse. Ich hatte die Zeit damit verbracht meinen Nagellack ab zu pulen und die Nägel wieder neu zu lackieren. Nebenbei hatte ich noch die Süßspeisen durch probiert, Creme brulee, Panna cotta und Kokoseis. Die Preise waren zwar hoch aber was kümmerte mich das? Alles ging auf die Rechnung meiner Eltern. Ihr Problem.

Arrogant ist gar kein Ausdruck!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt