Prolog

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3 Monate später

Unter meinen rauen Händen, die mit einem schmutzigen Verband umwickelt wurden, fühlt sich das blaue Leder wollig weich an und die weißen Wände, die mit einigen kunstvollen Bildern geziert sind, pusten das Trübsal, das mich verfolgt hat, scheinbar in die Unendlichkeit.
Dabei weiß ich ganz genau, dass es nie wieder so werden wird, wie es einmal war.

Man hat mir mein Leben zerstört, bevor es überhaupt richtig angefangen hat und den Grund dafür kenne ich noch nicht einmal und ich werde ihn vermutlich niemals kennenlernen.
Alles das, was in den letzten Wochen passiert ist, hat sich angefühlt, als müsste ich die Hölle durchqueren, quälend langsam und ohne ein voraussehbares Ende.
Jeden einzelnen verdammten Tag, habe ich die Befürchtung gehabt, dass es mein letzter wäre und den Menschen, denen ich einst die Welt anvertraut hätte, sind für mich Fremde, Gegner geworden, denen ich nicht mehr über den Weg gelaufen bin.

Eine einzige Träne kullert mir über die Wange, landet auf dem Sofa auf dem ich mich niedergelassen habe und die junge Blondine mit den stechend grünen Augen schaut mitleidig auf mich herunter, während sie sich in ihrem schwarzen Ledersessel zu mir dreht.
Sie hat mich schon einiges gefragt, aber ich habe anfangs keinen Mucks von mir gegeben und nur starr den hellen Parkettboden fixiert, während sie wartend ihre Akten sortiert hat.
Nun scheint sie nichts mehr zu tun zu haben und so sitzen wir uns gegenseitig anschweigend still auf unseren Sitzgelegenheiten, wartend auf fünf Uhr. Zumindest ich.

,,Willst du mir nichts erzählen?", fragt sie vorsichtig, mit einem kleinen Lächeln im Gesicht.
Es ist in diesen dreißig Minuten das erste Mal, dass ihre Stimme wirklich zu mir vordringt, deswegen drehe ich den Kopf und schenke ihr einen kurzen verwunderten Blick.
Langsam schüttele ich mich und wende mich wieder dem gemütlichen Zimmer zu.

Ich will überhaupt nicht hier sein.
Im Grunde genommen ist es nämlich die Idee des stinkenden Polizisten gewesen. Er ist der Meinung, dass mir eine Psychologin helfen kann, aber ich bin fest davon überzeugt, dass er sich irrt.
Ein kaum hörbares Seufzen bahnt sich einen Weg durch den Mund meiner Zimmergesellin und sie beginnt unverständliches Zeug zu brabbeln, welches ich beim besten Willen nicht verstehen kann.

,,Du bist eine echt anstrengende Patientin, weißt du das?", fragt sie schon fast genervt.
Plötzlich kommt sie mir so viel sympathischer und menschlicher vor und ein flüchtiges Grinsen stiehlt sich auf meine Lippen.
,,Immer muss man sie alle zum reden zwingen! Erst schweigen sie, dann fangen sie an zu heulen und dann weiß man nicht, was man machen soll! Ich wollte nie in meinem Leben Psychologie studieren, Mum!", schreit sie sauer aus dem offenen Fenster und beginnt zu gestikulieren, während unten auf der schmutzigen Straße die Autos über den Asphalt brettern.
Sie fährt sich ungehalten durch die Haare, dreht sich zügig auf dem Absatz um und will aus der Tür stolzieren, als sie plötzlich inne hält und mich unverwandt anstarrt, weil ich mir mein Lachen nicht mehr verkneifen kann.

Dann pruste ich los, während meiner Psychologin fast die Augen aus dem Kopf fallen, weil sie beim besten Willen kaum mit so etwas gerechnet hat.
Zwar lache ich nicht so laut und ausgelassen, wie ich es früher getan habe, aber es tut mir nach all der Zeit wirklich gut.
,,Ich erzähl Ihnen alles, wirklich, vielleicht nicht heute, aber irgendwann, jedoch müssen Sie dann  auch geduldig sein, zuhören und hierbleiben", sage ich ein wenig schüchtern und mit einem versteckten Lächeln im Mundwinkel.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 26, 2018 ⏰

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