Kapitel 1

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Es war ein Tag wie jeder andere.

Früh am Morgen wachte Amilia auf. Durch ihr Fenster fielen die erste Sonnenstahlen und sie hörte die ersten Vögel des Tages singen. Verschlafen stand sie auf und schaute nach draußen. Es würde ein wunderschöner Tag werden und sie hatte nicht vor diesen drinne zu verbringen, um ihrer Stiefmutter Cynthia die ganze Zeit zu helfen. Also musste sie verschwinden, bevor diese aufwachte und der einzige Weg nach draußen war ihr Fenster. Sie kletterte raus und ließ sich auf den Strohhaufen einige Meter unter sich fallen. Es war nicht das erste Mal, dass sie auf diese Weise heimlich verschwand und sicher auch nicht das letzte Mal.

Nachdem sie das Stroh, das noch in ihrer Kleidung und ihren Haaren war, entfernt hatte, ging sie zu dem kleinen Stall neben an. Kaum hatte sie die Tür geöffnet, kam ihr ein Wiehren entgegen. "Guten Morgen Nastragal. Lust auf einen Ausritt?" Schnell bereitete sie alles vor und ritt dann auf ihren schwarzen Hengst los. Sie entschied sich gegen den Weg durchs Dorf, damit sie keiner sah und nahm stattdessen den Umweg durch den Wald.

Sie ritt zu einer Lichtung mit nur einem einzgen riesigen Baum in der Mitte. Hunderte von bunten Schmetterlingen flogen über das grüne Gras und die Luft war von dem Summen der Insekten und dem Zwitschern der Vögel erfüllt. Sie setzte sich auf einen alten Baumstumpf am Rand und ließ Nastragal grasen. Nichts liebte sie so sehr wie diesen Ort. Man hatte seine Ruhe, ohne dass es still war. Man war alleine, ohne einsam zu sein.

Sie saß lange dort und war schon fast eingeschlafen, als Nastragal plötzlich nervös wurde. Fragend sah sie ihn an, doch bevor sie sich umschauen konnte, wurde die Sonne mit einem Mal verdeckt und ein Schatten legte sich über alles. Die Vögel verstummten und die Schmetterlinge verschwanden im Wald. Als sie nach oben sah, erblickte sie einen riesigen Adler am Himmel. Noch nie hatte sie so einen Vogel gesehen. Majestätisch kreiste er dort oben, als würde er auf etwas warten und dann ließ er etwas Goldenes aus seinen Klauen fallen. Es landete direkt vor Amilia auf dem Boden. Zögernd hob sie es auf. Es sah aus wie ein Amulett. An einem Lederband hing ein goldener Stern, auf dem in geschwungener Schrift Estrelas stand. Was sollte das bedeuten? Erneut sah sie hoch zu dem Adler. Ein letztes Mal kreiste er noch am Himmel, dann flog er langsam weiter. Der Schatten verschwand und die Sonne schien wieder. Die ersten Schmetterlinge kamen zurück und die Vögel begannen wieder zu zwitschern. Doch Amilia wollte nicht weiter dort sitzen. Schnell sprang sie auf Nastragal und ritt dem Vogel im Galopp hinterher - das Amulett in der Hand. Sie wollte wissen, was das alles zu bedeuten hatte.

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