Purpur

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Ihr Blick ruhte auf Kilgrave. Ein sanftes Lächeln lag auf ihrem Gesicht, während er sie irritiert anblickte. „Wo bin ich? Und wer bist du? Antworte mir!" Seine Fragen hatten einen fordernden Unterton, doch brachte es sie nur zum Lachen. Wahrscheinlich rechnete er mit einer sofortigen Antwort ihrerseits. Dummerweise war sie keine normale Person, die seinem Virus unterlag. „Sorry, aber das funktioniert so nicht." Sie schüttelte ihren Kopf leicht und musterte ihn eingehend. Er lag auf einem Krankenbett. Er war Oberkörper frei, weshalb man gut die verbundene Wunde an seinem Arm erkannte. Die Verletzung, die ihm erst kurze Zeit davor zugefügt wurde, blutete noch immer leicht. Selbst nach der Behandlung von dieser Ärztin. Und einmal davon abgesehen, sah Kilgraves Gesicht furchtbar aus. Eine rasselnde Wut stieg in ihr hoch, doch unterdrückte sie die Rachengedanken für den Moment. Es gab wichtigeres zu erledigen, zum Beispiel Kilgrave davon abzuhalten sie umzubringen, bevor sie etwas erklären konnte. „Bitte? Ich sag es nochmal deutlich. WER bist du? Und WO sind wir?" Seine Stimmlage schlug in Wut um. „Hachje, du willst wohl wirklich Antworten?" Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie an der Wand gelehnt, doch jetzt setzte sie sich auf einen Stuhl wenige Meter von ihm entfernt. Währenddessen beobachtete sie, wie sich ihr dunkelhaariger Patient aufsetzte. „Ja! Wie kannst du dich meinen Befehlen entgegensetzen?!" Es war schon amüsant zu beobachten, wie seine Emotionen wechselten. Neugierde und Verwirrung waren inzwischen heraus zu hören. Sie lächelte ihn begeistert an. „Nunja, ich bin gegenüber Fähigkeiten, Begabungen oder Viren besonderer Art immun." Ihre Augen funkelten seine stolz an. „Oh und nicht nur das, ich kann sogar Fähigkeiten stehlen." Plötzlich hielt Kilgrave inne. Er hatte wohl eine schlechte Vorahnung worauf sie hinaus wollte. „Hast du dich jemals gefragt wie es sich anfühlt kontrolliert zu werden und Dinge zu tun die du nicht machen willst?" Kurz bevor er antworten konnte befahl sie ihm zu Schweigen. „Ich bin so frei, dich in die Erfahrung einzuweihen." Sie erhob sich sanft vom Stuhl. Ihr Blick war noch immer auf Kilgrave gerichtet. Mit einem amüsierten Grinsen im Gesicht sprach sie die nächsten Worte befehlend aus. „Küss mich." Sie könnte schwören, dass er alles andere als begeistert war. Und doch erhob er sich und trat näher zu ihr. Er stand direkt vor ihr. Sie blickte in seine braunen Augen, seine wundervollen braunen Augen. Gerne hätte sie ihre Hände über seinen nackten Oberkörper gleiten gelassen. Doch sie hielt still, während sich seine Lippen ihren näherten. Sie nahm den Geruch von Blut und Adrenalin wahr. Sie konnte seine Körpernähe spüren, seine Atem hören. Ihr Blick glitt zu seinen Lippen, welche kurz davor waren ihre zu berühren. So sehr hatte sie darauf gewartet, und doch – „Stop!" Kaum verließ dieses Wort ihre Lippen hielt Kilgrave inne. Ihr ganzer Körper verzerrte sich nach seiner Berührung, doch dazu war noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen. „Mein Name ist Cara." Sanft strich sie ihm mit ihrer Hand über die Wange. „Und ob du es glaubst oder nicht, ich bin die einzige Person, die sich tatsächlich für dich interessiert." Sie konnte Kilgraves Blick nicht deuten. Entweder lag dies an ihrer Manipulation oder aber an seiner Charakteristik. Vielleicht ein bisschen von Beidem. Noch immer befand er sich ihr so unglaublich Nahe. Die wenigen Zentimeter, die ihre Körper trennten, jagten einen Schauer über ihren Körper. „Ich schätze du hast deine Lektion gelernt." Ihr Blick wanderte von seinen Augen kurz zu seinen Lippen. Sie hasste sich dafür, diese Gelegenheit entgehen zu lassen. „Du kannst jetzt tun und lassen was immer du willst. Ich werde dich nicht weiter kontrollieren." Kaum verließen diese Wörter ihre Lippen, spürte sie wie ihr Körper hart gegen die Wand gedrückt würde. Eine Hand von Kilgrave hatte sich um ihren Hals gelegt. Nur schwer konnte sie nach Luft schnappen. „Was genau hast du vor? Und sag mir jetzt sofort wie du heißt!" Sie spürte Kilgraves Körper an ihrem. Sein Gesicht war ihrem nicht weit entfernt. Doch seine Emotionen waren eine Mischung aus Allem. Mal davon abgesehen, dass seine Stimme ihr Herzschlag beschleunigte, ob aus Furcht oder Zuneigung sei daher gestellt. „Was ich will?" Sie blickte ihn zornig an. „Deinen verdammten Arsch von Jessica retten." Ihre Augen blickten geradewegs in seine. Sie hatte absolut keine Ahnung was in ihm vorging. „Und wie schon erwähnt heiße ich Cara. Ich habe keinen Nachnamen, zumindest keinen den ich akzeptiere. Waisen brauchen sowas nicht, solltest das nicht gerade du verstehen?!" Ihre blauen Augen funkelten ihn genervt an. Da stand er schon halbnackt vor ihr, hatte sie beinahe geküsst und wusste, dass sie ihn interessant fand und er tat nichts als sie mit Fragen zu durchlöchern. Mal davon abgesehen, dass ihr Hals anfing zu Schmerzen. Gerade als sie kurz davor war, seine Begabung wieder gegen ihn einzusetzen, ließ er seine Hand sinken. Er trat wider ihre Erwartung einen Schritt zurück. „Warum? Wieso solltest du mir helfen wollen?" Sie hörte seinen Unglauben. So oft wurde er in den letzten Tagen verraten, gefoltert und seelisch verletzt. Er tat ihr Leid. „Weil ich dich verstehe." Sie sagte diese Worte ohne lange darüber nachzudenken. Sie verstand wieso er zu der Person wurde, die er war. Sie selber war wohl auch nicht viel besser. Es kümmerte sie herzlich wenig über Leichen zu gehen, solange sie an ihr Ziel gelangte. Die Menschheit war grausam und zum Überleben musste man genauso gefühlskalt sein. Kilgrave wusste das. Er würde sie nicht verurteilen. Während sie bei diesem Gedanken festhing, trat Kilgrave wieder zu ihr und berührte ihre Wange. „Warum sollte ich dir glauben?" Eine falsche Antwort und sie würde mit einer aufgeschlitzten Kehle auf dem Bett enden. Sie wusste das und doch konnte sie ein freches Grinsen nicht unterdrücken. „Weil ich die erste Person bin, die du nicht beeinflusst und die sich trotzdem nach deiner Aufmerksamkeit sehnt. Zumal ich noch immer hier bin, nicht wahr Kevin? " Und kaum verließen diese Worte ihre Lippen überbrückten seine Lippen die letzte Distanz zu ihren. Sein Kuss war stürmisch und raubte ihr ihren Atem. Instinktiv schlang sie ihre Arme um seinen Hals, während er sich nun enger an sie schmiegte. Er fuhr ihr mit einer Hand über den Körper. Ein erfreutet Zittern überkam sie. Seine Küsse wanderten zu ihrem Hals. Sie erschauderte, als seine Hände unter ihr T-Shirt glitten. Sanft fuhr sie über seinen nackten Oberkörper, ehe sie ihr eigenes T-Shirt in die nächste beste Ecke schmiss. Sie genoss seine Liebkosung, während es sie selber erfreute seinen Körper mit ihren Händen zu erkundigen. Doch in dem Moment, als er ihre Hose abstreifen wollte, klingelte ihr Handy. Innerhalb Sekunden stieß sie Kilgrave von sich weg. Ihre Augen fixierten seine an, ehe sie ihr Handy herauskramte, das Gespräch annahm und den Lautsprecher anstellte. „Sie sucht ihn." Eine männliche Stimme erklang. „Wo ist sie zurzeit?" Der Mann antworte ihr ohne Zögern. „Noch immer in ihrem Appartement, bestimmt nicht mehr für lange." Cara spürte den intensiven Blick Kilgraves auf sich, während sie dem Mann kurz für die Informationen dankte, ehe sie auflegte. Die vorherig hitzige Atmosphäre war dummerweise von dem Anruf zerstört worden. „Jessica sucht nach mir." Kilgrave blickte sie emotionslos an. Langsam näherte sie sich ihm, doch blieb sie mit einem gewissen Abstand vor ihm stehen. Ein amüsiertes Grinsen bildete sich auf ihrem Gesicht. „Na komm schon, du hast bestimmt schon eine Idee um ihr eins reinzuwürgen." Auf Kilgraves Gesicht trat tatsächlich ein Anzeichen von einem Grinsen. „Ohja, wir müssen eine gewisse Person aus dem Gefängnis abholen." Cara lachte begeistert auf. Natürlich redete er von ‚Hope', Jessicas geliebter Hoffnung alles besser zu machen. „Bin dabei.", flötete sie eine Zustimme, ehe sie ihr T-Shirt vom Boden aufhob. Kaum hatte sie Kilgrave den Rücken zugewandt, war er hinter sie gedrehten. Er strich ihr Haar leicht zur Seite und hauchte ihr einen Kuss auf den Nacken. Eine Gänsehaut überkam sie, doch sie blieb selbstbewusst. „Ich besorge dir ein Oberteil – und ja ich weiß du liebst lila Anzüge." Sie verdrehte darüber kur ihre Augen, ehe sie zur Tür trat. Er machte Anstalten ihr zu folgen. Scheinbar vertraute er ihr immer noch nicht. „Keine Sorge ich komme schon zurück. Zwing mich nicht dazu, dich zum Warten zu zwingen." Sie funkelte ihn warnend an, ehe sie das Zimmer verließ.

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