In der Stille der Nacht

Drei

Zuerst besuchten sie Madame Tussauds. Die Figuren hatten sich nicht verändert, jedoch waren ein paar neue hinzugekommen wie OneDirection. Christopher ließ es sich auch nicht entgehen und schoss ein Selfie mit der Queen. Allies Vater zeigte großes Interesse an der Star Wars Ausstellung und ließ sich mit Yoda ablichten. Ihr Bruder tat es ihm gleich.

Nachdem sie mit der U-Bahn ein Stück gefahren waren, besuchten sie den Tower of London und die Tower Bridge. Die Familie ging die Themse entlang zum Globe Theatre um zum London Eye zu gelangen, wo sie es nicht nehmen ließen eine Runde mitzufahren. Anschließend führte ihr Weg zur Downing Street, sowie zu den Houses of Parlaments mit Big Ben, wo sie ein weiteres Familienfoto schossen. Dahinter befand sich die Westminster Abbey, die sie auch betraten. Ihre Tour war schon fast zu Ende. Der letzte Punkt vor dem Hyde Park war der Buckingham Palace, wo sie den Wachen mit den Bärenfellmützen zusahen. Allies Vater ließ es sich nicht nehmen und versuchte sie nachzuahmen, wodurch der Rest der Familie in schallendes Gelächter ausbrach.

Im Hyde Park angekommen, suchten sie sich ein friedliches Plätzchen unter einer Trauerweide mit Blick auf den See. Christopher breitete die Decke aus, Allie und ihre Mutter stellten das Essen darauf. Mittlerweile war es siebzehn Uhr. Also Tee Time. Deswegen packte die Mutter auch gleich noch ein paar Thermoskannen mit verschiedenen Tees aus. „Ich sterbe gleich vor Hunger", meinte Allie und griff sich sofort ein Sandwich, wobei ihr Bruder anfing zu lachen. „Was denn?", fragte sie mit vollen Mund und er musste noch mehr lachen. „Sehr witzig", grummelte sie und biss erneut von ihrem Sandwich ab.

Nachdem sie fast alles aufgegessen hatten, blieben sie noch eine ganze Weile am See und starrten auf die leichten Wellen. Allie hatte sich den Deckel von einem ihrer Sandwiches aufgehoben und zerbröselte ihn für ein paar Enten, die in Ufernähe umher schwammen. Sobald sie ihnen etwas von dem Krümeln hinwarf, kamen sie in Massen an und sie konnte sich kaum noch retten. „Allie, gib ihnen nicht zu viel, sonst gehen sie noch mit nach Hause", mahnte ihre Mutter leicht panisch, da die Enten immer näher kamen. „Ach lass es doch, dann haben wir Haustiere", entgegnete Christopher grinsend und schnappte sich ebenfalls ein wenig Tost um seiner Schwester zu helfen. Ihre Mutter seufzte und schüttelte den Kopf, während ihr Vater ihr beruhigend den Arm um die Schultern legte.

Erst als es Dunkel wurde kamen sie wieder zuhause an. Die Stimmung hatte sich erheblich gebessert und eine gewisse Harmonie herrschte zwischen ihnen. Allies Mutter ging in die Küche und begann den Picknickkorb auszuräumen. „Hat noch jemand Hunger?", fragte sie. „Ich bin papp satt", stöhnte Allie und lies sich auf das Sofa im Wohnzimmer fallen. „Ich auch", meinte Christopher und setzte sich zu ihr. „Will dann jemand Tee?", fragte ihre Mutter hoffnungsvoll. „Bloß nicht!", riefen die beiden aus einem Mund. Sie sahen sich an und begannen zu lachen. „Wisst ihr was? Mir ist heute nicht nach Fernsehen. Ich gehe noch ein wenig spazieren okay?", meinte Allie plötzlich und erhob sich. „Denkst du das ist eine gute Idee?", erwiderte der Vater zögerlich. „Nathaniel ist keine Gefahr mehr und notfalls kann ich mich ja verteidigen", erklärte sie selbstsicher. Schließlich stimmten ihre Eltern zu, allerdings sollte sie nicht zu lange wegbleiben.

Die Luft in der Siedlung war kühl, aber etwas abgestanden von den vielen Autos, die am Straßenrand standen. Die Straßen selbst waren leer, in den Häusern brannte Licht. Die meisten waren um diese Zeit zuhause, wenn sie nicht Schichtarbeiten mussten. Allies Füße trugen sie ganz allein zu dem winzigen Park, wo sie sich früher immer mit Mark und seinen Freunden getroffen hatte. Bei der winzigen Feuerstelle loderte ein kleines Lagerfeuer. Wie in den alten Zeiten saßen Mark und seine Freunde dort, mit einer Dose Cinder in der Hand. Als sie näher kam drehten sich ihre Köpfe in ihre Richtung. „Sie mal einer an wer da kommt. Das ist ja Allie", sagte Henry munter. Offenbar war dies nicht seine erste Dose. „Hey Leute", meinte sie etwas schüchtern. Sie setzte sich neben Mark. Auf dem Boden lagen schon mehrere Dosen Cinder und andere alkoholische Getränke. Als Mark ihr auch eine Dose anbot schüttelte sie den Kopf. „Seit wann bist du den so brav? Hat das was mit deiner neuen Schule zu tun? Ist das da ein Erziehungslager?", fragte Henry. „Ne, es ist eigentlich ganz okay", antwortete sie lahm. Henry stieß einen komischen Laut aus und nahm einen tiefen Schluck aus seiner Dose. Dann zerquetschte er sie und warf sie zu den anderen auf den Boden. Sie plauderten eine Weile über unwichtige Dinge, um die Stimmung zu lockern, aber Allie fühlte sich etwas unwohl. Zu diesen Leuten gehörte sie nicht mehr.

Als Mark und seine Freunde losziehen wollten um noch eine Brücke zu besprühen, lehnte Allie wieder ab und verabschiedete sich schnell. Mittlerweile war es deutlich kälter geworden und sie fröstelte ein wenig während sie mit schnellen Schritten nach Hause ging. Erst als sie die Haustür hinter sich schloss fühlte sie sich wieder wohl. Mit einem gute Nacht Gruß an ihre Eltern huschte sie nach oben in ihr Zimmer und schmiss sich auf ihr Bett. Lange dachte sie nach aber am Ende stand das fest, was sie schon längst gewusst hatte.

Mark und seine Kumpels waren nicht länger ihr Freundeskreis. Sie passte nicht mehr zu ihnen. Ihre Freunde warteten in Cimmeria: Carter, Rachel, Zoey, Nicole, Lucas,... Sie dachte auch an Sylvain, der in Frankreich bei seinem Vater war und vermutlich nicht nach Cimmeria zurückkehren würde.

Und sie hatte nun zwei Orte wo sie sich wie Zuhause fühlte. Hier bei ihrer Familie, die endlich, nach all den Jahren wieder zusammengefunden hatte. Es war zwar noch nicht perfekt, aber mit der Zeit würde sich alles Schritt für Schritt einrenken.

Und zum anderen in Cimmeria Academy. Sie freute sich schon darauf, alle nach den Ferien wieder zu sehen. Besonders Carter.

Hallo meine Leser!
 Das war die erste Kurzgeschichte. Mit der nächsten wird es wohl eine Weile dauern :)
 Lasst mir doch einen Vote und einen Kommentar da :) Ich würde mich freuen :)
 Lg: Bexi