Die Rückkehr

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Langsam erkannte ich das Gesicht der Hand, die mich erneut hoch und dann zur Seite zog.
,,Pass auf, Kleine, du wirst noch zertrampelt.", sagte ein Junge mit schulterlangen, braunen Haaren.
Ich wollte gerade etwas sagen, doch dann öffnete sich die Dropship-Tür und plötzlich war Totenstille.
Eine kühle Briese kam uns entgegen und alle starrten ins Grün.
Ich beobachtete ein Mädchen, dass sich langsam nach draußen bewegte und schließlich auf den mit Moos bedeckten Boden sprang.
Ich hielt die Luft an.
Es ist nichts passiert.
Keine tödliche Strahlung, gar nichts.
Ein Freudenschrei, alle jubelten und stürmten aus dem Dropship.
Nur so vor Energie und Aufregung trotzend rannte ich ebenfalls los, sog dabei so tief es nur geht die frische, echte Luft ein.
So tief, dass es schon in der Lunge schmerzte.
Dieses Gefühl war unbeschreiblich.
,,Frei! Wir sind frei!"
Riefen sie, während sie wild umher liefen und die neue Freiheit genossen. Die langersehnte Rückkehr der Menschheit auf ihre Heimat ist nun da.
Für einpaar Sekunden schloss ich die Augen und genoss es einfach.
Es war tausend mal schöner als in jedem meiner Träume.
Etwas von meinem Freiheitstrip runtergekommen, öffnete ich wieder die Augen und entdeckte vor mir an einer Ranke einpaar wunderschöne wild gewachsene Blumen.
Ich streckte meine Hand nach ihnen aus und pflückte vorsichtig eine.
Wieder sog ich tief dessen Geruch ein, sie duftete so fantastisch.
Langsam ging ich weiter.
Von Sekunde zu Sekunde auf der Erde wurde ich immer begeisterter, ich wollte mehr von ihr sehen.
Dabei bemerkte ich gar nicht, dass ich mich immer weiter vom Dropship entfernte.
Doch im Moment hatte ich andere Dinge im Kopf.
Kurze Zeit später hörte ich ein leises Rauschen.
Wasser? Kann es sein?...
Ich beschleunigte mein Tempo und folgte dem Rauschen.
Tatsächlich kam ich nach einpaar Minuten an einem kleinen Bach an.
Sofort kniete ich mich hin, schaufelte mit den Händen etwas Wasser und begann zu trinken.
Ein Gefühl der Sättigung und Erleichterung kam über mich.
Eine Weile lang betrachtete ich mein Spiegelbild im ruhigen, klaren Wasser.
Dann fiel mein Blick auf die Blume, die ich immer noch in der Hand hielt.
Ich strich eine blonde lange Strähne zur Seite und klemmte die Blume hinter mein Ohr.
Wieder betrachtete ich mein Spiegelbild.
Dann ließ ich mich langsam unter einem Baum nieder, wo mich direkt eine große Müdigkeit überrannte.
Ohne groß nachzudenken schlief ich schließlich ein.

Einige Stunden später wachte ich auf und zuckte zusammen vor Schreck.
Es war bereits völlig dunkel und kalt geworden.
Noch total benommen zog ich mich am Baum hoch und versuchte mich zu orientieren.
Außer Dunkelheit war da nichts.
Doch dann sah ich von weitem Licht, dass einen kleinen Fleck Fläche erhellte.
Das müsste das Dropship sein.
Was denn sonst, richtig?
Also beschloss ich einfach darauf zu zu laufen.
Fröstelnd und mit verspanntem Körper stampfte ich durch die Wälder.
Die unfassbare Kälte lenkte mich glücklicher Weise davon ab, wie unheimlich es tatsächlich war.
Irgendwann fing ich an schneller zu laufen, dann würde mir schon warm werden.
Ein leises Knistern kam von hinten und ich fing an zu rennen.
Wirklich viel sah ich nicht, ich starrte einfach auf diesen einen Lichtfleck und rannte als wäre wer weiß was hinter mir.
Das führte dann dazu, dass ich irgendwann über eine Wurzel stolperte und hart auf dem Boden landete.
Ein leises Fluchen entwich meiner Kehle und ich blieb so einige Sekunden regungslos am Boden liegen.

Nach gefühlten 10 Jahren kam ich am Dropship an, wo bereits ein Lagerfeuer und viele Fackeln angezündet wurden.
Ich sah wie einpaar Typen Zelte aufbauten und humpelte bis ich an einem kleinen Hocker ankam, wo ich mich dann endlich hinsetzen konnte.
Dann hörte ich eine Stimme neben mir sagen:,,Kleines Nickerchen im Wald, was Blumenmädchen?''
Überrascht sah ich zu ihm und erkannte das Gesicht von vorhin.
Als mir dann einfiel was er meinte, rupfte ich die Blume aus meinen Haaren und warf sie weg.
,,Kann sein. Warum interessiert dich das?", sagte ich und richtete meine Haare, die sich etwas zerzaust anfühlten.
,,Na ja. Ich steh genau so wie du auf einsame Spaziergänge im Wald.
Vielleicht verstehen wir uns ganz gut.
Ach, und damit solltest du definitiv mal zum Arzt.", sagte er und nickte in die Richtung meines aufgeschürften Arms.
Ich starrte leer ins Feuer.
,,Woher willst du das wissen? Du kennst mich nicht. Und ich brauche keinen Arzt, ich bin selbst einer, weißt du?"
Er hebte daraufhin beide Augenbrauen.
,,Das bezweifle ich, Blumenmädchen. Und du kennst mich auch nicht."
,,Ich hab meine Ausbildung bei meinem Vater als ich 16 wurde angefangen.
Und doch, ich kenne dich."
Er lachte kurz leise auf und sah ebenfalls ins Feuer.
,,Dein Vater ist Arzt?
Du weißt doch nicht mal wie ich heiße."
Ich erzählte ihm von einpaar Grundlagen und Hauptaufgaben aus meiner 4-monatigen Ausbildung.
Die angenehme Hitze des Lagerfeuers tat richtig gut.
,,Dr. Hawkins. Farmstation.
Vielleicht nicht, aber ich weiß wie man dich nennt.", murmelte ich.
,,Spacewalker."
Gleichzeitig erhoben wir unsere Köpfe, als es so schien als würden sich zwei Jungen gleich mächtig in die Haare kriegen.
Ich stand auf und wollte nachsehen was da los ist, als der Spacewalker mich an der Schulter zurück hielt.
,,Lass das lieber sein, Flowerpower.
Das geht schon den ganzen Tag so.
Gleich hören die wieder auf."
Zögernd setzte ich mich wieder hin und beobachtete das Geschehen.
Plötzlich zog einer der Jungen ein Messer, woraufhin der andere ebenfalls eins ausgeliefert bekam.
Was zum Teufel soll das?
Sind die geisteskrank?
Wieder stand ich auf, und wurde wieder zurückgehalten.
,,Lass mich los! Das ist dämlich, warum tun die das?", fauchte ich den Spacewalker von der Seite an und riss mich los.
,,Ich hab doch Nein gesagt, Flowerpower.
Glaub mir, das legt sich wieder."
Er blieb einfach entspannt sitzen und aß Nüsse, während die beiden gerade Messer Fechten spielten!
Eine Weile hörte und sah ich noch zu.
,,Das ist doch Kindergarten.", murmelte ich leise und ging ins Dropship.
Dort schnappte ich mir etwas Alkohol und Wasser, einen Lappen und Verbandszeug.

Kurze Zeit später kam ich wieder heraus und gesellte mich zu den anderen.
Bellamy, so hieß er, ein großer, dunkelhaariger und muskulöser Typ hielt gerade eine seiner Volksreden und verteilte Aufgaben für den Rest von uns.
Irgendwann kam auch der Spacewalker dazu.
,,Finn, du kommst morgen mit uns nach Mount Weather.
Wir müssen die Vorräte zu Fuß holen, da uns die Ark am verdammt falschen Platz abgeworfen hat.
Connor und Miller, ihr seid auch dabei.", sagte Bellamy.
Dann erhob sich ein Junge aus der Reihe der ziemlich mit Kratzern und Blut übersät war.
Ich identifizierte ihn als den Typen der den anderen mit einem Messer attackiert hat.
,,Ich komme mit, Bellamy."
Daraufhin schüttelte er den Kopf.
,,Murphy, du bist zu geschwächt, bei einem Angriff würdest du nur behindern. Ein anderes Mal."
- ,,Aber ich kann..."
,,Ich hab Nein gesagt.", unterbrach ihn Bellamy.
Finn hob Murphys Arm an, über dem sich ein langer und tiefer Schnitt streckte.
Die Bandagen waren voller Blut.
Finn grübelte.
,,Du solltest das Nähen lassen bevor es sich noch entzündet, Alter."
- ,,Du bist kein scheiß Arzt, Finn.", fauchte Murphy und zog seinen Arm weg, woraufhin er einmal laut vor Schmerz aufstöhnte.
,,Ich vielleicht nicht, aber da wäre jemand...", sagte Finn und schaute belustigt zu mir rüber.
Ich hebte fragend den Kopf.
,,Wer?", fragte Bellamy und folgte dann Finns Blick.
,,Sie."
Finn zeigte in meine Richtung, woraufhin sich alle Blicke auf mich richteten.
Nein, ist das unangenehm...
Ich schüttelte hastig den Kopf, was Finn dann sofort mit Kopfnicken beantwortete.
,,Oh doch. Du hast selbst gesagt du bist Ärztin.", sagte er mit einem kräftigen Unterton und einem Grinsen, das breiter als der Äquator war.
Ich erwiderte dies mit einem warnenden Blick.
,,Meine Ausbildung ging nur 4 Monate, dann wurde ich verhaftet."
Finn legte den Kopf schief.
,,Ich Bitte dich, du weißt schon Bescheid.
Du hast doch vorhin was vom Nähen erzählt. Gewebeverteidigung oder so."
Ich seufzte.
,,Gewebevereinigung. Und J-ja..."
Dann kam auf einmal Bellamy auf mich zu.
,,Wie heißt du?''
Er hatte den üblichen, kalten Blick drauf.
Wäre er nicht so heiß, wäre es wahrscheinlich ziemlich unheimlich gewesen.
,,Magnolia.", sagte ich kurz und knapp und sah ihm ins Gesicht.
Er nickte nur und verschränkte die muskulösen Arme.
,,Kriegst du ihn bis morgen wieder hin?"
Ich blickte von Bellamy zu Murphy und musterte ihn einmal von oben bis unten.
,,Das ist ein sehr langer Heilungsprozess, was nicht von heute auf morgen geht.
Aber ich kann dafür sorgen, dass er vernünftig stehen und laufen kann und keine Schmerzen mehr hat.
Oder halt weniger."
Bellamy nickte wieder.
,,Passt. Mach dich an die Arbeit.", sagte er und warf mir einen Schlüssel entgegen, den ich etwas unordentlich auffing.
Ich schaute hilfesuchend zu Finn, dem das mittlerweile mehr Spaß macht als es eigentlich sollte.
Sein Blick sagte förmlich: Ha ha. Du musst dich um Murphy kümmern.
Dieser schenkte mir einen kurzen, schwachen Blick, bevor er an mir vorbei ins Dropship ging.
Und ich danach mehr oder weniger freiwillig hinterher.

Falling For You | The 100 FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt