3~Ein Krieger braucht seinen Schlaf

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Xerions stechender Blick durchbohrte Wiene förmlich, er sah sich die scharfe Klinge genau an und spürte, wie sie ihm die Kehle durchschnitt. Wienes Gesicht war vor Angst verzerrt, seine Augen weit aufgerissen und die Mundwinkel nach unten gerichtet. Plötzlich fing Xerion an, wild mit seiner Klinge herumzufuchteln. Er schrie: "Verschwinde von hier Mensch, lass dich hier nie wieder blicken. Wenn doch, dann werde ich deinem Leben ein Ende setzen."

Wie versteinert saß Wiene auf dem Boden und wusste nicht recht, was Xerion gesagt hatte. Er kroch langsam nach hinten Richtung Wald, stand auf und rannte los. Der Alfar sah dem Händler solange hinterher, bis seine Silhouette im Wald vollkommen verschwand. Nachdem Wiene aus dem Sichtfeld von Xerion verschwand, steckte der Alfar sein Schwert zurück und setzte sich wieder an die Feuerstelle. Er grübelte darüber, ob es die richtige Entscheidung gewesen ist, den Menschen fortzujagen. Er blickte hinauf in den Himmel, der noch immer von einer dicken Wolkenschicht bedeckt war und flüsterte leise vor sich hin: "Er ist und bleibt ein Mensch, ein Verräter der Westlichen Mächte. Es würde mich nicht wundern, wenn er in diesem Augenblick zu seinen Herren, den Skríms rennt. Ich muss mein Lager räumen und woanders rasten und zwar sofort."

Xerion stand auf und begann damit, sein Hab und Gut einzupacken. Er löschte das Feuer, räumte das Lager und ging langsam in den dicht bewachsenen Wald hinein. Er sah sich genau um und hoffte eine Lichtung zu finden. Jede Ecke des Waldes gleichte der anderen, seine Geduld neigte sich dem Ende zu und deshalb beschloss er sein Lager auf einer kleinen, bemoosten Fläche aufzuschlagen. Er grub eine Kuhle und entfachte in ihr ein Feuer. Xerion nahm sich ein paar Blätter, kleine Stücke Holz und begann damit, einen kleinen Stock an einem größeren zu reiben. Als nach einiger Zeit ein sichtbares Loch in dem größeren Stück Holz zu sehen war, stieg kurze Zeit später aus diesem Rauch auf. Der Alfar nahm die Blätter, hielt sie in das Loch und sie fingen Feuer. Er legte noch mehr Blätter in die Flamme und begann dann, die kleinen Stücke Holz in die Flamme zu legen. Als das Feuer groß genug war, sah sich Xerion noch etwas um und machte dann seinen Schlafplatz bereit. Er stampfte ein paar Gräser platt, entfernte Steine und Hölzer und legte sich dann auf den feuchten Moosboden. Nach kurzer Zeit schlief Xerion tief und fest.

Als am nächsten Morgen die Sonne aufging machten sich Skrímtruppen auf den Weg in den Wald. Die Wachen auf der Mauer behaupteten, Lichter im Wald gesehen zu haben. Die Skríms kannten den ungefähren Standort der Lichter und kamen mit einem stetigen Schritt immer näher zu Xerions Rastplatz. Der Händler Wiene, der die Wachen bereits gesichtet hatte, hatte ein mulmiges Gefühl und fragte sich, wo die Skríms so früh nur hinwollten. Er lehnte sich an einen Baum und dachte einen Augenblick nach. Da traf es ihn wie ein Schlag ins Gesicht, ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken und er murmelte: "Dieser Alfar ist in Gefahr!"

Ohne zu zögern, rannte Wiene los, um den nichtsahnenden Alfar zu warnen. Er lief zum alten Rastplatz von Xerion und fand nichts vor. Wiene kratzte sich am Kopf und fragte sich selbst: "Wo ist dieser Alfar nur hin? Grundsätzlich kann mir das ja egal sein, immerhin trachtete er mir gestern Nacht noch nach meinem Leben. Aber ich wäre keinen Deut besser, wenn ich ihn einfach den Skríms überlasse. Ich muss ihn finden bevor es zu spät ist."

Wiene sah sich in der Nähe vom Rastplatz um und bemerkte, dass an einer Stelle das Gras platt gedrückt und größere Halme abgebrochen waren. Er schaute nochmal nach links und rechts und folgte dann der Spur. Langsam schritt Wiene durch den dicht bewachsenen Wald und achtete dabei auf mögliche Spuren. Das Licht der schimmernden Morgensonne brach in den Baumkronen und das Licht fleckte den Waldboden. Wiene lief immer weiter in den Wald hinein, bis er eine merkwürdige Gestalt vor sich entdeckte. Er erkannte nicht was genau es war, deshalb blieb er kurz stehen und beobachtete das am Boden liegende Wesen. Ein leichtes Grunzen war zu hören und Wiene dachte sich, dass es sich lediglich um einen Zwarl handelt der ein Nickerchen macht, doch als er gerade gehen wollte bemerkte er eine Tasche und ein Schwert. Leise flüsterte er: "Es ist doch der Alfar! Er schläft hier seelenruhig, während die Skríms auf der Jagd sind."

Wiene viel ein Stein vom Herzen. Langsam ging er zu dem schlafenden Xerion, der weiterhin schnarchte und sich nicht stören ließ. Als er vor dem schlafenden Xerion stand, trat er ihm leicht in die Seite, doch Xerion zeigte keinerlei Reaktion. Wiene zog die rechte Augenbraue nach oben und meinte leicht spöttisch: "Also der weiß wie man schläft und dieses Schnarchen erst." Wiene erhob die Stimme: "Komm Menschen hassender Alfar! Aufstehen und wenn es geht, geh nicht gleich auf mich los. Die Skríms sind gleich da! Du musst jetzt aufstehen."

Verzweifelt stand Wiene vor Xerion und fing an ihn zu rütteln und sprach weiter mit ihm: "Das kann doch nicht wahr sein, wie tief schläft er denn. An ihm könnte glatt eine ganze Armee samt Kriegstrommeln vorbei laufen und er würde es nicht mal bemerken. Los steh auf du Faulpelz!"

"Ich gebe auf, soll er doch hier liegen bleiben, ich habe alles in meiner Macht stehende getan" sagte Wiene und richtete sich auf. Doch da vernahm Wiene ein Blashorn, ein Blashorn der Skríms. Hektisch fing er wieder an, an Xerion zu rütteln, dabei stotterte er: "Du, hey du. Du musst aufstehen, sofort! Es geht um Leben und Tod und das meine ich wortwörtlich. Tu mir den Gefallen und wach endlich auf! Sie kommen näher. Na gut, wenn du dich nicht selbst bewegst, dann bewege ich dich eben."

Wie der Blitz selbst, sammelte Wiene die Sachen von Xerion ein und fing dann an ihn an den Füßen fortzuschleifen. Es ging mühsam voran und Wiene schwitzte bereits nach kurzer Zeit. Xerion wurde mit jedem Schritt schwerer, doch Wiene gab nicht auf. Als er dann erneut das Horn der Skríms hörte, zuckte er kurz zusammen und legte dann einen Zahn zu. Hechelnd sagte er dabei:" Wenn wir das überleben und du mich dann später umbringst, dann suche ich dich für den Rest deines Daseins heim, ich hoffe wir verstehen uns." Schwitzend und stöhnend, blieb er stehen und er sich.Mit einer leicht ausgelaugten Stimme meinte er dann: " Das müsste jetzt reichen."

Wiene legte sich flach neben Xerion auf den Boden. In der Ferne sah er die Skríms. Sein Herz raste und er atmete schnell ein und aus. Er hoffte innig, dass die Skríms ihn nicht entdecken und fing leise an zu beten: "Mutter, ich weiß ich war nicht immer fromm, doch wenn ich dir wirklich was bedeute und das Reich nach dem Tod wirklich existiert, dann hilf mir jetzt und sorge dafür, dass die Skríms uns nicht entdecken. Du kannst auch einen Stein vom Himmel fallen lassen aber pass ja auf, dass er mich nicht erwischt. Vielen Dank! Guch'an. Ich hoffe das war das Wort was man am Ende einer Bitte sagt."

Wienes Hände, die er zuvor gefaltet hatte, wurden schwitzig und er wurde immer nervöser. Doch als er dann sah wie die Skríms weiter zogen atmete er einmal kräftig aus und war erleichtert. Sein Herz fing an langsamer zu schlagen und seine Atmung wurde ebenfalls wieder normal. Um sicher zu gehen, dass die Skríms auch wirklich weiter gezogen sind, blieb Wiene noch etwas liegen und schaute immer mal wieder rüber zu dem schlafenden Xerion.

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Dieses Kapitel Widme ich Carolin P. dafür, dass sie mir immer hilft, super Korrektur liest und eine sehr gute Freundin ist. Vielen Dank <3 :*

Das Geheimnis des letzten Drachen - Der WiedergeboreneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt