Prolog • wahre Mutterliebe

521 19 0
                                    

Vorsichtig entfernte ich meine Poster von der rosafarbenen Wand. Die Farbe war nicht meine beste Freundin und es machte mir nicht unbedingt Spaß, sie von der Poster Bedeckung zu befreien.
Das Tesafilm schnitt ich mit der Schere ab, um zu verhindern, dass die einzelnen Bilder aneinander festkleben würden, wenn ich sie zusammen in den Karton legen.
Ich behandelte sie alle mit größter vorsichtig, als wären sie reinstes Porzellan. Mein Arbeitstempo war leider dann mit dem eines Faultieres zu vergleichen.
Es waren alte Poster, zur Zeit, wo mein Vater lange Haare hatte und auf solche Musik stand. Das tut er heute noch, aber das hören habe ich übernommen.
Die Poster hatte er mir vermacht. Es waren zum Teil Sammler Stücke, selbst ausgeschnittene Bilder und Berichte aus der Metal Hammer. Bilder, wie James Headfield in seinen Jungen Jahren noch seine blonde, lange Haarpracht durch die Luft wirbeln lassen konnte, gibt es heute nicht mehr. Seine Haare sind kurz und von Jugend, kann man auch nicht mehr Reden.

Ich hörte Schritte auf der Treppe und sofort machte ich die Musik, die durch meine Kopfhörer dröhnte lauter. Nur meine Mutter schlich so die Treppe hinauf, während mein Dad und ich uns wie Elefanten anhörten.

Mit ein wenig Glück, würd sie versuchen mich anzusprechen. Ich würde wegen meiner Musik sie nicht hören, also vergisst sie genervt das was sie sagen wollte und würde wieder verschwinden. Von wegen.

Sie zog mir den Stecker aus dem Ohr. Es war Trennungsschmerz, der mein Ohr zum weinen brachte. Auch ich wollte lieber die beruhigende Stimme von Ozzy wieder hören, als die meiner Mum.

„Madeleine wir müssen reden," sagte sie mit einer Stimme, die nichts gutes zu bedeuten hatte. Sie sprach nie so sanft mit mir. Sie wollte mir etwas sagen, dass mir rein gar nicht gefallen würde.
Die gleiche Stimme hatte sie nämlich drauf, als sie mir erzählt hatte, dass Dad und sie sich scheiden lassen, der gleiche Unterton, als sie mir von ihrem neuen Freund berichtete und die aller gleiche Mimik, wie als sie mir offenbarte, dass wir zu ihm nach England ziehen.

„Es geht um deine Sachen" sprach sie weiter und ich packte langsamer ein.
„du weißt ja wir haben es nicht Leicht und das mir Marc eröffnet dir tolle neue Möglichkeiten und-"

„Mum!," ermahnte ich sie. „hör auch und komm endlich zum Punkt!" sie hatte die wunderschöne Angewohnheit alle Dinge erst einmal schön zu reden, oder zu rechtfertigen bevor sie das eigentliche Problem ansprach.
Um ehrlich zu sein machte mir es sogar Angst wie freundlich sie mit mir Sprach. Normalerweise waren wir wie zwei Erzfeinde. Ich fand es nicht schön das es sich so entwickelt hat, aber mich für sie zu verstellen sah ich nicht ein. Außerdem hatte ich meinen Dad. Er hat  immer gepredigt, ich soll für niemanden mit dem aufhören was mir Spaß macht, auch wenn es meine Mutter ist.

Ich war stolz auf meinen Vater. Er ließ mich entwickeln wie ich es wollte. Meine Mum versuchte aber immer noch mich in ein Tütü zu stecken.
„Lass das Kind", hatte er immer gesagt. Daraufhin haben sie immer gestritten. Ich habe mich Schuldig gefühlt. Ich soll das nicht, meinte er, „deine Mutter hat nicht das Recht dich so hinzu biegen wie sie es will"
Diese Worte waren für immer in meinem Kopf gebrannt. Schon seit 7 Jahren. Und ich wahr immerhin schon 16.

„nun ja...," versuchte sie anzufangen. Dabei nahm sie eine ihrer blondierten Strähne in die Hand und wickelte sie sich um den Finger.
Ach du meine Güte! Meine Mum sagte nicht nur etwas das mir nicht gefiel, nein sie verlangte sogar etwas von mir, das mir nicht gefallen würde.

„ich möchte nicht, dass du sie mitnimmst." versuchte sie so ruhig zu sagen wie möglich. Es fiel ihr nicht Leicht. Das bemerkte ich sofort. Wenn sie sonst etwas wollte wurde es in einem schnippischen Tonfall gesagt.

UnstableWo Geschichten leben. Entdecke jetzt