Dublin, 29. September 2013

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I miss you.
A little too much,
a little too often,
and a little bit more ...
every day.

~*~

Müde strich sie sich über die Augen, seufzte kurz und machte sich dann wieder daran, die letzten Teller und Tassen abzuwaschen. Erst als alles Geschirr wieder sorgfältig in den Schränken verstaut war, gönnte sie sich eine Pause. Nachdenklich schaute sie aus dem Küchenfenster hinunter in den kleinen Garten, in dem Cillian lachend mit einem Ball spielte. Fiona saß gemeinsam mit Shawn auf der Holzbank und schienen sich gegenseitig auffressen zu wollen.
Als sie die beiden so da sitzen sah, überkam sie schlagartig große Sehnsucht. Wütend warf sie das Geschirrtuch auf die Arbeitsfläche und ging mit langen Schritten in ihr Zimmer, verschloss die Tür hinter sich und setzte sich an den Schreibtisch. Aus der Schublade zog sie einen Notizblock hervor, überflog kurz die Zeilen, die sie vor einigen Wochen niedergeschrieben hatte, seufzte erneut und griff nach einem Kugelschreiber.

~*~

Dublin, 29. September 2013

Verdammt, Tom, warum?
Warum kannst du nicht einfach bei mir sein, für mich da sein, mir sagen und vor allem Zeigen, dass alles gut wird?Warum nur?

Noch immer verstehe ich nicht so recht, was da an diesem Abend passiert ist. Was vorgefallen ist, dass du mich einfach so zurück lässt. Was ich falsch gemacht habe ...
Tom, ich vermisse dich so sehr ...

Bisher ging es einigermaßen ... vielleicht weil ich ziemlich viel um die Ohren hatte in den letzten Wochen. Dad wurde aus dem Krankenhaus entlassen und war dann einige Zeit bei uns daheim, bis er doch noch eine Reha genehmigt bekommen hat. Jetzt ist er in irgendeiner Klinik auf dem Land und genießt die Ruhe. Ich hab einmal mit einem der Ärzte telefoniert und scheinbar reden die dort auch über Mums Tod ... was gut ist, weil Dad nie wirklich darüber gesprochen hat und ich glaube, er hat es auch nie wirklich verarbeitet.
Mit Dad habe ich auch schon mehrmals telefoniert und er wirkt anders. Ruhiger ... nachdenklicher ... ich glaube, sein Herzinfarkt und die Gespräche mit den Ärzten und die Zeit, die er in der Klinik hat, haben ihm zum Nachdenken gebracht. Und das ist gut so. Noch trau ich mich nicht, irgendwas zu hoffen, aber vielleicht beginnt er zu verstehen und naja wieder Vater zu sein, wenn er zurück ist.

Fiona und ich haben so etwas wie einen Nichtangriffspakt geschlossen. Sie ist noch mächtig sauer wegen dem, was du ihr an den Kopf geworfen hast. Aber sie lässt mich in Ruhe. Schließlich wohne ich jetzt wieder daheim. Ich konnte David nicht ständig mit meiner Anwesenheit nerven und außerdem ist das auch mein Zuhause hier.

Viel mehr hat sich nicht geändert, seit du den Kontakt abgebrochen hast ... aber ich habe beschlossen, die Schule weiter zu machen. Dad ist auf Reha gut aufgehoben und solange Fiona mich größtenteils wie Luft behandelt, kann ich das auch tun. Cillian werde ich vermissen und David, aber Weihnachten werde ich wieder nach Hause kommen und David hat versprochen, mich davor noch zu besuchen.

Das einzige, was wirklich schlimm wird, wenn ich in einer Woche zurück in London bin ... ich bin wieder in deiner Nähe und weiß gleichzeitig, dass du mich nicht sehen willst ... erst wenn ich begriffen habe, was du mir zu erklären versucht hast ... nur, wann ist das? Wann, Tom?

Ich vermisse dich so sehr ... dir bald wieder so nahe zu sein und es gleichzeitig nicht zu sein, schmerzt mich ...

Wie schon bei ihrem ersten Brief überlegte sie nicht einmal, ihn doch zu versenden. Stattdessen verschwand er wieder in der Schreibtischschublade. Sie hatte akzeptiert, dass er erst einmal keinen Kontakt wollte. Doch ob sie es lange aushalten würde, ihn nicht zu sehen, nicht mit ihm zu sprechen ... daran zweifelte sie sehr.


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Ungeschickte Briefe | Tom HiddlestonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt