Kapitel 7

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Es ist merkwürdig, wie schnell man sich an eine Person gewöhnen konnte. Gewollt, aber auch ungewollt. Das fand auch Sasuke bald heraus. Es war Sonntag, Narutos freier Tag. Der erste Tag, an dem Sasuke sich alleine zurechtfinden musste, ohne die Hilfe des Pflegers. Eigentlich hatte er sich darauf gefreut, da er nun endlich wieder allein war und so seine Ruhe hatte.
Na ja, Ruhe konnte man auch nicht wirklich nennen.

Als er in der Früh in die Mensa kam, rief Kiba durch den ganzen Raum ihm ein lautes „Guten Morgen" entgegen. Der Uchiha hasste schon so nervende Personen, doch Kiba überspannte manchmal echt den Bogen. Naruto war auch nervig, doch konnte Sasuke noch einigermaßen damit umgehen. Kiba jedoch...

Dennoch setzte er sich zu ihm und seinen Freunden – Gaara und Neji – an den Tisch. Die anderen beiden waren angenehme Zeitgenossen, was das Ganze wieder einigermaßen ausglich. Trotzdem könnte Sasuke auf die Gegenwart des Inuzukas verzichten. Warum er sich dann trotzdem jeden Tag zu ihm an den Tisch setzte, war ihm ein Rätsel.

„Naruto hat heute seinen freien Tag, stimmts?", begann Kiba sogleich eine Konversation mit dem Schwarzhaarigen, der nur stumm nickte und an ihm vorbei sah. Gedankenverloren trieb sein Blick umher, nach nichts auf der Suche, dennoch vermied er es, zu Kiba zu sehen. Dieser stopfte sich gerade ein Toast mit einer fetten Schicht Nutella in den Mund. Mit vollem Mund redete er weiter:
„Und was hast du dann vor?"
Sasuke zuckte unbeteiligt mit den Schultern.

Darüber hatte er den gestrigen Tag auch schon nachgedacht. Viel in seinem Zimmer hocken und Dinge tun, die er auch getan hatte, bevor er hier her verfrachtet worden war. Und zu seinem Psychiater gehen. Auch, wenn Sasuke ihn partout nicht ausstehen konnten, so würde er nicht darum herum kommen, zwei Mal in der Woche bei ihm vorbei zu schauen. Und da Naruto genau an zwei Tagen in der Woche nicht da war, würde er genau an den Tagen zum Seelenklempner gehen. Auch, wenn er immer noch nicht die geringste Lust verspürte, ihm seine tiefsten Geheimnisse anzuvertrauen.

Kiba beobachtete Sasuke, der gefühlskalt am Tisch saß, seine Hände verschränkt, die Ellbogen auf dem Tisch gestützt und ins Nichts sah. Mal wieder aß dieser nichts. Kiba sah selber auf sein Essen hinab. Er hatte noch genau ein halbes Toast übrig. Gerade in dem Moment, als er die Haselnusscreme darauf verteilen wollte, hielt er inne. Er schluckte.

„Aaah... Ich schaff das nicht mehr ganz", fing er an zu jammern und sah auf sein Toast hinab, dennoch beobachtete er Sasuke aus dem Augenwinkel, der keine Reaktion zeigte. Er gab noch ein lautes Seufzen von sich. „Sasukeee~", beschwerte er sich. „Ich kann das einfach nicht mehr. Und du hast eh nichts gegessen. Komm, wir teilen die letzte Hälfte! Dann ist es nur ein Viertel!", schlug er dann vor und sah den Angesprochenen mit großen Augen an. Nun wandte sich der Uchiha doch Kiba zu. Er zog eine Augenbraue in die Höhe. Doch bevor er verneinen konnte, sprach der Inuzuka bereits weiter:

„Naruto ist doch auch nicht da! Der würde sich bestimmt freuen, wenn er morgen kommt, und du ihm erzählst, dass du freiwillig etwas gegessen hast". Mit einer schnellen Bewegung, durchtrennte er das Toast noch einmal in zwei Hälften und hielt es dem Uchiha hin.
„Wenn du das isst, kannst du beweisen, dass du deine Probleme allein bewältigen kannst. Dass du keine Hilfe von anderen benötigst", mischte sich Gaara ein, dessen Anwesenheit Sasuke schon fast in Vergessenheit geraten war, da er so still war. Sasukes Blick wanderte von Kiba, der ihm mit flehenden Blick ansah, zu Gaara, der genauso emotionslos wirkte, wie er, zu schließlich dem Toast. Es war ziemlich klein. So eine Menge könnte er bestimmt noch im Magen behalten...

Tausend Gedanken prassten auf ihn ein, immer wieder wiederholten sich Gaaras Worte in seinem Kopf. War es nicht das, was er von Anfang an wollte? Zu zeigen, dass er nicht krank war? Dass er keine Hilfe benötigte? Dass er es alleine schaffen würde?
Nach einem kurzen Zucken, nahm Sasuke das Toaststück in die Hand. Auf Kibas Gesicht breitete sich ein freudiges Grinsen aus. Dieser konnte Sasuke nämlich leiden – auch wenn er wusste, dass Sasuke ihn hasste.

Narusasu ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt