Kapitel 17

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"Oh, hallo Sasuke. Lange nicht gesehen. Wie geht es dir?", fragte Kakashi nach, als Sasuke sein Büro betrat. Der Silberhaarige lehnte sich in seinem Stuhl zurück und beäugte seinen Patienten einmal von oben bis unten. Nur rein vom äußeren schien es ihm viel besser zu gehen als letztes Mal. Auch, wenn er immer noch abgemagert und blass war, so hatte sich etwas geändert. Doch was, konnte der Psychiater gerade nicht definieren.

Schweigend setzte sich Sasuke auf die Liege, die für ihn bereit stand. Er ließ die gesamte Zeit Kakashi nicht aus den Augen. Wenn er ihn nur ansah, bekam er es mit der blanken Wut zu tun. Wie sollte er jemals so einem Mann vertrauen können, der Naruto beleidigt hatte? Wie sollte er einem fremden Mann, der sich null für seine Probleme interessierte seine Sorgen erzählen?
Das würde er nie tun.

„Okay, wie ich sehe sind wir wieder ganz vorne angelangt. Gut, dann rede halt nicht mit mir, ist auch okay.", meinte dann Kakashi und sah Sasuke tief in seine schwarzen Augen. „Ich werde so oder so bezahlt, egal ob du mit mir redest oder nicht. Deine Eltern bezahlen mich auch, wenn du nicht in meine Sitzung kommst, von dem her..."

Sasukes Körper verkrampfte sich. Seine Eltern... An die hatte er jetzt schon lange nicht mehr gedacht. Seine Mutter, die in ihrem Selbstmitleid ertrank. Sein Vater, dem es nur um das Äußere ging. Sein Bruder, der nie da war und immer mehr wie sein Vater wurde... Konnte man das wirklich noch Familie nennen?

„Du musst wissen, deine Mutter ruft mich regelmäßig an", erwiderte dann Kakashi. Doch dieses Mal klang seine Stimme nicht so abfällig wie zuvor. Sie wurde sanfter und er lehnte sich etwas vor.
„Sie erkundigt sich öfters nach dir, fragt nach wie es dir geht, ob du Fortschritte machst. Sie macht sich wirklich sorgen um dich.", versuchte der Psychiater in sein Gewissen zu reden.

„Wenn sie sich wirklich um mich sorgen machen würde, würde sie mich anrufen, nicht Sie.", erwiderte Sasuke trotzig. Er wollte nicht über seine Eltern sprechen. Oder über seine Familie. Sie waren Vergangenheit. Sie hatten mal in sein Leben gehört, doch jetzt war er hier, ohne sie, und hatte ein neues Leben begonnen. Da hatten sie keinen Platz.

Doch Kakashi schien das anders zu sehen. Seine Augen glitzerten kurz auf – wie als wäre er zu einer Erkenntnis gekommen – bevor er dann unbekümmert weiter sprach.
„Aber es ist nicht nur deine Mutter. Auch dein Vater und dein Bruder machen sich sorgen um dich. Dein Bruder hat sich vorgenommen in seinen nächsten Semesterferien vorbei zu kommen um dich zu sehen. Er will hier her kommen. Deine Mutter hat mich gefragt, ob das okay sei. Ich habe ja gesagt, ich hoffe du bist damit einverstanden"

Sasuke klappte fast der Mund auf. Dieser Mann... dieser Fremde entschied darüber, ob sein Bruder ihn besuchen würde oder nicht? Was konnte er da schon dagegen sagen. Es war doch Sasukes alleinige Entscheidung, ob er seinen Bruder sehen wollte oder nicht!
Sasuke funkelte seinen Psychiater böse an.

„Ich will aber nicht meine Familie sehen. Keinen von ihnen. Das können sie meiner Mutter ruhig sagen", erwiderte er kühl. Nein, nein, nein! Er soll nicht kommen! Ich will ihn nicht sehen! Ich will niemanden sehen!
„Aber warum? Es ist deine Familie Sasuke!", meinte jetzt Kakashi und sah ihn mit durchdringenden Blick an.

„Wir sind keine Familie. Wir waren es nie und werden es nie sein. Also hören sie auf das zu behaupten", meinte Sasuke und wandte seinen Kopf an.
„Wie meinst du das?", bohrte Kakashi nach.
„Das geht sie gar nichts an", erwiderte der Schwarzhaarige und drehte sich jetzt wieder zu seinem Psychiater um. Doch dieser schüttelte den Kopf.
„Bitte, sag es mir. Ich will es nur deiner Mutter sagen. Sag mir, wie du es meinst, dass ihr keine Familie seit. Ich kann es ihr dann sagen, vielleicht merkt sie dann, was sie falsch gemacht hat", bot Kakashi an und Sasuke hielt inne.

Ja! Ja, genau das war es! Endlich kapierte es mal jemand! Es war eine tiefe Erleichterung, die ihn plötzlich durchfuhr. Das war das erste Mal in seinem Leben, dass jemand nicht sagte, dass es seine Schuld war, sondern die seiner „Familie". Das erste Mal, das jemand sofort verstand, dass das Problem nicht Sasuke war.
Doch... störte ihm bei dem Gedanken doch etwas. Sasuke senkte den Blick und verfiel in kurzes Schweigen, dass Kakashi geduldig abwartete.

Narusasu ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt