"Geständnis" und dessen Folgen

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Alexandra


Gestern war ein sehr schöner Tag. Nicht.

Nach unserem Streit hatte sich Philipp in sein Arbeitszimmer verzogen und eingeschlossen. So gab es keine wirkliche Möglichkeit mit ihm zu reden. Denn dieses Thema spricht man nicht durch geschlossene Türen an. Irgendwann hab ich die Hoffnung aufgegeben, dass er doch noch rauskommt. Ich bin ins Bett gegangen. Im Halbschlaf spürte ich dann das Senken der Matratze. Aber nicht wie eigentlich üblich den Arm um mich.

Trotzdem wachte ich am nächsten Morgen ziemlich zeitig an ihn gekuschelt auf. Ich stand auf, machte Frühstück und richtete mich, nachdem ich Philipp geweckt hatte.

Diesen Samstag hatte er endlich wieder frei. Als ich seine Schritte im Flur wahrnahm, die in Richtung Küche führten, atmete ich einmal tief durch.

Ich hatte den Entschluss gefasst, zu schauen, wie seine Laune ist und dann mit ihm zu sprechen.

Eine Minute später betrat ich die Küche. Philipp trank bereits in aller Ruhe seinen Kaffee, also schien er relativ gute Laune zu haben. Er lächelte sogar ein bisschen.

'Augen zu und durch, Alex', motivierte ich mich selbst.

"Guten Morgen, mein Schatz", sagte ich. Er sah auf und antwortete eine ähnliche Begrüßung.

Wahrscheinlich hatte ich mich doch überschätzt, denn ich wusste nicht wie ich anfangen sollte.

"Du, Philipp. Können wir reden? In aller Ruhe?"

"Ähm, ja okay. Schieß los."

Na dann, auf ins kalte Wasser!

"Versprich mir, dass du mich ausreden lässt. Bitte!"

Zu der Bitte setzte ich auch mein flehendes Gesicht auf.

"Ja, ich verspreche es."

Abwartend und etwas verwirrt sah er mich an.

"Erinnerst du dich an vor drei Wochen, was zwischen unseren ganzen Streitereien noch so war?"

Er nickte, kurz erschien ein dreckiges Grinsen. Allerdings verschwand es auch schnell wieder und das verwirrte zeigte sich.

"Ich hatte Tage zuvor Kopfschmerzen. Hab mir von meinem Arzt ein Medikament verschreiben lassen. Das hab ich auch genommen. Gestern hab ich dann die Packungsbeilage entdeckt. Oder besser gesagt gesucht, weil... Na ja.... Wie soll ich es sagen? Eventuell kann es sein, dass eine unserer Versöhnungen wohl Spuren hinterlassen haben kann. Ich bin überfällig."

Gegen Ende meiner 'Rede' wurde ich immer schneller. Und Philipps Gesicht schien eingefroren, wie sein ganzer Körper.

"Wie jetzt?!"

"Man, Philipp! Das blöde Medikament hat die Wirkung meiner Pille anscheinend aufgehoben. Ich bin wahrscheinlich SCHWANGER!!"

Etwas neben sich stehend, fragte er, ob ich denn schon einen Test gemacht habe. Dies musste ich verneinen.

"Du weißt, dass ich immer Kinder haben wollte, aber jetzt? Ich weiß nicht, ob ich das kann."

"Schatz, ich hab mir geschworen, nie abzutreiben. Auch wird das Kind nicht zur Adoption freigegeben!"

Genau darüber habe ich mir gestern auf dem alten Sofa noch Gedanken gemacht.

"Ähm also... Ach man! Auf Arbeit läufts doch gerade so gut. Ich dachte, du hast einen neuen Job oder so. Du kannst ja nicht ewig hier zu Hause rumsitzen. Aber das hätte ich am wenigsten vermutet."

Kurz gingen seine Worte durch meinen Kopf. Dann kam die Nachricht an.

"Warte, was?! Hast du gerade gemeint, ich würde mich auf deinem erarbeiteten Geld ausruhen oder was?! Meintest du gerade ernsthaft, ich sei faul?"

Mit jedem Wort wurde ich wütender.

"Nein Alex, so meinte ich das doch gar nicht! Aber was wollen wir denn jetzt mit einem Schreihals?"

Dieser dauerhafte Streit ging mir auf den Keks. Ich will da alles so ist, wie es früher war. Aber so wird es wohl nicht mehr werden.

"Weißt du was, Philipp? Was du mit einem Schreihals willst, ist mir egal. Das Kind ist mein Fleisch und Blut, sowas kann ich mir nicht antun. Wenn dir dein Job gerade wichtiger ist als ich, dann weißt du wo die Tür ist!"

Geschockt sah er mich an. Und ja, ich kann ihn verstehen. Die letzten Wochen haben wir uns zwar gestritten, aber niemand von uns beiden hatte je einen Rauswurf oder sogar an Trennung gedacht.

Er hatte sich anscheinend schnell wieder gefangen, denn was er nun von sich gab, schockierte mich.

"Du willst, dass ich gehe? Sicher? Du hast nicht mal einen Job! Aber gut, dann bitte. Wenn ich jetzt gehen soll, dann wars das auch mit uns!"

In meiner Wut entschied, statt meinem Herz, allerdings mein überhitzter Kopf.

"Ja, geh! So wie du das die letzten Wochen immer gemacht hast. Überstunden, Zeit vergessen, bla bla! Als ob. Tschüss. Winke, winke!"

Kaum waren die Worte gesprochen, bereute ich sie schon wieder.

Philipp verschwand ins Schlafzimmer und ich hörte einen unserer Koffer auf den Boden knallen. Gefolgt von einer Tasche. Ich wusste, dass es keinen Zweck hatte, mich jetzt zu entschuldigen und so weiter. Wir waren beide viel zu aufgebracht für ein erneutes Gespräch

So kam es, dass zehn Minuten später unsere Wohnungstür knallte. Weg war er.

Und mir blieb nur die Hoffnung, dass er es sich anders überlegt und wieder zurück kommt.


In my mind I call you homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt