"Lass dich niemals mit einem Jungen ein!"
Das hat meine beste Freundin Lena vor einem Monat zu mir gesagt.Ich sitze auf einer Treppe, die hinunter zu einem Keller führt. Wo genau ich bin, weis ich nicht, also schaue ich mich un. Hinter mir ist eine Veranda, die schon ziemlich alt und kaputt aussieht. Die Tür zum Keller ist grau, aber ich kann mir vorstellen, dass sie am Anfang - sprich als das Haus noch neu war - einmal eine andere Farbe hatte.
Die Stufen, auf denen ich sitze sind Kalt. Eiskalt!
Ich spüre förmlich, wie sich die Kälte durch mich hindurch frisst und die ganze Wärme aus meinem Körper saugt, bis ich nur noch eine leere, kalte Hülle bin. Ich habe zwar immer noch keine Ahnung wo genau ich bin, aber das ist mir auch egal.
Der Ort ist ruhig. Man hört nur vereinzelte Vögel zwitschern. Aber da höre ich noch ein Geräusch.
Ich lausche und erkenne es. "Liv! Liv wo bist du?"
Als ich diese Stimme höre, kommen alle Gefühle wieder zurück, die ich gedacht hatte verdrängt zu haben.
Schmerz. Enttäuschung. Frust. Trauer. Verzweiflung. Und Wut. Vor allen anderen Gefühlen steht die Wut. Aber warum bin ich wütend?
Ach ja!
Weil er mir das Herz gebrochen hat.
Weil er es genommen und damit gespielt hat.
Weil er mich betrogen hat.
Und nicht mit einer blöden, dahergelaufenen Tussi. Nein!
Sondern mit meiner besten Freundin Lena. Lena, die ich seit dem Kindergarten kenne.
Meine beste Freundin, die mir noch geraten hat: "Lass dich niemals mit einem Jungen ein!"
Dass ich nicht lache, denke ich verächtlich.
Ich rolle mich zusammen, damit ich noch kleiner werde. Nicht nur, weil ich Angst habe das er mich findet sondern auch, weil ich versuche irgendwie wieder Wärme in meinen Körper zu kriegen.
Dennoch fühle ich nur Kälte. Und eine unendliche Leer.
Da höre ich wieder seine Rufe. Ich muss mir auf die Zunge beißen, damit ich nicht rufe: "Hier! Ich bin hier. Komm her und sei bei mir. Lass uns das alles einfach vergessen."
Ich hab mir wohl zu fest auf die Zunge gebissen, denn jetzt habe ich einen metallischen Geschmack im Mund. Blut. Und das ist widerlich.
Ein kalter Luftzug kommt von unten aus dem Keller. Er weht mir meine Haare ins Gesicht. Eine Gänsehaut bildet sich auf meinen Armen und Beinen. Die Luft riecht nach Moder und Abwasser. Sofort wird mich noch kälter - falls das überhaupt möglich ist.
Doch da spüre ich etwas warmes, weiches, kribbeliges auf meiner Schulter. Und da bemerke ich erst, dass ich seine Stimme die verzweifelt nach mir ruft nicht mehr höre.
Mein Blick wandert vom kalten, harten Boden zu ihm und ich erstarre.
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Kurzgeschichten
Short StoryHallo Menschen! Hier erst mal ein paar Kurzgeschichten bis ich mich an alles gewöhnt hab :-) Kommentare sind immer Willkommen