1 Monat später:
Ich wachte durch das Klingeln meines Handys auf und griff danach. Ich hatte mir einfach einen Wecker gestellt. Eigentlich musste ich nicht früh aufstehen oder so, aber ich wollte nicht immer den ganzen Tag verpennen. Die letzten Tage hatte ich komplett im Bett verbracht, aber ich war nicht irgendwie krank oder so. Ich hatte schlichtweg einfach keinen Bock aufzustehen, und so lange ich das auch nicht musste, konnte ich ja auch liegen bleiben.
Ich spürte Justin's Atem in meiner Halsbeuge, was mich zum lächeln brachte. Wir waren so glücklich wie noch nie. Justin hatte ein neues Haus gekauft, in dem wir lebten. Und wir liebten uns.
Das Haus befand sich in der Nähe New Yorks, aber wir mussten so leben, dass man uns nicht so leicht finden würde. Das hatte Justin gesagt.
Ich machte mir ehrlich gesagt keine Gedanken darum. William wollte sich vielleicht noch rächen, aber wenn ich nur in Angst leben würde, wäre das für keinen von Vorteil.
"Morgen Baby.", hörte ich eine raue Stimme hinter mir.
"Morgen.", meinte ich lächelnd und drehte mich zu ihm um.
Plötzlich klingelte es an der Tür. Ein seltsamer Gesichtsausdruck bildete sich auf meinem und Justin's Gesicht.
Schon wieder bekam ich das Gefühl, dass etwas nicht passte.Wir kannten hier niemanden. Wir hatten keinen Kontakt zu 'Freunden' oder Nachbarn. Wer sollte denn so früh am Morgen bei uns Klingeln? Da passte definitiv etwas nicht.
Justin stöhnte genervt auf und setzte sich auf. Eigentlich hätten wir noch Stunden so liegen bleiben können, aber irgendein Vollidiot musste uns ja nerven.
Er zog sich nicht weiter an und ging nur mit Boxershorts bekleidet aus dem Raum, auf dem Weg zur Tür.
Während dessen klingelte es ein zweites Mal. Meine Güte, warum dachten die Leute immer, dass man innerhalb weniger Sekunden zur Tür springen konnte?
Jetzt klopfte es sogar an der Tür. Ok nein, jemand schlug gewaltig gegen die Tür. Es würde mich nicht wundern, wenn die Person gleich im Raum stehen würde, weil sie die Tür eingetreten hatte. Aber eigentlich müsste Justin jetzt auch schon die Tür geöffnet haben.
Jetzt war es still.
Es war eindeutig zu still. Ich entschied mich dazu, mich anzuziehen und ebenfalls nachzugucken, wer da unten an der Tür war.
Als ich schließlich bei der Treppe angekommen war, hörte ich schließlich eine nicht allzu unbekannte Stimme.
"Sieh zu, dass du das bezahlst... Sonst wirst du nicht mehr lange leben, ich schwör's dir. Dachtest du, du kannst einfach mit Evelyn flüchten, ohne dass wir dir folgen? Du bist echt dumm."
Es war William, der in der Tür stand und seine Waffe auf Justin's Brust gerichtet hatte. Er war definitiv bereit, abzudrücken. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, weshalb ich einfach die letzten Treppen hinunter ging.
"Die kleine Evelyn ist ja auch da. Du weißt schon, dass du meine Tochter bist, oder?"
Hatte er noch alle Tassen am Schrank? Latten am Zaun? War er behindert?
Ich war allein durch diese dämliche Bemerkung auf 180. Was dachte er, würde er dadurch erreichen?
"Was tut das zur Sache?", zischte ich selbstsicher und gleichzeitig desinteressiert. Er sollte nicht meinen, dass er mir irgendwie Angst einjagte und mich einschüchtern konnte. Niemals.
Vor ein paar Wochen wäre ich vielleicht vor ihm auf die Knie gefallen, wenn er darum gebeten hätte. Heute definitiv nicht. Er konnte mich mal kreuzweise. Es war mich scheißegal, was er wollte oder eben nicht.
"Du solltest eher mit mir kommen, und nicht mit Justin."
"Wie kommst du auf so einen Bullshit? Ich wusste bis vor ein paar Wichen noch nicht einmal, wer du bist, geschweige denn, dass ich überhaupt einen anderen leiblichen Vater habe. Und jetzt soll ich zu dir kommen? Ich kenne dich nicht, und du bist mir vollkommen egal. Und ich liebe Justin, und er mich, also lass uns in Ruhe und kümmer dich um deinen Scheiß."
Es tat so gut, all diese Worte und Gefühle auszusprechen. Allerdings wusste ich nicht, ob es wirklich so eine gute Idee war, das zu sagen.
Justin und William schauten mich an. Ihre Blicke waren irgendwie undefinierbar. Zu meinem Wunder sah William's Gesicht nicht wütend aus oder so. Sein Gesicht war neutral, genau wie Justin's. Aber genau das machte mich so unsicher. Was dachten sie?
"Justin du weißt, was du zu tun hast. Und wehe, du hältst dich nicht daran. Du weißt, dass ich nicht zögern würde, dich umzubringen. Glaub mir, ich würde es sogar liebend gerne tun."
Und damit drehte William sich um und Justin haute mit einem lauten Schlag die weiße Haustür zu.
"Was hat er gesagt, bevor ich da war?", fragte ich vorsichtig, da ich nicht wusste, in welcher Verfassung er war.
"Er meinte, dass ich Schulden bei ihm hätte und er mich umbringen würde, wenn ich es nicht bezahle. Mehr nicht."
"Schulden?"
"Ja. Es ist so, wenn du die Mafia verrätst, oder etwas falsch machst, hast du Schulden. Und zwar gewaltige Schulden."
"Und was willst du jetzt machen?"
"Weiß ich nicht. Ich werde schon irgendwie an Geld kommen."
Mehr sagte ich nicht. Was sollte ich denn auch sagen? Ich wusste es nicht. Aber Justin schien das nachvollziehen zu können, denn er sagte auch nichts mehr.
Plötzlich überkam ich eine Übelkeit, die ich in den letzten Tagen schon öfters gespürt hatte, allerdings nie so extrem wie jetzt gerade.
Ich rannte schnell die Treppen hoch, ins Bad, direkt vor die Toilette.
Justin kam mir nach und hielt meine Haare nach oben, da sie mir sonst ins Gesicht fallen würden, während ich mich übergab.
Als ich nach ein paar Minuten endlich fertig war, drehte ich mich um und setzte mich im Schneidersitz auf den Boden. Ich musste mich erst beruhigen.
Ich bekam kaum noch Luft, und außerdem kamen mir ein paar ziemlich unschöne Gedanken.
Justin hielt mir ein Glas Wasser hin, welches ich dankend annahm, und daraus trank.
Währenddessen überlegte ich weiter. Ich hatte diese Übelkeit schon etwas länger. Seit einer Woche ungefähr, aber ich hatte sie, wie alles andere ausgeblendet.
Ebenfalls hatte ich meine Tage nicht bekommen. Ich hatte es auf den Stress geschoben, den ich in letzter Zeit hatte. Generell die ganze Entführungssache, das mit Justin, William, die Flucht. Vielleicht setzte mir das alles ein wenig zu.
Aber jetzt ergab alles einen Sinn. Wenn es denn das wäre, an das ich gerade dachte.
War ich etwa schwanger?
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Out of Control
AcciónEvelyn lebt ein ganz normales Leben mit ihren Eltern in New York. Doch eines Tages wird sie entführt, und an einen Ort gebracht, an dem sie ihr Leben weiterführen soll. Doch es kommen so viele Faktoren dazu. Was, wenn sie sich plötzlich verliebt, s...