10-jähriges

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„Sind es wirklich schon zehn Jahre?"

Mit einem stolzen Lächeln schob sich Steve die letzte Gabel voller Nudeln mit Rinderstreifen in den Mund. „Kam mir viel länger vor." sagte ich grinsend und nahm einen Schluck meines Cosmopolitan. Doch die Realität sprach etwas anders. Unsere gemeinsamen zehn Jahre als Paar, kamen mir wie ein einziger Tag vor.

Steve legte die Gabel auf seinen Porzellanteller nieder und ergriff meine Hände. „Es waren die tollsten Jahre meines Lebens." „Wenn man bedenkt, dass du 112 Jahre bist, wirken diese zehn Jahre im Verhältnis schon fast verschwindend gering."

Er lachte laut auf, sodass sich einige Gäste im Restaurant bereits zu uns umdrehten. „Davon lag ich aber auch 70 Jahre im Eis!"

Ich entzog sanft eine Hand aus seiner und nahm noch ein Schluck meines Getränkes. Der Geschmack von Wodka, Orangenlikör, Cranberry- und Zitronensaft lief meine Kehle fruchtig herunter. 

Er senkte seinen Kopf für einen Moment hinab und schüttelte schon fast unglaubwürdig den Kopf. „Zehn Jahre in denen ich Vater und Ehemann geworden bin. Was kann ein Mann mehr erreichen?"

Ich legte meinen Kopf schief und grinste ihn frech an. „Investor für Immobilien? Winzer? Nacktmodell? Ich wette die letzten beiden Antworten würden dir wahnsinnig gut gefallen."

Wieder lachte er laut auf und ergriff meine Hände. „Ich liebe dich, Tasha!" Mit leicht geröteten Wangen, die ich auf mein alkoholisches Getränk schob, erwiderte ich seine Bekundung. „Ich liebe dich auch." 

„Irgendwelche speziellen Pläne für heute Abend, Mrs. Rogers?"

Ich sah auf die runde schwarze Bahnhofsuhr, die über den Aquarium links von uns hing. Es war mittlerweile 21 Uhr Abends geworden. Normalerweise brachte ich um diese Uhrzeit bereits meine Kinder ins Bett. 

Ein seltsames Gefühl, einmal vollkommen frei zu sein. Seit Steve seinen Job als Captain America aufgegeben hatte und diesen Sam vermacht hatte, war er fast vollkommen zum Hausmann mutiert. Für einige Stunden in der Woche, ließ er sich hinreißen mir bei der Ausbildung neuer Avenger zu helfen. Die „Heldenstunden" wie sie viele Schüler nannten. Einmal mit Captain America üben und mit ihn sprechen – ich konnte sie gut verstehen. Mir gefielen diese Stunden auch besonders gut. Er war wie ein Vater zu den neuen Helden und übte mit einer Engelsgeduld mit jeden einzelnen Schüler, redete mit ihnen und half ihnen, wenn sie kurz davor waren aufzugeben. Ich derweil hatte meinen Vollzeitjob als Agentin ebenfalls an den Nagel gehängt und war seit einigen Jahren als Mentorin auf Touren. Und so sehr ich auch an manchen Tagen von den Schülern genervt war, ließ ich es mir nicht nehmen und brachte jeden Abend unsere Kinder ins Bett. Aus irgendeinen Grund liebte ich diesen neue Leben. Es war sicher, stabil und ... einfach - genau das braucht mein Leben so dringend. Stabilität.

Ich trank die letzte Pfütze meines Getränkes aus und stellte ihn neben meinen leeren Teller ab. „Ich dachte darum haben Sie sich gekümmert, Mr. Rogers." Ich zog verführerisch eine Braue in die Höhe und verzog die Lippen zu einen halben Grinsen.

Er lächelte matt und legte den Kopf schief. „Da wir heute, dank Clint, einen kinderfreien Abend haben, schlage ich vor, wir machen uns beide Heim, lassen die Badewanne volllaufen und köpfen die letzte Flasche Bacchus. Mit Sicherheit hattest du eine recht anstrengende Woche gehabt – vielleicht gefällt dir eine kleine Massage?"

Ich schlüpfte mit einen Fuß aus einen schwarzen High Heel und strich ihn an Steves Jeans entlang.

„Nur eine Massage und ein Bad?" sagte ich mit einen Schmollmund und ließ mein Fuß höher wandern. Unter seinen hellblauen Hemd spannten sich sämtliche Muskeln an. „Womöglich", er schnappte nach Luft als mein Fuß das Ziel gefunden hatte, „Diskutieren wir im Auto weiter darüber."

Erneut zog ich eine Braue fragend in die Höhe. „Im Auto?"

Steves Blick floh von meinem und suchte Kontakt mit einer kleinen blonden Kellnerin. Stumm gab er ihr zu verstehen, dass wir zahlen wollten, indes ich wieder meinen Fuß in den High Heel parkte.

„Dein Kleid ist übrigens sehr liebreizend." raunte er mir zu und kramte seine Geldbörse aus der Hosentasche. Ich sah kurz an mir herab. Das schwarze langarm Spitzenkleid hing seit Wochen in meinen Kleiderschrank. Ich war erstaunt, dass ich überhaupt noch reinpasste. „Danke." murmelte ich leise und scannte sein Gesicht ab. Er sah keinen Tag älter aus als 25. Blonde strohige Wuschelhaare, ein markantes Kinn, ozeanblaue Augen und einen leichten Bartansatz. Er sah aus wie der Surferboy von nebenan – wenn er nicht gerade seine braune Lederjacke, von 1920 und die Pilotensonnenbrille trug. Ob er überhaupt jemals altern würde? Und was war mit mir? Das Serum stoppte den Alterungsprozess mit 23 Jahren bei mir. Was wenn wir in einigen Jahren jünger als unsere Kinder aussahen?

„Bitte, Sir." Die kleine Kellnerin legte einen schwarzen Lederumschlag auf unseren Tisch und verschwand erneut. Steve zog den 50 Dollar Schein heraus und legte ihn in die Hülle.

Sein Blick wurde besorgt, als er meinen entdeckte. „Alles in Ordnung, Liebste?" Ich nickte nachdenklich und schob die Sorgen über die Zukunft beiseite. Heute sollte es nicht darum gehen. Dieser Abend gehörte nur uns beiden!

„Hab nur nachgedacht, wie ich deine Klamotten am schnellsten von dir loswerde." sagte ich kokett und stand auf. Er prustete erheitert los und folgte mir nach draußen.

                                                                                                *

„Warm genug?" Sanft strich er mir etwas des dampfend warmen Wasser über die Schulter. Ich rutschte in der Wanne ein Stück nach hinten und lehnte mich an seinen nackten Körper. „Perfekt." 

Sein Grinsen konnte ich in meinen Haaren spüren. 

„Und für dich?"

Sein Kichern erhellte unser Badezimmer auf. „Noch ist Fleisch an meinen Knochen dran."

„Du hättest auch einfach das Wasser etwas kühler einlassen können. Ich weiß doch, dass du es nicht so kochend heiß magst."

Abrupt hörte sein Kichern auf und er wurde ernster. „Heute ist dein Tag, Tasha. Dank dir bin ich seit Jahren wieder unendlich glücklich. Da vertrage ich auch mal 70 Grad heißes Wasser." Seine Nase drückte sich an mein Ohr. „Die Familienplanung ist sowieso abgeschlossen."

Nun musste ich laut auflachen. „Willst du mir gerade sagen, dass ich dich infertil mache?"

„Wünschst du dir etwa noch ein drittes Kind?" fragte er in einen bedenklichen Ton und zog mich erneut enger an sich.

„Mir reichen eigentlich unsere zwei Chaoten vollkommen aus."

Leichte Küsse drückten sich auf meine Schulter und Nacken. Ich schloss die Augen und seufzte entspannt ein und aus. „So sehe ich das auch."

Nichts hätte diesen Moment zerstörten können – wirklich nichts – außer unser Telefon.

Genervt öffnete ich meine Augen und erhob mich. „Wenn das Clint ist, ist er tot!" murmelte ich und stieg aus der Badewanne. Rasch schnappte ich mir ein Handtuch und bannte es mir provisorisch um.

Kling

Kling

„Ich komme, verdammt nochmal!" meckerte ich und schnappte mir den Hörer. „Rogers?"

„Hallo, Natalia!"

Eine unbekannte Männerstimme räusperte sich laut am Ende der Leitung.

„Entschuldigen Sie, kenne ich Sie?"

Er lachte leise in den Hörer hinein. „Oh ja, meine Gute. Hier ist Vindiktor."

Augenblick gefror es mir das Blut in den Adern ein. „Nein!" hauchte ich. Das konnte nicht sein. Wie hatte er mich nach all den Jahren gefunden?

„Hör mir jetzt mal genau zu und tu genau das was ich sage!"

Viiiielen Dank wie immer :D Das nächste mal wird's mehr, versprochen ;) 

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